Bildausstellung

"Jenseits des Dokumentarischen"

Die städtische Galerie präsentiert chinesische und deutsche Werke (Foto: Christopher Langer)
"Deutsche Trachten" von Corinna Gertz (Foto: Christopher Langer
Werke von Samuel Henne (Foto: Christopher Langer)
"The Horizontal Mode of a Waking Life" von Jiaxi Yang (Foto: Christopher Langer)
"The Horizontal Mode of a Waking Life" von Jiaxi Yang (Foto: Christopher Langer)
"The Horizontal Mode of a Waking Life" von Jiaxi Yang (Foto: Christopher Langer)
Die Ausstellungsstücke von Wang Ningde (Foto: Christopher Langer)
"Untitled" von Wang Ningde (Foto: Christopher Langer)
Das 'Titelbild' der Ausstellung von Wang Ningde
"Untitled", Wang Ningde (Foto: Christopher Langer)
"Untitled" von Wang Ningde

ISERLOHN. Ein künstlerisches Zusammentreffen der Kulturen ist aktuell in der Städtischen Galerie Iserlohn zu erleben. Die Ausstellung „Jenseits des Dokumentarischen“, führt durch eine Ansammlung an Werken von sechs chinesischen und sechs deutschen Künstlern.

Auf den ersten Blick ist es eine seltsame Zusammenstellung, die Werke von Künstlern wie Corinna Gertz oder Samuel Henne passen jedoch auf eine merkwürdige Weise mit denen von Jiaxi Yang und Wang Ningde zusammen.

Dies liegt beispielsweise daran, dass man dieses, recht vage Motto der Ausstellung in sämtlichen Werken dennoch gut erkennen kann, denn hinter jedem der Bilder steckt eine Geschichte, jedes dokumentiert ein Ereignis, wie eine Fotografie oder enthält sogar teilweise fotographische Elemente. Man sieht etwas Dokumentarisches in ihnen, dass aber durch Verfremdungen jeglicher Art unglaubwürdig gemacht wird.

Hintergrund

Doch was steckt hinter diesem Motto und dieser Zusammenstellung? Das Projekt, welches den Originaltitel „Beyond the Sphere of Reproduction“ heißt, wurde vom amerikanisch-stämmigen Kölner Künstler Gerard Goodrow ins Leben gerufen. Er stellt die Frage, ob ein Foto immer etwas aus der realen Welt als Ausgangspunkt haben muss, oder ob es eine reine Bilderfindung sein kann. Alle Künstler der Ausstellung versuchen in ihren Werken, die Möglichkeiten der Fotografie zu erweitern.

„Die ausgestellten Werke öffnen jeweils neue Perspektiven auf die Rolle der Fotografie im postfaktischen Zeitalter“, beschreibt Goodrow die Ausstellung selbst in einem Katalogtext. Oft sagen die Bilder nicht die ganze Wahrheit, der Betrachter muss seine Sehgewohnheiten in Frage stellen, um das Gesamtkunstwerk zu erkennen. Das Werk „Deutsche Trachten“ von Corinna Gertz zeigt beispielsweise Kleider, die eher dem asiatischen Raum zuzuordnen sind. Dies setzt ein Zeichen für kulturelle Offenheit, dass man aber erst beim Aufdecken der Lüge erkennt.

Die Künstler

Neben den verschiedenen Nationalitäten bilden auch die Werke der Künstler einen interessanten Kontrast. Das kann man gut erkennen, wenn man zum Beispiel das Schaffen von Corinna Gertz mit dem von Wang Ningde vergleicht. Gertz ist Modedesignerin und bringt das in ihren Werken auch zum Ausdruck. Sie hat eine Leidenschaft für farbliche Verschiedenheiten und kulturelle Besonderheiten, wie sie selbst beschreibt. Beides kombiniert sie im ausgestellten Werk „Deutsche Tracht“.

Diese besteht aus mehreren Bildern, die Frauen in Kleidern von hinten zeigen. Ningdes Kunst hingegen ist weniger farbenfroh. Er spezialisierte sich früher mit seinen Reihen wie „Walking Toward a Darker Place“ oder „Dancing in the Outskirts of a Small Town“ auf Schwarz-Weiß-Fotografie. Während seine Hintergründe mittlerweile an Farbe gewonnen haben, strahlen die grauen Figuren im Vordergrund immer noch eine gewisse Tristesse, teilweise auch Verzweiflung aus.

Verschieden und doch ähnlich

Kunstinteressierte, die einmal sehen möchten, wie ein Thema vollkommen verschiedene Künstler und Kulturkreise zusammenbringen kann, sollte sich die Ausstellung in der städtischen Galerie auf jeden Fall mal anschauen. Sie läuft noch bis zum 17. Juni.

Von Christopher Langer
Veröffentlicht am 24.05.2018