Kabarett

Herkuleskeule in Halver – Ein Spaß für Jung und Alt?

Das Dresdener Kabarettisten-Trio: (v. l.) Rainer Bursche, Katrin Jaehn und Alexander Pluquett. Foto: Christopher Langer

HALVER. Am Freitag gastierte das Ensemble des Theaters Herkuleskeule aus Dresden im Anne-Frank-Gymnasium in Halver. Das Kabarett-Trio lockte mit ihrem Programm „Lachkoma“ sehr viele Menschen an, jedoch waren die Altersgruppen nicht gleichmäßig vertreten.

Schon beim Eintritt in den gut gefüllten Saal fiel mir auf, dass ein großer Anteil der Besucher vom Alter her jenseits der 60 Jahre lagen. Deswegen wurde ich immer unsicherer, ob dieses Stück etwas für mich sei. Dann traten die drei Kabarettisten, bestehend aus Rainer Bursche, der mit Hemd und Hosenträgern auftrat, Alexander Pluquett und Katrin Jaehne auf die Bühne. Sie erklärten, wieso ihr Stück den Titel „Lachkoma“ trägt. Sie erzählten, dass man durch die politische Korrektheit unserer Zeit über nichts mehr Witze machen und über nichts mehr lachen darf, die Gesellschaft sei in ein „Lachkoma“ verfallen. Dieses wollte das Trio an diesem Abend durchbrechen.

Rassismus und Humor

Passend zum Thema des Stückes brachen die Kabarettisten die politische Korrektheit direkt dadurch, dass sie verschiedenste Ethnizitäten und Nationalitäten aufzählten, über die man keine Witze machen darf, worauf ein Witz folgte. Dies sorgte direkt für eine heitere Stimmung im Publikum, ohne jemals wirklich die Grenze des guten Geschmackes zu übertreten. Sie gingen auch auf den Israel-Palästina-Konflikt und auf die „Erbschuld“ der Deutschen an jüdisch-stämmigen durch den Holocaust ein. Dabei wurde sowohl Kritik an der Politik Israels geübt, als auch an anti-semitischen Aussagen von AfD-Anhängern oder Musikern, die in letzter Zeit polarisierten. Dabei fand ich gerade die Aktualität des Programmes überraschend positiv.

Revolution 4.0

Neben politischen Fragen spaßten die Kabarettisten auch über den technologischen Fortschritt und dessen Vor- und Nachteile. Sie diskutierten darüber, dass sehr eintönige Berufe, die früher von Menschen ausgeführt wurden, wie zum Beispiel der Fließbandarbeit, heutzutage Maschinen übernehmen können, der Mensch aber auch mehr und mehr überflüssiger zu werden scheint.

Hier hatte ich ab und zu das Gefühl, dass man die Sache etwas zu einseitig angegangen ist, zu wenig wurde über die Vorteile und zu viel über die Nachteile der sogenannten „Revolution 4.0“ gesprochen. Dennoch muss ich sagen, dass dieser Teil mich mit seiner Kritik besonders zum Nachdenken angeregt hat. Ab und an wurde nun auch das Publikum einbezogen, zu Sachen befragt und darauf eingegangen. Man machte sich auch häufig über die Besucher lustig und scherzte mit ihnen, was aber nicht negativ rüberkam, da die Künstler dabei sehr selbstironisch agierten. Beispielsweise machte das Dresdener Aufgebot dabei einige Witze über die Sachsen oder die Aggressivität der Dynamo-Anhänger.  

Es wurde politisch

Allgemein war das Stück sehr politisch aufgezogen. Dabei wurden nicht nur Witze über bestimmte Politiker und Parteien gemacht, es hagelte auch reihenweise Kritik am System. Dabei blieb mir besonders eine Passage im Gedächtnis, in der es darum ging, dass der ärmere Teil der Bevölkerung nur bei den Wahlen benötigt und ihnen nur zu dieser Zeit Honig um den Mund geschmiert wird, während sie danach wieder fallen gelassen werden und vorher gemachte Versprechungen im Sand verlaufen. Auch die deutsche Kultur und Identität wurde thematisiert. Hierbei nahmen die Kabarettisten verschiedenste Rollen ein. Dabei warf Alexander Pluquetts Charakter zum Beispiel Rainer Bursches Charakter vorge, er schrie schon, wenn er einen Südlander auf der Straße sehen würde, äße aber jeden Tag seinen Döner. So diskutierten die Kabarettisten munter hin und her.

Gesangs- und Schauspieleinlagen

Zwischen den einzelnen Passagen wurden immer kleine Musiknummern aufgeführt, oder es gab eine schauspielerische Einlage. Diese sorgten für Abwechslung und waren auch deswegen sehr willkommen, weil die Kabarettisten allesamt auch keine schlechten Sänger waren. Die Qualität der Nummern war dabei wechselnd. Eine Hommage an den Song „Always Look on the Bright Side of Life“ aus dem Monty Python-Klassiker „Das Leben des Brian” kam bei mir persönlich deutlich besser an, als ein etwas Fremdscham-würdiger Robo-Tanz, bei dem das Trio sich starr bewegte und monoton einen Text sang, in dem sie KI und ähnliches auf die Schüppe nahmen.

Alles in allem sehr gut

Insgesamt hat mir der Abend viel Spaß gemacht, einige herzhafte Lacher hervorgebracht und teilweise auch zum Denken angeregt. Hierbei kann ich das Programm auch jüngeren Menschen empfehlen, die sich für gesellschaftlich-relevante oder politische Themen interessieren. Es gibt sicherlich Kabarettisten oder Comedians, die bei mir mehr Lacher hervorrufen oder mich mehr zum Denken bringen, aber der Mix aus beidem in Kombination mit gutem Schauspiel und Gesang funktioniert hier sehr gut.

Von Christopher Langer
Veröffentlicht am 07.05.2018