Drahtzieher von Weltrang

Altena identifiziert sich mit seiner Geschichte - Drahtkunst in der Innenstadt. Foto: Robert Bachofer.

Altena. Das Deutsche Drahtmuseum in Altena bot vergangenen Sonntag die Sonderführung „Vom Kettenhemd zum Supraleiter“ durch seine Exponate an. BiTSnews berichtet aus der Burg- und Drahtstadt.

Jeden ersten Sonntag im Monat bietet das Deutsche Drahtmuseum in Altena geführte Einblicke in seine Sammlung. „Draht begegnet uns überall“, meint Jutta Klinke, die Museumsführerin, und belegt dies mit Beispielen: Kein Hochhaus würde ohne die Drahtnetze im Stahlbeton stehen, keine Elektrizitätsleitung ohne Draht Strom spenden, kein Bild ohne Drahtstift (gemeinhin bekannt als Nagel) an der Wand hängen.

Es ist diese Vielfältigkeit von Draht, die das Museum in elf Ausstellungsräumen seinen Besuchern vermitteln will. Das Deutsche Drahtmuseum versteht sich „erlebnisorientiert“: Es darf nach Herzenslust angefasst werden, passende Beleuchtung und Kurzfilme schaffen einen dynamischen Gesamteindruck. Dabei haben die Organisatoren erfolgreich den Drahtseilakt vollführt, einerseits Erlebnis zu bieten, andererseits die Besucher nicht mit Reizüberflutungen zu vergraulen.

Draht im Laufe der Zeit

In Verbindung mit der Führung ermöglichen die einzelnen Ausstellungsräume den Besuchern weitreichende Einblicke in die Drahtverwendung und –produktion, sowie deren Geschichte. Auch die sozialen Auswirkungen dieses Industriezweigs auf das Sauerland und Altena werden durch die Exponate illustriert. Bereits im Mittelalter war die Region für ihre Drahtherstellung weithin bekannt. Ohne sie wäre die Fertigung des wichtigsten damaligen Rüstzeugs – das Kettenhemd – unmöglich gewesen. Während die Herstellung des Kettenhemdes dem Fortschritt zum Opfer fiel, machte die Drahtherstellung eine rasante Entwicklung durch. Die Besucher konnten im Museum den Werdegang vom Kettenhemd zu modernen Alltagsobjekten, wie Zahnspangen oder Küchensieben, erleben.

Draht als Touristenmagnet

Der in Altena produzierte Draht kommt rund um den Erdball zum Einsatz: Ob als Teil der Stahlseile, welche die Golden Gate Bridge in San Francisco stützen oder als winzige, in alle Herren Länder exportierte Nadel. „Kein Großprojekt auf der Welt kommt ohne Draht aus Altena aus“, meint Frau Klinke. Die Besucherschaft des Museums ist international: dem Museumspersonal zufolge stellen ausländische Touristen einen fast ebenso großen Teil der Besucheranzahl, wie Einheimische. Oft angelockt durch die Burg Altena ziehen selbst japanische und chinesische Reisegruppen durch die Ausstellungsräume. Auf der Website des Museums finden sich Kommentare in Englisch und Niederländisch. Dennoch sind es hauptsächlich Touristen aus deutschsprachigen Gebieten, die dem Museum Zulauf bescheren und begeistert sind. Eine österreichische Touristengruppe war sich nach der Sonderführung einig: „Draht ist viel spannender als wir vorher gedacht haben.“

Von Robert Bachofer

Veröffentlicht am 04.04.2011