Schrill, schriller, Désirée Nick!

Désirée Nick in dem Stück "Souvenir". Fotos: Kulturbüro Iserlohn

Iserlohn. „Souvenir“- Das Theaterstück, bei dem Noten nur „Wegweiser“ sind.

Das Theaterstück „Souvenir“, welches vergangenen Mittwoch im Parktheater Iserlohn für die Sauerländer seine Prämiere feierte, handelt von einer reichen amerikanischen Erbin die in den späten Vierzigern gelebt hat. Ihr Name war Florence Forster Jenkins, die mit ihrem unheimlichen Gesang hunderte von Menschen zum Weinen brachte. Weinen im Sinne von: Sich tränenreich „totlachen“.

Manch ein Besucher erwartet DEN „Knaller überhaupt“, ein anderer sieht dem Stück eher skeptisch entgegen und hat so seine Zweifel: „Meine Erwartungen sind leicht gemischt. Wenn jemand ankündigt den ganzen Abend schief zu singen, mag das am Anfang recht lustig sein. Doch ob das dann im Laufe der ganzen Vorstellung über immer noch so ist, mag ich bezweifeln“(Heinrich Kaiser). Désirée Nick ist – ohne Frage – der Publikumsmagnet des Stücks. Die Handlung steht bei den Zuschauern eher im Hintergrund, denn bei genauerem Nachfragen-, wusste so mancher nicht, was ihn da eigentlich erwarten würde. Wer sich nicht ganz ohne Vorwissen die Aufführung ansehen wollte, hatte die Gelegenheit, eine Einführungsveranstaltung von Gunter Kingreens zu besagtem Stück zu besuchen.

Schräge Töne

Als das Licht ausging, das Klavier erklang und die glockenhelle, schräge und zugleich schrille Stimme von Frau Nick ertönte, ging ein Raunen und Zucken durch den Saal. Alle waren wie gebannt, applaudierten und lachten lauthals. „Souvenir“ erzählt die Geschichte von Florence Forster Jenkins, auch Flo genannt, die mit Hilfe eines Pianisten, Lars Reichow, berühmt wird. Nicht nur das Publikum liebt sie – auch der zunächst äußerst skeptische Pianist verfällt ihrem Charme und ihrem Selbstbewusstsein. Flos Bekanntheitsgrad wächst und gibt auf Anfragen immer mehr  Konzerte. Sie zieht dabei mit ihrer festen Überzeugung von sich und ihrer Stimme hunderte,- gar tausende Zuschauer in ihren Bann. Für Jenkins sind Noten eher eine Art „Wegweiser“, nach denen man sich mehr oder weniger richten könne. Sie denkt, dass sich der Zuhörer das Taschentuch vor das Gesicht drückt, weil er so gerührt ist von ihrer Arie „Die Königin der Nacht“ sei. In Wirklichkeit aber ist er schweißgebadet vor unterdrücktem Lachen. „Souvenir“ ist nicht nur eine Komödie, sondern auch zugleich eine Tragödie, denn Jenkins spendet die Einnahmen der Aufführungen und denkt, dass sie Musikliebhabern mit ihrer Stimme etwas Gutes tut, doch sie wird in Wirklichkeit nur ausgelacht und bekommt es nicht mit. Kurz vor ihrem Tod, bei ihrem letzten Konzert, vernimmt sie das lachende Publikum, als sie gerade emotionsgeladen und völlig schief das „Ave Maria“ singt. Jenkins ist verzweifelt. Von sich selbst enttäuscht. Erschrocken, dass sie für die Besucher nur eine Belustigung ist. Kurz darauf stirbt sie an einem Herzinfarkt.

Großer Beifall vom Publikum

Désirée Nick ist die Rolle der Jenkins wie auf den Leib geschnitten. Das Divenhafte, das Erhabene, das von sich selbst Überzeugte- das ist Frau Nick. Und so kennt man sie. Sie singt mit einer Selbstverständlichkeit großartig falsch – so überzeugt und professionell – und setzt die Rolle somit sehr gut um. Sie sorgt mit Witz und Charme für die Lacher im Publikum. Das Stück selbst wird nicht von einem aufwendigen Bühnenbild getragen, sondern einzig und allein durch die schauspielerische Leistung Nicks und Reichows.

Für ihre schauspielerische Leistung bekamen sie und ihr Schauspielkollege zum Schluss verdient Standing-Ovations. Nicht nur dem Iserlohner Publikum hat das Theaterstück sehr gut gefallen, auch BiTSnews war begeistert.

Von Caroline Marchot

weitere Infos zum Thema:

Kurzportrait: Désirée Nick 15. April 2010

Veröffentlicht am 15.04.2010