Mord am Hellweg

„Crème de la Crime“ kommt nach Iserlohn

Herbert Knorr freut sich auf den achten Anlauf von „Mord am Hellweg“. Foto: Marcel Schürmann
Im kommenden Jahr gibt es den ersten Iserlohner Krimi in der Festival-Anthologie. Foto: Marcel Schürmann

ISERLOHN. Bereits zum achten Mal steigt im kommenden Herbst Europas größtes internationales Krimifestival „Mord am Hellweg“. Erstmals ist auch Iserlohn als Standort der Literatur-Festival-Reihe vertreten.

Seinen Namen hat das Festival vom berühmtesten aller Hellwege: der alten Heer- und Handelsstraße von Duisburg nach Paderborn. Möglicherweise erhielt der Hellweg, wie viele behaupten, seine Bezeichnung von der Göttin Hel, der alten germanischen Göttin der Unterwelt. Der Hellweg – ein Todespfad? Seit 2002 allemal, zumindest literarisch.

Schauriges Ambiente bei 200 Veranstaltungen

Angefangen hat alles noch recht beschaulich: 2002 feierte das Krimi-Festival in zehn Städten aus der Hellweg-Region Premiere. Beim achten Anlauf der Biennale, diese findet alle zwei Jahre statt, wird es 2016 in 25 Städten annähernd 200 Veranstaltungen geben, in denen renommierte Autoren ihre Kurzkrimis vorlesen. „Eine wichtige Rolle spielen dabei natürlich die Locations“, erzählt Herbert Knorr (63) vom Westfälischen Literaturbüro in Unna, dem Veranstalter der Festivalreihe. Dieses wird gemeinsam mit dem Bereich Kultur der Kreisstadt Unna ausgerichtet. So finden sich die Zuschauer nicht etwa in gewöhnlichen Räumen ein; vielmehr sorgen ausgewählte Orte wie Justizvollzugsanstalten, Bestattungshäuser oder alte Burgruinen für das richtig schaurige Ambiente.

Auch wird es wieder Themennächte geben.  So gab es 2014 schon eine bayrische Nacht mit Spezialitäten und Musik aus dem Süden Deutschlands. In Bad Sassendorf wurde eine Thrillernacht veranstaltet, in der Tierkrimis auf einer Ranch vorgetragen wurden. „Wir haben jedes Mal andere Themen. Dabei wollen wir auch immer aktuell sein“, so Knorr. Im kommenden Jahr steht das Festival unter dem Motto „Glaube, Liebe, Leichenschau“.

Wo genau die einzelnen Veranstaltungen und Lesungen 2016 stattfinden werden, ist indes noch nicht geklärt. Knorr:Das Hauptprogramm entwickeln wir erst im Frühjahr. Das eigentliche Festival steigt ja erst vom 17. September bis zum 12. November 2016". Einen Iserlohner Standort gab Knorr dann aber doch schon bekannt – das Museumsdorf wird als Schauplatz für eine von mindestens vier Veranstaltungen dienen

Internationale Autoren kommen nach Iserlohn

Das Festival wird von zwei Säulen gestützt. Zum einen gibt es die „Mord am Hellweg“-Anthologie, eine Zusammenstellung der einzelnen Kurzkrimis, die in den jeweiligen Städten spielen. Diese werden kurz nach Beginn des Festivals veröffentlicht und gebündelt als Buch verkauft.

Zum anderen gibt es die internationalen Nächte, in denen sich auch ausländische Newcomer-Autoren einen Namen machen können. Ihre Geschichten werden ins Deutsche übersetzt und von deutschen Schauspielern vorgetragen. Beim Festival 2010 waren 17 internationale Schriftsteller vertreten; so machten unter anderem Jussi Adler-Olsen (Dänemark) und Simon Beckett (England) auf sich aufmerksam. „Die kannte vorher keiner. Jetzt sind sie in ihren Ländern im Bereich Krimi bereits echte Größen“, ist Knorr stolz auf den Stellenwert, den „Mord am Hellweg“ in der Literaturbranche mittlerweile hat. 

Mordserie am Seilersee?

Für Iserlohner Krimi ist Rainer Wittkamp zuständig. Der Berliner Autor recherchierte vor wenigen Wochen vor Ort und machte sich eigens ein Bild von der Stadt: „Ich kannte Iserlohn im Vorfeld nur vom Namen und war sehr positiv überrascht. Die Stadt hat ein paar sehr schöne Ecken zu bieten.“ Abgetippt hat Wittkamp die Story bereits: „Es geht um einen jungen, verliebten Mann, der bei seiner Rückkehr nach Iserlohn von seiner Vergangenheit eingeholt wird“, erzählt der 59-jährige Autor. Gleich mehrere Mordfälle sollen sich in seinem Kurzkrimi ereignen. Genaueres wollte Wittkamp aber noch nicht preisgeben.

Zur Finanzierung des Festivals konnten die Teilnehmerstädte als Kooperationspartner gewonnen werden. Auch profitieren die Veranstalter von einer Förderung des Landes NRW, sowie von einigen Sponsoren. „Anders wären die Unkosten von 600.000 Euro gar nicht zu stemmen“, sagt Knorr.

Für die beste Geschichte wird am Ende des Festivals der „Ripper Award“ verliehen – der Europäische Preis für Kriminalliteratur, der mit 11.111 Euro dotiert ist. Bereits im Frühjahr werden dafür fünf Autoren nominiert werden. Nach dem Festival stimmt dann das Publikum für seinen Favoriten ab. Auf die Frage, ob sich Wittkamp selbst Chancen auf den ersten Platz ausrechnet, lacht er: „Dem Lektorat hat die Geschichte auf alle Fälle schon gut gefallen.“

Wer der „Crème de la Crime“ bei ihren mörderischen Lesungen in Iserlohn lauschen möchte, hat noch ein wenig Zeit: Der Vorverkauf für die einzelnen Veranstaltungen startet im Frühjahr.

Von Marcel Schürmann
Veröffentlicht am 30.11.2015