Hand angelegt bei RUHR.2010

Melinda Schmitz war Praktikantin bei RUHR.2010. Bild: Marc auf dem Kamp

Iserlohn/Essen. Ein klitzekleiner Teil von RUHR.2010 studiert in Iserlohn: Die 20-jährige Melinda Schmitz ist im zweiten Semester des Studienganges Sport- und Eventmanagement an der BiTS. Während eines Praktikums von Januar bis März diesen Jahres bei der RUHR.2010 GmbH hat sie zum Gelingen des Kulturhauptstadtjahres selbst ein Stück beigetragen. Melinda erzählt BiTSnews, was sie hinter den Kulissen der europäischen Kulturhauptstadt erlebt hat.

BiTSnews: Melinda, was hast du für eine Beziehung zum Ruhrgebiet? Kommst du von dort?

Melinda: Nein, ich bin am Niederrhein groß geworden. Ursprünglich komme ich aus Tönisvorst, in der Nähe von Krefeld. Das ist ziemlich nah am Pott dran und außerdem wohnen im Ruhrgebiet viele Verwandte von mir, meine Großeltern leben zum Beispiel in Dortmund.

BiTSnews: Wie bist du auf die Idee gekommen, dich bei RUHR.2010 zu bewerben?

Melinda: Die Idee kam ursprünglich von meinem Vater. Während eines Gesprächs mit einem Kollegen wurde sein Interesse für die Arbeit der RUHR.2010 geweckt und anschließend hat er mir vorgeschlagen, mich zu bewerben. Meine Unterlagen habe ich recht allgemein gehalten, weil ich viele Bereiche der RUHR.2010 GmbH interessant fand. Letztendlich ist meine Bewerbung dann beim Veranstaltungsmanagement gelandet. Wegen der Arbeiten für die Eröffnungsfeier im Januar hat die Einladung zum Bewerbungsgespräch noch etwas auf sich warten lassen, zwei Wochen nachdem ich mich vorgestellt hatte war dann schon mein erster Praktikumstag.

BiTSnews: Und wie lange war dein Praktikum?

Melinda: Ich war sieben Wochen da, also fast die kompletten Semesterferien.

BiTSnews: Das Kulturhauptstadtjahr ist ja ein riesiger Organisationsaufwand. Selbst im Bereich Veranstaltungsmanagement gibt es wahrscheinlich noch viele einzelne Arbeitsbereiche. Womit warst du denn so beschäftigt?

Melinda: Ich habe im Team für das Großprojekt „Still-Leben Ruhrschnellweg“ gearbeitet. Das ist das Projekt, in dessen Rahmen am 18. Juli die A40 für einen Tag lang gesperrt wird. Im Januar war das zwar noch mehr als ein halbes Jahr hin, aber der Organisationsaufwand für dieses Event ist so enorm, das ist kaum vorstellbar. Die Planungen haben schon lange im Voraus begonnen. Es soll ein 60 Kilometer langes Fest der Alltagskulturen entstehen, aufgeteilt in eine Mobilitätsspur und eine Tischspur. Auf die Mobilitätsspur, die Fahrbahn in Richtung Dortmund, darf alles, was Räder aber keinen Motor hat und auf der Tischspur werden über 20.000 Biertischgarnituren aufgestellt - die längste Tafel der Welt.

Ursprünglich ist die Autobahn natürlich nicht für Fußgänger ausgelegt. Unter anderem müssen also noch Absperrungen aufgestellt, Maut-Anlagen abgestellt, sanitäre Einrichtungen installiert und Blitzanlagen gesichert werden – auf der ganzen Strecke von Duisburg nach Dortmund. Und diese Aufgaben sind erst ein winziges Teil vom Puzzle. Mein Chef hat immer gesagt, dieses Projekt sei ein wahrer Fetisch für Logistiker. Zum Glück ist die Generalprobe gut gegangen! Mitte Mai wurde auf der A540 bei Jüchen schon mal auf einem kleinen Stück Autobahn geübt. Das lief wirklich gut!

BiTSnews: Das ist doch schon mal ein gutes Zeichen. Wurdest du denn bei einer so großen Sache richtig mit eingebunden und hast was mitnehmen können?

Melinda: Ja, auf jeden Fall. Ich war bei fast allen Besprechungen dabei, wurde super in das Team eingebunden und durfte auch Verantwortung für Aufgaben übernehmen. Da habe ich so einiges mitnehmen können. Allein die Vielfältigkeit und Einzigartigkeit dieses Events hautnah mitzuerleben, war enorm. Das Projekt „Still-Leben Ruhrschnellweg“ ist eine einmalige und unglaublich teure Veranstaltung und birgt jede Menge Aufwand und hohe Anforderungen an das Team. Das war sehr beeindruckend.

BiTSnews: Jetzt hast du das Team schon mehrmals angesprochen, wie waren denn die Leute so?

Melinda: Alle waren super freundlich und offen. Die Atmosphäre im gesamten Team der RUHR.2010 war super, es waren auch sehr viele junge Leute dabei. Mit einigen habe ich jetzt noch Kontakt und versuche, den auch weiterhin zu halten.

BiTSnews: Und spätestens am 18. Juli seht ihr euch doch bestimmt wieder, oder?

Melinda: Ja klar, das lasse ich mir natürlich nicht entgehen.

BiTSnews: Hast du schon Pläne, wo du dir was ansehen möchtest?

Melinda: Ja, ich werde auf jeden Fall zu Fuß über die Autobahn laufen. Ich weiß nicht, warum viele Leute so scharf darauf sind, mit dem Fahrrad zu fahren. Ich vermute, es werden so große Menschenmassen hinströmen, dass an fahren nicht zu denken ist. Sämtliche Bahnhöfe werden an ihre Grenzen gebracht werden und Räder sind an diesem Tag in den Zügen nicht erlaubt. Eine genaue Route muss ich mir aber noch überlegen, auf der Homepage des „Still-Leben“ gibt es vorab schon viele Informationen zu den Programmpunkten an den einzelnen Tischen. Zum krönenden Abschluss werde ich dann noch zu Bochum Total gehen, einem der größten Open-Air Musikfestivals in Europa.

BiTSnews: Das klingt doch nach einem schönen Abschluss für die harte Arbeit beim Praktikum.

Melinda: Das stimmt! Aber die harte Arbeit hat mir auch großen Spaß gemacht. Ich habe sogar überlegt, noch länger als Praktikantin zu bleiben. Dazu hätte ich allerdings zwei Semester aussetzten müssen, ich möchte aber lieber erst mein Studium beenden, auch wenn das ein einzigartiges Spektakel ist.

BiTSnews: So ein Praktikumsplatz kommt bestimmt so schnell nicht wieder, bereust du deine Entscheidung nicht mittlerweile ein bisschen?

Melinda: Nein, eigentlich nicht. Die Praktikumszeit war eine tolle Erfahrung für mich und ich werde in diesem Jahr versuchen, so viele Veranstaltungen der Kulturhauptstadt wie möglich zu besuchen.

BiTSnews: Gib doch zu guter Letzt mal einen Geheimtipp ab: Welche Veranstaltungen sind denn besonders interessant?

Melinda: Das ist schwierig zu sagen, es finden unglaublich viele interessante Events statt. Besonders gefallen mir die Projekte im Rahmen von „Junge Kulturhauptstadt“, wie zum Beispiel der „Slam2010“ oder „URBANATIX Street Art & World Artistic“. Aber auf www.ruhr2010.de gibt es noch jede Menge Details dazu und viele andere spannende Veranstaltungen.


Von Anne Welkener

Veröffentlicht am 28.05.2010