„Die Traumjäger"

Fremde Welten und fantastische Wesen

Der Treffpunkt der „Traumjäger": Der Jugend- und Freizeittreff Audrey's Foto: Fabian Zimmer
So sieht die Charakterübersicht des Scharfschützen-Adepten aus. Foto: Fabian Zimmer
Die heutige „Shadowrun"-Spielerunde Foto: Fabian Zimmer

LÜDENSCHEID. Jeden Freitag treffen sich begeisterte Rollenspielfans in der Kinder- und Jugendfreizeitstätte Audrey's, um sich gemeinsam „Pen & Paper"-Abenteuern zu stellen. Der seit 2002 bestehende Verein „Die Traumjäger" bietet für seine circa 80 Mitglieder jede Woche bis zu sechs verschiedene Spielerunden an.

Auf dem Programm stehen diese Woche neben Klassikern wie „Star Trek" und „Dungeons and Dragons" auch Spiele wie „Shadowrun" und „Splittermond", von denen Außenseiter bisher vermutlich noch nichts gehört haben werden. Spiele dieser Art werden oft als "Pen & Paper Rollenspiele" bezeichnet, da sie, dem Namen entsprechend, oft in Kombination mit Stift und Papier gespielt werden. Sie gelten als die Vorreiter der modernen PC-Rollenspiele.
„Vereinfacht gesagt, geht es bei Rollenspielen um fünf Recken, die losziehen um die Prinzessin zu retten", erklärt der Herscheider Jörn Heimesoff. Ganz so einfach ist es aber nicht. Zu jedem Spiel gibt es ein umfangreiches Regelwerk. Darin finden die Spieler neben einer Beschreibung der Spielewelt auch Antworten zu allen möglichen Fragen, die  im Verlauf des Spiels auftreten können. Wem das noch nicht ausreicht, der kann sich noch in zahlreiche Romane vertiefen, die zu jedem Genre erscheinen.
Die Spieler tauchen also ab in ein komplexes Universum und werden zu einem Charakter, den sie häufig sogar selber entworfen haben. Ob Science-Fiction oder Fantasy, Außerirdischer oder Gnom - der Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt.  „Man kann sich das Ganze wie einen interaktiven Film vorstellen, bei dem Vorstellungskraft eine wichtige Rolle spielt", meint Daniel Greitsch aus Nachrodt, der seit 2008 Mitglied im Verein ist. In erste Linie ginge es darum, Spaß zu haben - es sei eine schöne Abwechslung vom Alltag.

Mitten im Geschehen

In geselliger Runde sitzen einige „Traumjäger" zusammen und unterhalten sich.  Schnell wird klar, dass die Mitglieder sich gut verstehen - es herrscht eine ausgelassene Stimmung.
Der zweite Vorsitzende des Vereins Matthias Baumann hat für mich zwei Zettel vorbereitet, auf denen Charakterdetails für die kommende Runde „Shadowrun" stehen.  Ein wenig überwältigt von der Menge der Informationen, wähle ich den Scharfschützen-Adepten  (Foto). Bevor wir anfangen, bekomme ich noch eine Einordung, in was für einem Universum „Shadowrun" spielt:
Es handelt sich um eine Welt, in der die Technik mit allen Bereichen des Lebens verknüpft ist, aber es existieren auch magische Wesen, wie Elfen, Zwerge oder Orcs. Riesige Konzerne, die zum Teil sogar eigene Staatsgebiete besitzen, spielen eine wichtige Rolle in der Gesellschaft.

Das Abenteuer beginnt


Und dann geht es los. In fünf oder sechs Personen großen Gruppen verteilen wir uns auf verschiedene Räume. Während ich noch etwas verloren durch das riesige Regelwerk blättere, werden auf dem Tisch Snacks und Getränke ausgebreitet.
Matthias Baumann übernimmt die Rolle des Spielleiters, der dafür verantwortlich ist, die Geschichte zu erzählen und auf die Aktionen der Spieler einzugehen. Er beginnt damit das Geschehen zu beschreiben:
Meine Begleiter und mein Charakter, den ich etwas einfallslos „Zoom" getauft habe, finden sich in einem Hotel im Herzen Englands wieder, als es an der Tür klopft. Die Polizei fordert uns auf zum Verhör mit auf die Wache zu kommen, da sie vermutet, wir seien in einen Bankraub vor ein paar Tagen verwickelt.
Unsere Alter Egos sind nun Teil des Geschehens und wir müssen selbst entscheiden, wie wir reagieren. Da ich als Erster an der Reihe bin und noch keine Erfahrung mit Tischrollenspielen habe, beschließe ich, mich der Aufforderung zu beugen. Meine Mitspieler hingegen wissen sich deutlich besser zu helfen. „Warum werde ich verdächtigt?" möchte jemand wissen, woraufhin der Spielleiter die Rolle der Polizei übernimmt und eine Antwort improvisiert. Ein anderer fragt nach Fluchtmöglichkeiten, doch Matthias muss ihn enttäuschen, da hinter dem Hotel weitere Polizisten stehen. Der nächste wiederum nutzt eine Fähigkeit seines Charakters, um seine Handschellen für den Fall der Fälle zu manipulieren.
Rollenspiele bieten eine Menge Möglichkeiten, das Geschehen zu beeinflussen. Die Mitspieler können miteinander interagieren und zusammen Pläne schmieden und ausführen. Der Spielführer muss dabei für alle Eventualitäten gewappnet sein und den Verlauf der Geschichte entsprechend anpassen. Es sollte allerdings darauf geachtet werden, seinen Avatar nicht bei jeder Gelegenheit in Lebensgefahr zu bringen, denn der Tod des Charakters bedeutet in den meisten Fällen auch das Aus für den Spieler.
Da es keinen Ausweg aus der Lage zu geben scheint, folgen auch meine Gefährten den Anweisungen der Polizei und die Geschichte wird fortgesetzt.
Als es einige Zeit später zum ersten Kampf mit ein paar Straßengangstern kommt, bin ich ein wenig überfordert. Verschiedenste Werte und Ausrüstungsgegenstände beeinflussen, wie viele Würfel ich verwenden darf, um meinem Gegner Schaden zuzufügen, und ich muss ein paar Mal nachfragen, was ich genau tun muss. Letztendlich besiegen wir unseren Feind, und der Rest der Bande flieht. Während des Kampfes wird mein Avatar allerdings so schwer verletzt, dass er in ein Krankenhaus gebracht werden muss und leider endet das Abenteuer für mich an dieser Stelle. Wie lange ein Spiel dauert, kann sehr unterschiedlich sein. Einige Spielrunden gehen über ein halbes Jahr oder länger, andere sind schon nach ein paar gemeinsamen Abenden beendet.
Trotz meines mäßigen Erfolges war der Ausflug in die Welt der Rollenspiele ein spannendes Erlebnis.

Von Fabian Zimmer
Veröffentlicht am 15.04.2017