Mord in der Oper

Rasant, brutal, überwältigend

Das Ensemble des WDR Funkhausorchesters und Sabine Postel, rechts im Bild. Foto: Christopher Langer

ISERLOHN. Das Parktheater Iserlohn hieß unter dem Motto „Mord in der Oper“ganz besondere Gäste willkommen. Es war nicht nur das WDR Funkhausorchester anwesend, sondern auch die Schauspielerin Sabine Postel als Moderatorin, die besonders für ihre Rolle der Kommissarin Inga Lürsen im „Tatort“ aus Bremen bekannt ist. Sie untersuchte an diesem Samstagabend die berühmtesten Schreckenstaten der Geschichte des musikalischen Theaters.

Nach dem Tatort-Intro, ein paar Schussgeräuschen und einem blutverschmierten Handabdruck auf der Leinwand zur Eröffnung trat die Schauspielerin Sabine Postel auf die Bühne. Postel ist seit 1997 als Kommissarin Inga Lürsen im Bremer Tatort zu sehen. Dass sie allerdings nicht der Mittelpunkt des Abends ist, sondern nur moderiert stellt sie selbst direkt klar und begrüßt das WDR Funkhausorchester, unter der Leitung von Arjan Tien. Nach einer kleinen Kostprobe aus dem Finale von Carmen, das man später noch in voller Glänze betrachten konnte, ging es dann auch schon los. Postel sitzt dabei weiter außen, um den Darstellern Platz für ihre Interpretationen zu lassen.

Das erste Stück: Carmen

Als Erstes spielte das Ensemble des Funkhausorchesters die Ouvertüre aus „Carmen“ von Georges Bizet. Hier werden die Charaktere, die in dem Stück mitwirken vorgestellt. Mezzosopranistin Vero Miller spielt die titelgebende Carmen. Mit ihren schwarzen Locken, einem roten Kleid und einer Zigarette in der Hand perfektioniert sie die Darstellung der Femme Fatale. Ähnlich verführerisch, wie ihre äußere Erscheinung ist auch ihr Gesang. Problemlos erreicht die gebürtige Ulmerin auch die höchsten Töne. Ihr gegenüber steht Don Jose, Carmens Liebhaber. Er wird gespielt von Tenor Ray M Wade Junior, der den erkrankten Norbert Schmittberg ersetzt. Von der kurzen Vorbereitungszeit, die Wade für die Rolle nur hatte, merkt man allerdings nichts, er spielt den Don Jose, als hätte er nie etwas anderes getan.

Nach der Ouvertüre steigt das Ensemble direkt ins Finale ein. Hier geschieht der Mord, der zu Beginn der Veranstaltung schon einmal aufgeführt wurde, weswegen Postel die Einlage auch unerwartet unterbricht. Das sorgt für ein Lachen im Publikum. Nun beginnen die Ermittlungen, die Kommissarin rollt den Fall auf und bietet dem Publikum drei Optionen, was das Strafmaß für Don Jose angeht. Daraufhin entscheidet sich das Publikum per Handzeichen für die Zweite: Todschlag!

Peter Grimes

Das nächste Stück ist „Peter Grimes“ von Benjamin Britten. Die Moderatorin verkündet zu Anfang, dass es diesmal keine schauspielerische Einlage geben werde, da das den Rahmen sprengen würde. Dies kann man sich vorstellen, denn auch ohne Schauspiel war dieses Stück einfach nur überwältigend. Es geht um den Fischer Peter Grimes, bei dem bereits zwei Lehrlinge umgekommen sind. Nachdem er einen dritten einstellt, dieser eine Treppe hinunterstürzt und stirbt, wird es den Dorfbewohnern zu bunt. In der Annahme, Grimes habe seine Lehrlinge umgebracht, jagen sie ihn. Im gesanglichen Duell zwischen den wütenden Dorfbewohnern, angeführt von Christoph Scheeben und Peter Grimes, der von Ray M Wade Junior verkörpert wird, fliegen die Fetzen. Die fantastische Akustik im Parktheater Iserlohn verstärkt dieses rasante, aufregende Spiel noch.

Das Finale: Otello

Zum Schluss wurden Szenen aus Verdis Oper Otello aufgeführt, die auf einem Stück von William Shakespeare basiert. In dieser geht es um einen dunkelhäutigen Feldherren, der von einem Neider namens Iago getäuscht wird und im Zuge dessen seine vermeintlich untreue Geliebte Desdemona tötet. Zum Einstieg wird hier das Liebesduett aufgeführt. Ray M Wade Junior spielt hierbei den Othello und die Sopranistin Panagiota Sofroniadou die Desdemona. Letztere verzaubert dabei ab dem ersten Ton, ihre zerbrechliche Gestalt lässt in Kombination mit der überwältigenden, aber doch zarten Stimme eine Aura der Unschuld aufkommen. Der intrigante Iago wird von Christoph Scheeben verkörpert, der hier vor allem durch seine explizite Mimik überzeugen kann. Die letzte Szene ist dann der Mord, in dem auch Wade nochmal sein ganzes Talent zeigen kann, sowohl gesanglich, als auch schauspielerisch. Insgesamt ein leidenschaftliches und würdiges Finale.

Verdienter Applaus

Nach der letzten Szene hallt der Applaus noch für einige Minuten durch den Saal des Parktheaters. Ich kann abschließend nur sagen, dass ich die Oper selten so rasant und spannend erlebt habe. Sabine Postel spielt hierbei zwar nur eine Nebenrolle, schafft es aber mit guter Moderation und der richtigen Portion Witz durch den Abend zu führen. Dabei macht sie den wahren Stars Platz, den Sängern und Sängerinnen, sowie dem WDR Funkhausorchester. Ein Besuch in einer dieser Aufführungen kann ich wirklich jedem empfehlen, selbst Leute, die mit klassischer Musik gar nichts zu tun haben, werden sich bestimmt nicht langweilen.

Von Christopher Langer
Veröffentlicht am 25.06.2018