Dechenhöhle Iserlohn

Weihnachtliche Führung sorgt für Begeisterung

Die Weihnachtliche Führung in der Dechenhöhle in Iserlohn sorgt bei den Besuchern für vorweihnachtliche Stimmung. Foto: Julia Schuchardt
Das Ensemble „Kriniza“ aus Weißrussland füllt die Höhle verzaubert die Besucher mit Klängen des Akkordeons und der Zimbel. Foto: Julia Schuchardt
Am Ende der Führung wurde gemeinsam "Oh du Fröhliche" gesungen begleitet von einer Geige und einem Akkordeon. Foto: Julia Schuchardt

ISERLOHN. Draußen fallen die dicken Schneeflocken vom Himmel und der Wind fegt mir um die Ohren. Die freudig wartenden Besucher vor dem Eingang der Dechenhöhle ziehen sich die Kapuzen auf, so wie ich auch. Die Tür wird geöffnet und wir gehen nach und nach hinein. Es ist dunkel, doch direkt nach ein paar Schritten erleuchten die flackernden Kerzen den Weg mit warmem Licht und man hört leise Gitarrenklänge. Die Weihnachtliche Führung in der Dechenhöhle beginnt.

Die Dechenhöhle zwischen Letmathe und Iserlohn wurde vor 140 Jahren entdeckt. Sie zieht seitdem jedes Jahr rund 60.000 Besucher an, sodass insgesamt schon mehr als 14 Millionen Menschen die unterirdische Wunderwelt im Kalkgestein besichtigt haben. Die Dechenhöhle ist ca. 900 Meter lang und liegt inmitten eines Höhlenparks von ca. 20 Kilometern Länge.

„Werkzeug gefunden, Höhle entdeckt“

Die Dechenhöhle wurde im Juni 1868 entdeckt und wie es genau dazu kam, hat Jörg Nolte, Geologe und Mitarbeiter, erzählt: „Vier Jahre vor der Entdeckung wurde hier die Bahnlinie Iserlohn Letmathe fertig gestellt und da waren wohl noch Nacharbeiten und Sicherungsarbeiten im Hang hier zu erledigen. Zwei Bahnarbeiter haben dabei ihr Werkzeug in einer Spalte verloren. Natürlich wollten sie dieses wiederhaben und sind dann in die Spalte rein. Werkzeug gefunden, Höhle entdeckt.“ Sie wurde nach einem der zahlreichen Naturforschern, die die Höhle nach der Entdeckung aufsuchten, benannt. Zu Ehren von dem Geologen und Oberberghauptmann Heinrich von Dechen, erhielt die Tropfsteinhöhle eben den Namen Dechenhöhle.

„Die Höhle wurde sofort als Schauhöhle von der Bergisch-Märkischen Eisenbahngesellschaft, in dessen Besitz sie zu der Zeit war, ausgebaut“, berichtet Jörg Nolte. Immer wieder entdeckten Höhlenforscher neue Höhlengänge. „Seit Anfang der 1870er Jahre werden somit schon Führungen angeboten.“ Bei Kerzenbeleuchtung wurden die ersten Besucher von den Eisenbahnmitarbeitern durch die Höhle geführt. 1890 wurde dann elektrisches Licht angebracht, um die Verrußung der Tropfsteine zu vermeiden. Seitdem gehört die Dechenhöhle weltweit zu den modernsten Besucherhöhlen mit einer der ersten elektrischen Beleuchtungsanlagen und ist seit 1983 im Besitz des Märkischen Kreises und der Stadt Iserlohn.

Höhlenweihnacht

Mit jedem weiteren Schritt, den wir den lichterfüllten Weg gehen, kommt das Gitarrenspiel immer näher und zu hören ist auch der vertraute Klang von Blasinstrumenten. Versammelt wird sich in der Wolfschlucht um einen riesigen Adventskranz mit dunkelroten Kerzen. Zwei von ihnen flackern bereits. Da wird mir bewusst, dass schon tatsächlich der zweite Advent ist. Immer wieder tropft es mir auf den Kopf und bringt mich dazu hochzusehen. Den Blick des Öfteren auch mal nach oben zu werfen, ist eine sehr gute Idee. Die Höhle bietet so viel zum Entdecken und zum Staunen. Gemeinsam singen wir „Leise rieselt der Schnee“. Dank dicker, warmer Winterjacke, flauschigem Schal und Mütze ist es gemütlich, obwohl es immer mal wieder von der Decke auf den Kopf tropft. Das wohlige Kerzenlicht und der beeindruckende Klang der Instrumente und Stimmen lassen einen komplett den Alltagsstress für den Moment vergessen.

Höhlenweihnacht – dieser Begriff ist seit 1984  untrennbar mit der Dechenhöhle in Iserlohn verbunden. In diesem Jahr finden nun schon zum 34. Mal die weihnachtlichen Führungen statt. 33 Jahre zuvor hatten Höhlenforscher die Idee, den Heiligabend unter der Erde zu feiern, da Christus nach einer uralten christlichen Tradition in einer Höhle geboren wurde. Für viele Besucher ist es sogar schon eine feste Tradition geworden, Heiligabend in die Dechenhöhle zu kommen. Für manche ersetzt die Höhlenweihnacht sogar den weihnachtlichen Kirchenbesuch, wie Sandra Schäfer, die schon seit vielen Jahren Führungen leitet, erzählt: „Während die Mütter Zuhause das Festessen vorbereiten, kommen die Väter mit den Kindern hierher und lassen sich einstimmen.“ Viele der Besucher sind auch nicht das erste Mal dabei. Sie kommen jedes Jahr wieder zur Weihnachtszeit her und genießen die besinnliche Stimmung in der Höhle fernab vom Alltagsstress, von Terminen und der Arbeit.

Fünf Stationen mit musikalischen Darbietungen

Immer wieder höre ich „Schau mal hier“ und „Guck mal dahin“, während wir zum nächsten Anhaltspunkt laufen. Es gibt so viel zu sehen. Nach dem ersten Stopp in der Wolfsschlucht folgen noch vier weitere Darbietungen. Musiker Michael Völkel bringt uns mit seinem Dudelsack, seiner besonderen  Gitarre mit Ratten drauf und einer außergewöhnlichen Weihnachtsgeschichte zum Schmunzeln. Über enge und steile Treppen geht es hinauf zum nächsten Stopp. Das Ensemble „Kriniza“ aus Weißrussland füllt die Höhle mit den imposanten Klängen des Akkordeons und der Zimbel.

Der nächste Halt wird bei einer Trompetenspielerin gemacht, die „Süßer die Glocken nie klingen“ spielt und wir alle gemeinsam dazu singen. Wieder so ein besonderer Moment der Ruhe und Besinnlichkeit. Aus einer dunklen Ecke taucht plötzlich ein Höhlenbär auf. Das Kostüm und seine lustige Gesangseinlage von „Leise rieselt der Schnee“ bringen nicht nur die Kinderaugen zum Strahlen.

Die letzte Station bietet einen tollen Abschluss der winter-weihnachtlichen Führung. „Oh du Fröhliche“, begleitet von einer Geige und einem Akkordeon, stiftet uns alle noch mal dazu an, laut mitzusingen. Ein hell erleuchteter großer Weihnachtsbaum und die vielen Kerzen, die rund herum dekoriert sind, lassen mich fröhlich auf die kommenden Weinachtstage blicken.

Eine Führung für Groß und Klein

Alle zehn Minuten werden weitere Gruppen von bis zu über 70 Besuchern durch die toll geschmückte Höhle geführt. Viele der Besucher haben auch eine längere Anreise hinter sich. Sei es aus dem Ruhrgebiet, dem Münsterland oder dem Sauerland, die Besucher haben die Reise in den Märkischen Kreis nicht bereut. „Ich habe im Fernsehen eine kleine Vorschau gesehen und da war ich so begeistert, dass ich unsere Enkelkinder mit eingeladen habe. Es war eine richtig schöne vorweihnachtliche Atmosphäre, die wir jetzt mit nach Hause nehmen“, schwärmt Josef Metten aus Sundern. Auch Besucherin Elke Schräer aus Münster zeigt sich begeistert: „Es hat mir sehr gut gefallen. Die Führung hatte einen sehr guten Aufbau. Dass man auch ganz zum Schluss nochmal die Geige gehört hat, also was ganz besinnliches, und überhaupt der ganze Kerzenschein, das war schon echt romantisch und schön.“

Mit dem letzten Klang der Geige und dem darauf folgenden Applaus öffnet sich die Tür wieder nach draußen. Noch völlig angetan von der weihnachtlichen Stimmung, die mich gepackt hat, schaue ich direkt in das pure „Winter Wonderland“. In den 50 Minuten, die wir in der Höhle waren, hat es unendlich viel Neuschnee gegeben. Raus aus der zehn Grad warmen Höhle und ab in die kalte, völlig verschneite Landschaft. Bei jedem Schritt, den ich mache, höre ich dieses wohlig klingende Knarzen des Schnees. Die Flocken rieseln mir ins Gesicht und ich komme aus dem Schwärmen nicht heraus. Was ein gelungener Ausflug.

Am dritten Advent sowie an Heiligabend und dem ersten und zweiten Weihnachtstag in diesem Jahr finden die Führungen auch statt. Wer sich also auch bezaubern lassen will in dieser besinnlichen Zeit, ist in der Dechenhöhle sehr gut aufgehoben.

Von Julia Schuchardt
Veröffentlicht am 12.12.2017