Mögliche Grabstätte in Mendener Gewerbegebiet

Ein Steinbeil diente als Grabbeigabe. Foto: Anna-Sophie Kölsche
In der Umgebung des Gewerbegebietes liegen mehrere Fundstellen. Foto: Anna-Sophie Kölsche

MENDEN. Bald soll im Ortsteil Bösperde ein neues Gewerbegebiet entstehen, doch genau dort wird ein bronzezeitlicher Bestattungsplatz vermutet. Bereits in den 60ern wurde hier eine Steinaxt gefunden, die im Mendener Museum für Stadt- und Kulturgeschichte ausgestellt ist.

Im März 1966 findet Bauer Willy Rohe bei Feldarbeiten auf seinem Acker eine Steinaxt. Er zeigt seinen Fund dem damaligen Leiter des Museums, der daraufhin feststellt, dass es sich dabei um ein  Beil aus der Bronzezeit handelt. Die Bronzezeit umfasst ungefähr den Zeitraum von 2200 bis 800 vor Christus und hat ihren Namen daher, dass die Metallgegenstände zu der Zeit vor allem aus Bronze hergestellt wurden. Der hölzerne Stab des Beiles ist natürlich über die Zeit verrottet, doch der  Kopf aus Stein ist noch sehr gut erhalten. Er ist circa zehn Zentimeter lang und vier Zentimeter breit und in der Mitte befindet sich das Loch für den Griff mit einem Durchmesser von fast zwei Zentimetern. Er wird neben anderen Funden im Mendener Museum ausgestellt. „Seit dem Fund lag der Acker brach.  Landwirtschaftlich wurde er somit nicht mehr genutzt, um mögliche Artefakte, die noch darunter liegen könnten, nicht zu beschädigen“, berichtet Jutta Törning-Struck, Leiterin des Mendener Museums.

Grabbeigaben deuten auf Bestattungsplatz hin

„Solche Werkzeuge waren damals eine typische Grabbeigabe“, sagt sie. „Und bei erneuten Untersuchungen des Fundortes wurde noch eine weitere Steinaxt entdeckt.“ Daher vermuten die Archäologen, dass dort ein Bestattungsplatz liegen könnte. Auch in der näheren Umgebung gibt es bereits einige archäologische Lesefundstellen - dies sind Stellen, an denen archäologische Funde durch Zufall gemacht wurden und nicht durch gezielte Ausgrabungen. Diese Entdeckungen deuten auf das mögliche Vorhandensein einer Siedlung hin, die bis in das geplante Gewerbegebiet hinein reichen könnten.  Siedlungsstellen und Grabfelder der Bronzezeit konnten nämlich durchaus mehrere Hektar groß sein.

Erst mal keine Bauarbeiten

Doch genau dieser Acker liegt in einem Bereich, in dem nun das Gewerbegebiet Hämmer 2 entstehen soll. Dies ist die letzte Chance für die Archäologen, hier zu graben und weitere Objekte zu Tage zu bringen. „Im April finden daher erst mal Gespräche mit der Stadt Menden statt“, bestätigte der Chef-Archäologe des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe Professor Michael Baales. Für die Stadt bedeutet das zunächst keine Verzögerung der Bauarbeiten, da der Bebauungsplan noch nicht fertig gestellt wurde.

Es darf also gespannt abgewartet werden, was diese Gespräche ergeben und ob sich die Vermutungen über eine Siedlung aus der Bronzezeit tatsächlich bestätigen werden.

Von Anna-Sophie Kölsche
Veröffentlicht am 30.03.2015