Heiner Lauterbach im Iserlohner Parktheater

„Jahre später, gleiche Zeit“ – Komödie über die Liebe im Wandel der Zeit

Das Stück „Jahre später, gleiche Zeit" erzählt die Geschichte einer außergewöhnlichen Liebesgeschichte. Foto: Marina Maisel.
Dominique Lorenz in der Rolle als Doris und Heiner Lauterbach als George überzeugen das Publikum im Parktheater. Foto: Adrian Schätz und Viktoria Lauterbach.
Beide sind verheiratet, nur nicht miteinander. Foto: Marina Maisel.

ISERLOHN. Schauspieler Heiner Lauterbach und Dominique Lorenz sind zurzeit gemeinsam mit der Komödie „Jahre später, gleiche Zeit“ auf Theater-Tournee und machten vergangenen Freitag Halt im Iserlohner Parktheater. Die Produktion der Komödie im Bayerischen Hof von Bernard Slade bringt das Publikum mit scharfsinnigen Dialogen und subtilen Witzen über die Liebe und den Alltag im Alter zum Lachen.

Wenn Heiner Lauterbach als George und Dominique Lorenz als Doris die Bühne betreten, verwandelt sich die Kulisse in ein Hotelzimmer in Kalifornien.  Genau in diesem Zimmer haben sich die beiden vor 25 Jahren das erste Mal getroffen und sich Hals über Kopf ineinander verliebt. Seit dem Tag an lautet ihr Versprechen: Nächstes Jahr, gleiche Zeit. Dazwischen herrscht Funkstille – keine Anrufe, Briefe oder gar Ansprüche. Der Haken an der Geschichte: Beide sind verheiratet und haben Kinder.

„Wieder mal Du. Wie jedes Jahr. Bezaubernd, beglückend, Du bist wunderbar. Wieder mal weißt Du, dass ich dich will. Und voller Freude warte ich, still. Doris, Liebste, eins ist doch klar, wir machen gemeinsam das Weekend zum Jahr.”, singt George glücklich.

Lebenslange Liebesaffäre 

Das Stück wird in sechs Szenen verpackt. Jedes Mal wenn der Vorhang erneut aufgeht, werden die Zuschauer Zeugen der Verabredungen von Doris und George in den Jahren 1976, ’80, ’81, ’86, ’92 und ’93. Bei jedem Treffen sind die Karten neu gemischt und beide haben von vielen Veränderungen und Tragödien zu berichten. Sei es von dem Tod von Georges Frau, seiner kurzzeitigen Arbeitslosigkeit oder seiner neuen, jungen Geliebten, die ein Kind von ihm erwartet. Auch Doris‘ drogenabhängige Tochter und die Geliebte von ihrem Mann bereiten ihr schlaflose Nächte. Ruhe und Eintönigkeit gibt es jeweils in ihrem Leben nicht. 

Kombination aus Ernst und Humor

„Er lächelt wenn er schläft, das hat er sonst nie gemacht“, berichtet Doris von ihrem Mann, nachdem sie von seiner Geliebten erfahren hat. Jedes Mal aufs Neue werden die teils auch ernsten Themen mit Witz aufgelockert. Der kanadische Bühnen- und Drehbuchautor Bernard Slade verleiht dem Stück stets eine Portion Humor und dadurch auch Leichtigkeit bei empfindlichen und schwierigen Themen. Bei den einzelnen Treffen der beiden, kann der Zuschauer ein Wandel der Gesprächsthemen beobachten: Der Sex ist anders, Hörgeräte werden benötigt, Krankheiten spielen leider eine größere Rolle und es werden sich von nun an Bilder von den Enkeln präsentiert und nicht mehr von ihren eigenen Kindern. 

Die bedingungslose und tiefe Liebe zwischen George und Doris erlebt einen Wandel der Zeit. Sie sind nun mal nicht mehr Mitte 20 wie bei ihrem ersten Treffen. Die Angst vor dem Älterwerden steht im Fokus. Vorwürfe und Gedanken wie „Was wäre, wenn ich nicht so viel gearbeitet hätte“ plagen sie vermehrt. Lauterbach und Lorenz, die beide eine beachtliche Schauspiel-Karriere aufweisen, spielen ihre Rollen überzeugend und bringen die Zuschauer, selbst in wortlosen Szenen, nur durch Gestik und Mimik zum Lachen. Zahlreiche Wortspielerein, scharfsinnige Dialoge und viele Pointen – das Publikum bekommt jede Menge Anlässe zum Schmunzeln. 

Eine Komödie mitten aus dem Leben

„Du hast unser Jubiläum vergessen, gib es zu“, beschimpft Doris George. „Ja gut, aber nur weil ich an Wichtigeres gedacht habe – unsere nächsten 25 Jahre.“ Gerade so bekommt George noch die Kurve. Die angesprochenen, alltäglichen Themen kommen den Zuschauern bekannt vor und lassen daher das Parktheater häufig auflachen. Dennoch fehlte teils Abwechslung in dem Stück. Dadurch, dass nur die beiden Hauptdarsteller auf der sich nicht verändernden Bühne zu sehen waren, musste mit den Dialogen, der Gestik und Mimik überzeugt werden, was in manchen Szenen langatmig erschien. 

„Ich habe mir ein bisschen mehr von dem Stück versprochen. Es hätte etwas mehr kommen können, mehr Esprit und mehr Höhepunkte“, kritisiert Zuschauer Udo Vogt aus Hagen. Sabine Gehrken aus Münster hingegen war begeistert: „Das Stück war sehr beeindruckend. Das war mal was ganz anderes. Es war eine Komödie aber gleichzeitig auch ein Drama. Es kamen alltägliche und auch sehr ernste, tiefe Themen darin vor. Das hat mir sehr gut gefallen.“ Auch Karsten Vogt aus Münster hat seinen Besuch nicht bereut: „Das war ein Stück, welches einen sehr berührt hat, weil älter werden wir alle irgendwann. Der Herr Lauterbach hat eine starke Präsenz auf der Bühne. Man hat ihm seine Rolle abgenommen, besonders auch das Altern. Er ist ein starker Schauspieler.“

Insgesamt stehen Heiner Lauterbach und Dominique Lorenz 47 Mal mit „Jahre später, gleiche Zeit“ in den verschiedensten deutschen Städten auf der Bühne. Bis zum 15. April führen sie das Stück noch 15 Mal auf. 

Von Julia Schuchardt
Veröffentlicht am 01.04.2019