Sexuelle Revolution

Wie uns die wilden 1968er prägten

Historisch einladendes Gebäude: Das Stadtmuseum Iserlohn. Quelle: Vera Brüssow
Hippie-Look, Filmplakate und alte Bravos: Vieles von 1968 gibt es zu bestaunen.

ISERLOHN. In der heutigen Zeit ist es für uns kaum vorstellbar, dass Menschen vor etwa 45 Jahren dafür kämpfen mussten, ihre Sexualität auszuleben. Heute sind Sex, Nacktheit und freizügige Kinofilme, wie „Shades of Grey“ kein Tabuthema mehr- ein Besuch in der Ausstellung „Zur Sache, Schätzchen“ im Stadtmuseum Iserlohn klärt über die Entwicklung der heute offenen Kultur auf.

„Diese Ausstellung ist die fünfte Gemeinschaftsarbeit über die Epochen der Liebe seit der Jahrhundertwende 1900 mit meinem Kollegen Wolfgang Hoffmann“, erklärt Dr. Torsten Reters. Schon während seines Geschichtsstudiums setzte sich Reters mit dem Thema Liebe auseinander und hat auch einige Bücher zu diesem Thema, wie zum Beispiel „Das geheimnisvolle 1 x 1 der Liebe“, veröffentlicht. Hoffmann beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit prominenten Liebespaaren und deren Auslebung in den Medien. 

Die beiden verfügen über eine große Sammlung an Materialien. „Seit den 90er-Jahren sammeln wir leidenschaftlich Plakate, Berichte und alte Zeitungen. Dank des Internets konnten wir unsere Sammlung schnell vervollständigen“, berichtet Reters. In der Ausstellung gibt es daher viele Originale, wie z.B. alte Bravos, Plakate und Berichte zu bestaunen.

Mini-, Maxi-Kleid, Rock oder Hose?

Überall begegnete den jungen Erwachsenen die Liebe, egal ob in der Musik, der Politik, im Film oder auf den ersten Aufklärungsseiten der Bravo. Dr. Sommer gab es schon damals. Nach langem Verbot verhalf die Antibabypille der Frau sich nun sexuell auszuleben und diese Neigungen vor allem durch Mode darzustellen, sie durften jetzt alles tragen: Mini-, Maxi-Kleid, Rock oder Hose. Vor allem der Hippie-Look wurde populär.

Auch die Männer änderten ihren Look, ließen die Haare lang wachsen, Bärte stehen und durften sich im sogenannten Gammler-Lock präsentieren. In der Ausstellung werden Kleidungsstücke aus dieser Zeit präsentiert.

Umstrittene Kinofilme

Während heute in „Shades of Grey“ so offen wie nie über sexuelle Vorlieben gesprochen wird, im Kinofilm durchaus nackte Haut zu sehen ist und uns dies fast normal erscheint, war es in den späten 1960er und frühen 1970er-Jahren fast verpönt solche Szenen in Filmen auszustrahlen. Als zum Beispiel „Der Schulmädchen-Report“ in die Kinos kam, galt dies als Skandal. Auch Besucherin Gertrud Koch kann sich an diesen gut zurückerinnern: „Ich war damals 17 Jahre alt und durfte nicht ins Kino, da ich erstens noch ein Jahr zu jung war und meine Eltern es mir eigentlich verboten hatten ihn zu sehen.“

Auch prominente Liebespaare, die die Zeit prägten, werden in der Ausstellung beleuchtet. Rainer Langhans und Model Uschi Obermaier, die die Kommune 1 vorantrieben, prägten erstmals den Begriff „Sex, Drugs und Rock´n´Roll“ in Deutschland. Der Liedermacher Wolf Biermann und Schauspielerin Eva-Maria Hagen beeinflussten mit veröffentlichten Briefen den offenen Umgang mit der Liebe.

Von Vera Brüssow
Veröffentlicht am 04.04.2016