„Körpersprache ist ein Versprechen“

Meister der Mimik und Gesten - Stefan Verra. Foto: Verra Edutainment GmbH

Iserlohn. Es ist das Jahreshighlight des Marketing-Club Südwestfalen: Der Auftritt des Körpersprache-Experten Stefan Verra. Im Parktheater Iserlohn begeisterte er am Dienstagabend rund 500 Gäste mit seinen Tipps für ein kompetentes Auftreten.

Schlichter könnte die Bühne nicht gestaltet sein. Schwarzer Boden, blau beleuchteter Hintergrund, keine Requisiten. Ein großer leerer Raum, auf den sich 500 Augenpaare richten. Stefan Verra springt auf die Bühne und überrascht. Zuerst durch seine Körpergröße, die eher zu einer Asiatin zu passen scheint. Dann durch sein Temperament, das jeden italienischen Pizzabäcker erblassen lassen würde. Und schließlich durch seine Gabe, die große Bühne mit Wissen, Worten und vor allen Dingen mit seinem Körper komplett auszufüllen. Innerhalb weniger Augenblicke hat er den Saal auf seiner Seite. Die Stefan-Verra-One-Man-Show kann beginnen.

Rekord für den Marketing-Club

„Sie lernen heute Abend wichtige Dinge fürs Leben.“ Mit diesen Worten hatte Thomas Selter, Präsident des Marketing-Clubs Südwestfalen den Abend um kurz nach sieben mit einer halbstündigen Verspätung eröffnet. Die Veranstaltung ist ausverkauft. Die rund 20 Reihen im Saal des Parktheaters Iserlohn komplett zu füllen, ist für den Marketing-Club ein Rekord. Neben den Clubmitgliedern konnten sich diesmal auch externe Gäste anmelden. So „smalltalkten“ im Foyer des Theaters bei Begrüßungssekt und Fingerfood sowohl Anzugträger als auch ein buntes und junges Publikum miteinander. 500 Menschen sind gekommen, um herauszufinden, was der eigene Körper eigentlich so mitteilt und wie man den einen oder anderen „Sprachfehler“ korrigieren kann. Eine Körpersprache hat schließlich jeder.

Nur Millisekunden für den ersten Eindruck

Ganz zu Anfang seiner Show bringt Stefan Verra das typische Schulklassen Beispiel. Es bedarf den Schülern nur Millisekunden, um zu entscheiden, ob der neue Lehrer „Respektperson oder Waschlappen“ ist, ohne dass dieser auch nur einen Satz gesprochen hat. Nächstes Beispiel: Barack Obama. Stefan Verra fragt, wer ihn bei der letzten US-Wahl zum Präsidenten gewählt hätte. Viele Hände gehen nach oben. „Und? Ist er kompetent, der Obama?“, fragt Verra mit einem köstlichen Wiener Dialekt. „Hat irgendwer zum Beispiel mal sein Wirtschaftsprogramm gelesen?“ Verlegenes Grinsen im Saal. „Nein“, sagt Verra, „uns reicht schon ein ‚Yes we can‘ und wir sind überzeugt.“ Mehr brauche es nicht. Denn allein durch die Sprache des Körpers, durch Haltung, Gestik und Mimik, entscheide sich früh, ob jemand Freund oder Feind sei.

Seminar oder Comedy?

Stefan Verra ist heute Abend der Lehrer und Freund. Oder ist er doch Entertainer? Comedian? Das Publikum lacht schon bei seinen ersten Anekdoten, steht bereitwillig auf und testet Verras Tipps. Es lässt sich von ihm auf falsche Fährten führen, um später über sich selbst zu lachen. Nach eigenen Angaben gehört er zu den erfolgreichsten Körpersprache Experten im deutschsprachigen Raum. Seine Referenzen lesen sich wie das Who-is-Who der Wirtschaft: T-Mobile, Bayer, Media Markt, Pfizer, Samsung und viele andere schwärmen von seinen Seminaren. Und so weiß Verra natürlich auch, was seine Gastgeber, die Marketing-Club-Mitglieder, von ihm hören wollen. Wie setzt man Körpersprache erfolgreich im Berufsleben ein? Nach jedem noch so alltäglichen Beispiel, gewürzt mit Humor und biologischem Fachwissen, folgt ein weiteres Beispiel als Brücke ins Geschäftsleben.

Körpersprache im Büro

Der Händedruck verrate schon viel über eine Person. Und ein häufiger Fehler sei, den Händedruck eines anderen dem eigenen anpassen zu wollen. Viel mehr Vorteile, sagt Verra, würden sich ergeben, wenn man sein Gegenüber einfach nur durch den Händedruck analysiere. Ein dominanter und bestimmender Händedruck muss nicht gleich mit einem ebenfalls aggressiven Quetschen gekontert werden. „Tun Sie erkennen – nicht sofort therapieren!“, rät der Österreicher Verra. Wenn man sich in die vom Gegenüber gewünschte Position begebe, und sei es auch eine unterwürfige, könne das bei Verhandlungen zum eigenen Vorteil sein. „Es bricht Ihnen kein Zacken aus der Krone, solange der Andere rechts unten unterschreibt“, sagt Verra und grinst. Die Unternehmerriege in den ersten Reihen grinst mit.

„Lächeln Sie!“

Stefan Verras Ziel des Abends ist es, dem Publikum „einen Verfolgungswahn anzuzüchten“. Bei sich selbst und auch bei anderen sollte man mehr auf die Signale des Körpers achten. „Sonst ist das einzige Körpersignal, das Sie irgendwann bemerken, wie Ihre Frau die Arme ausstreckt und nach dem Koffer auf dem Schrank greift. Aber glauben’s mir, das war dann sicher nicht ihr erstes Signal.“ In den rund anderthalb Stunden, die er über die Bühne wirbelt, wird jeder Körperteil betrachtet. Von der Hüft-, Schulter- und Kopfstellung über die Haltung der Arme bis hin zu Augen und Mund – jede Bewegung vermittelt, laut Verra, mehr als alle Worte. Seine besten Tipps? „Achten Sie darauf, dass ihre Hände, ihr Mund und ihre Augen für ihre Mitmenschen immer sichtbar sind. Legen Sie den Kopf ein wenig zur Seite. Und - lächeln Sie!“

von Eva Book

Veröffentlicht am 07.04.2011