Ziemlich Beste Freunde

Eine ungewöhnliche Freundschaft im Parktheater

Die Tanzszene begeisterte alle Zuschauer. Foto: Marie Junga
Der Große Saal des Parktheaters war nahezu ausverkauft. Foto: Marie Junga

ISERLOHN. Es ist eine Geschichte über zwei völlig verschiedene Menschen, in komplett unterschiedlichen Lebenssituationen. „Ziemlich Beste Freunde“ ist ein Film über eine ganz besondere Freundschaft, die die Lebensfreude trotz Behinderung thematisiert. Der Film, der auf einer wahren Begebenheit beruht, berührte viele Menschen und hat, zu Recht, zahlreiche Preise abgeräumt. Nun wurde der Film auch auf die Bühne gebracht – doch kann die Bühnenfassung von Gunnar Dreßler mithalten?

Vergangene Woche fand das Tournee-Theater Thespiskarren auch ihren Weg in das Parktheater in Iserlohn. Drei Monate tourt das Ensemble, geleitet von Gerhard Hess, durch Deutschland und steckt offensichtlich viel Leidenschaft in die Produktion. Davon wollten sich die Iserlohner selbst überzeugen, denn der Saal war nahezu ausverkauft. Die Theaterversion von „Ziemlich Beste Freunde“ ist überraschenderweise fast identisch zum Film und begeistert durch seine Darsteller.

Was ist anders?

Im Gegensatz zum Film, mussten ein paar Szenen für die Bühne verändert werden, da nicht alles umsetzbar ist. Beispielsweise die Anfangsszene im Film, in der die beiden Hauptdarsteller im Auto sitzen und in einen Konflikt mit der Polizei kommen, kann auf der Bühne nicht realisiert werden. Das Bühnenbild ist einfach gestaltet, was jedoch den Schauspielern zugutekommt, da sie so die volle Aufmerksamkeit bekommen. Dadurch wirkte das Stück sehr natürlich und konzentriert sich auf das Wesentliche. Die Umbauarbeiten wurden von den Schauspielern übernommen, da es oft nur Kleinigkeiten waren.

Es war überraschend, wie eng die Theaterversion an dem Film ist. Nicht nur der Text war nah am Original, sondern auch die Handlung. Szenen, die nicht wie im Film umsetzbar waren, wurden so geschickt verändert, dass es zunächst nicht aufgefallen ist. Jemand, der den Film nicht kennt, würde es nicht stören, weil es trotzdem sehr natürlich wirkt. Auf die berühmte Tanzszene von Driss konnte man besonders gespannt sein, doch Felix Frenken enttäuschte nicht und brachte viel Stimmung in den Saal.

Die Charaktere - wer macht sie lebendig? 

Das Ensemble besteht aus drei Hauptcharakteren: dem querschnittsgelähmten Philippe (Timothy Peach),  seinem chaotischen Krankenpfleger Driss (Felix Frenken) und der Assistentin Magalie (Sara Spennenmann).

Peach und Frenken gehen in ihrer Rolle förmlich auf und begeistern das Publikum. Besonders Peach beeindruckt durch sein Schauspieltalent, da er ausschließlich mit Mimik und Kopfbewegungen arbeiten kann. Aber auch Frenken schafft es mit einer Leichtigkeit seiner Figur Charakter zu verleihen. „Ich bin von deren Leistung sehr beeindruckt!“, sagt der Zuschauer Michael Hensen, der mit dieser Meinung nicht alleine ist.

Standing Ovations für das Ensemble

Von Berührungsängsten zwischen Philippe und Driss ist keine Spur und das doch oft schwierige Thema, Glücklich sein trotz Behinderung, wird mit viel Charme und Humor angegangen. Das ganze Stück hindurch erklingt Gelächter aus allen Ecken. Es ist ein angenehmer Mix zwischen Schwarzem Humor und Ernsthaftigkeit, was den Zuschauer förmlich fesselt. Mit dem Fallen des Vorhangs gab es für alle Schauspieler Standing Ovations. In ihren Gesichtern spiegelten sich ihre Erleichterung und auch ihre Leidenschaft für das Theater wider.

Das Stück kann mit dem Film in jeder Hinsicht mithalten. Bühnenbild und die Inszenierung harmonierten sehr gut und auch die Schauspieler waren perfekt ausgewählt. Ein wahnsinnig erfrischendes Stück, was sich auf jeden Fall lohnt zu besuchen. Es waren sehr unterhaltende zweieinhalb Stunden, die einen mit einem breitem Grinsen gehen ließen.

Von Marie Junga
Veröffentlicht am 28.04.2016