„Einmal aufladen bitte!“

Handys und Smartphones während des Einkaufs kostenlos aufladen lassen - in Herdecke steht dies erstmal nicht zur Debatte. Foto: Lara Behrens

Herdecke. Wer kennt das nicht: Man ist unterwegs und plötzlich gibt das Handy den Geist auf. Kostenloses Akku-Laden ist ein neuer Service in Essener Geschäften. Ob dies auch in Herdecke möglich wäre, hat BiTSnews nachgefragt.

Ob rein geschäftlich, nur für den Notfall oder um immer erreichbar zu sein – es gibt einige Gründe ein Handy oder Smartphone zu nutzen. Bei vielen geht heutzutage sogar nichts mehr ohne. Vor allem junge Leute können sich nicht vorstellen, wie man früher ohne Mobiltelefon auskam. Es ist ständiger Begleiter, Informant über die wichtigsten News, die direkte Verbindung zu Freunden, Verwandten und Bekannten. Doch was, wenn das gute Stück mitten am Tag den Geist aufgibt? Wenn es durch Telefonieren, simsen, surfen und mailen einfach ausgepowert ist.

Es besteht kein Bedarf

In Essen haben sich jetzt einige Geschäftsleute zusammen getan und bieten einen neuartigen Service an: Benutzer von Apple-Geräten können ihre iPhones, iPads und iPods dort während des Einkaufs kostenlos aufladen. Ist das ein Konzept für die Zukunft? Und wäre es auch in anderen Städten umsetzbar? Franz Hillebrand, 2.Vorsitzender der Herdecker Werbegemeinschaft, sieht das Konzept eher skeptisch. „In einer Kleinstadt wie Herdecke bezweifle ich, dass es eine Nachfrage danach geben würde. In einer großen Stadt mit Einkaufscenter könnte ich mir vorstellen, dass Kunden diesen Service in Anspruch nehmen würden, aber hier nicht.“

Armend Gecaj, Gastronom und Besitzer des Bistros „Sonne“ in Herdecke ist mit seinen 23 Jahren Teil der Generation, die Smartphones und Handys ebenso selbstverständlich wie den Haustürschlüssel immer mit sich herum trägt. Er selbst besitzt ein iPhone und hat auch in seinem Bistro viele Gäste mit solchen Mobiltelefonen. Dennoch würde er eine Aktion wie in Essen nicht unterstützen: „Ich sehe keinen Bedarf dafür. Es gibt noch nicht genug Leute mit iPhones, die den Service nutzen könnten. Wenn schon, müsste man es ja auch für alle Geräte anbieten und nicht nur für die von Apple.“ Hier sieht auch Franz Hillebrand ein großes Problem: „Würde man den kostenlosen Auflade-Service für alle Fabrikate anbieten, müsste man ja auch sämtliche Ladegeräte parat haben. Die Regelung, dass es einen einheitlichen Stecker für alle Mobiltelefone gibt, tritt ja erst in ein paar Jahren in Kraft.“

Sicherheit muss gegeben sein

Doch was ist mit der Gewährleistung, dass in der Zeit, in der der Kunde unbedarft shoppen geht und die Handys kostenlos geladen werden, nichts mit den Geräten passiert oder sie gestohlen werden? „Die Sicherheit muss gewährleistet sein, nur auf Vertrauensbasis funktioniert der Service nicht“, ergänzt Franz Hillebrand. Er stelle es sich schwierig für viele Einzelhändler vor, extra Sicherheitsschränke anzuschaffen. Es müsse ja dann auch die Möglichkeit geben mehrere Geräte gleichzeitig zu laden. „Ich glaube mit solch einem Service wären wir unserer Zeit voraus.“

Auf Handy nicht verzichten

Armend Gecaj hat einen Kompromiss: „Würde jetzt jemand kommen und mich fragen, ob er sein Handy bei mir aufladen kann, dann wäre das kein Problem. Solange er sein Ladegerät dabei hat, kann er laden so viel er will.“ Er sieht dies als freundlichen Service und als Maßnahme der Kundenbindung. Aber daraus einen Service zu machen und den zu bewerben, dafür sehe er die Notwendigkeit nicht. Leo Gashi, Student an der Universität Münster, würde wohl noch nicht mal dies in Anspruch nehmen: „Ich habe zwar kein iPhone, würde aber auch mein Handy niemals irgendwo abgeben. Ich hänge total daran und könnte auch beim Einkaufen nicht darauf verzichten - angerufen werden kann man schließlich immer.“

Von Lara Behrens

Veröffentlicht am 22.10.2010