Filmpalast Iserlohn

"Das perfekte Geheimnis" – die perfekte Komödie?

Sieben Freunde, sieben Handys und jede Menge Geheimnisse. Foto: WDR

ISERLOHN. Ein deutscher Film? Der kann doch gar nicht gut sein. Aber was Komödien angeht ist die deutsche Filmindustrie gut dabei. Seit dem 31. Oktober läuft der Film „Das Perfekte Geheimnis“ in den deutschen Kinos und belegt in den Kinocharts in Deutschland Platz Eins noch vor dem Joker.

Starbesetzt und namenhaft Regie geführt. Der Film "Das Perfekte Geheimnis" setzt die Messlatte hoch. Regisseur Bora Dagtekin ist bekannt durch die Filme "Türkisch für Anfänger" und "Fack ju Göhte". Und auch die Schauspieler sind nicht selten auf den deutschen Kinoleinwänden zu sehen: Elyas M'Barek, Karoline Herfurt und Jella Haase - das Trio aus "Fack ju Göhte" - sowie Wotan Wilke Möhring, Frederick Lau, Florian David Fitz und Jessica Schwarz sitzen zusammen an einem Tisch. Vier Männer und drei Frauen, die sich vielleicht doch nicht so gut kennen, wie sie dachten.

Ein gemütlicher Abend entpuppt sich als möglicher Beziehungskiller

Schönheitschirurg Rocco (Wotan Wilke Möhring) und seine Frau Eva (Jessica Schwarz) laden ihre besten Freunde zum Abendessen ein: Leo (Elyas M'Barek) hat sich als moderner Vater Elternzeit genommen, während seine Frau Carlotta (Karoline Herfurt) oft bis spät abends in einer Werbeagentur arbeitet.
Simon (Frederick Lau) versucht sich nach einer gescheiterten Modelkarriere als Taxifahrer und bringt seine neue Freundin mit - die esoterisch angehauchte Tierärztin Bianca (Jella Haase). Nur Lehrer Pepe (Florian David Fitz) kommt ohne Begleitung. Seine Freundin konnte krankheitsbedingt nicht dabei sein.
Vom anfänglichen Smalltalk kommen die sieben Freunde über das Thema Ehrlichkeit bis hin zu einem Spiel, dessen Idee von Psychotherapeutin Eva stammt: Alle Handys auf den Tisch. Eingehende Nachrichten werden laut vorgelesen und Anrufe auf Lautsprecher gestellt, ohne die Person an der anderen Leitung vorzuwarnen, dass sie gerade vor einer Audienz spricht. Da kommen so einige Geheimnisse ans Licht, die selbst die vier Männer überraschen, obwohl sie sich seit Kindheitstagen kennen.

Erfrischend humorvoll...

Humor ist Geschmackssache, aber die Menschen im Kinosaal zeigten: Niemand konnte den Film sehen, ohne mindestens einmal zu Lachen. Seien es Roccos schlechte Kochkünste und die zweifelhaften Versuche der Anderen, sein Essen nicht runterwürgen zu müssen, oder die eingehenden Anrufe und Nachrichten, die so manch Einen in Erklärungsnot bringen - der Film hat viele lustige Szenen parat. Und das liegt nicht zuletzt an den guten schauspielerischen Leistungen der deutschen Kinostars. Die Harmonie unter den Schauspielern scheint zu stimmen. Jeder hat eine Rolle, die perfekt zu ihm passt.

...und mit tieferem Sinn dahinter

In der modernen Gesellschaft sind Smartphones nicht mehr wegzudenken. Sind ja auch ganz praktisch die Dinger, aber sie haben auch ihre negativen Seiten. "Das perfekte Geheimnis" betrachtet die Handys aus einer gesellschaftskritischen Perspektive: Man vertraut seinem Mobiltelefon mehr an als seinen engsten Freunden und seiner Familie. Das Smartphone weiß mehr über dich als sie es tun. Und das wird im Laufe des Films klar. Zum Anfang ist alles noch harmlos. Ein Anruf der Schwester, ein Anruf vom Vater. Doch mit der Zeit kommen immer mehr Geheimnisse ans Licht, die für Beziehungschaos und Ehestress führen.
Der Film spricht also ein Problem der heutigen Gesellschaft an: Man ist viel zu oft an seinem Smartphone, viel zu oft online und spricht viel zu wenig mit seinen Lieben über seine Probleme. Ein Kommunikationsproblem, woran so manche Paare und Ehen zerbrechen.

Der Film zeigt: Homophobie bringt nichts

Im Internet wird häufig die Homophobie kritisiert, die im Laufe des Films deutlich wird. Ganz offen wird das Wort "Schwuchtel" benutzt. Als einer der Männer dann auch noch Liebes-Nachrichten von einem Hannes bekommt, reagieren zwei der alten Schulfreunde sehr schockiert. Einer von ihnen geht so weit, dass er sich mit seinem eigentlich so guten Freund in eine Prügelei verwickelt.
Der Hass gegen Homosexuelle ist in unserer heutigen Gesellschaft nicht vertretbar.
Umso besser ist es, dass der Film dieses Thema anspricht und auch zeigt: Homophobie ist nicht zielführend. Denn nach den körperlichen Auseinandersetzungen zwischen den zwei Männern, findet ein Umdenken statt: Das ist immer noch unser alter Schulfreund, den wir seit Kindheitstagen kennen. Daran ändert auch die Homosexualität nichts. Und genau dieser Lernprozess wird im Film deutlich.
Deshalb ist es vollkommen in Ordnung, dass der Film das Thema Schwulenfeindlichkeit aufgreift. Dafür sollte man "Das perfekte Geheimnis" nicht kritisieren, sondern seine didaktischen Absichten loben.

Ende gut alles gut?

Die Filmidee für "Das perfekte Geheimnis" ist nicht neu. Das Original "Perfetti Sconosciuti" stammt aus Italien. Danach wurde der Film in zahlreichen anderen Ländern reproduziert.
Das Original hatte wohl kein Happyend, denn in einer Rezension auf www.filmstarts.de von Christoph Petersen heißt es: "Mit dem hinzugedachten Wohlfühl-Happyend macht Dagtekin aus einer durchaus bissigen Satire ein banales Boulevardstück".
Ob nun Happyend oder nicht: bissig ist das deutsche Remake allemal, denn auch hier verwandelt sich die anfängliche Wohlfühl- und Spaß-Stimmung unter den sieben Freunden zu Chaos und Feindschaft - dieselbe Pointe, wie im italienischen Original, nur geht es anders für die Freunde aus. Die deutsche Version ist also kein banales Boulevardstück, denn eine Lehre zieht man allemal aus dem Film: Das Handy ist nicht alles im Leben.

Alles in einem

Der Film ist eine humorvolle Komödie mit Didaktik. Es lohnt sich, das Kino zu besuchen und an der Kasse Karten für "Das perfekte Geheimnis" zu kaufen.  

Von Luisa Bialas
Veröffentlicht am 19.11.2019

Luisa Bialas

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