Theaterrezension

Willkommen bei den Hartmanns - Theaterfassung reicht nicht an Kinofassung heran

Familie Hartmann versammelt sich in ihrem Haus, um die Ankunft von Flüchtling Diallo zu besprechen. (Foto: Nina Welz)
Nach der Aufführung verbeugen sich die Schauspieler vor einem applaudierenden Publikum. (Foto: Nina Welz)

ISERLOHN. Die einstige Kinosensation „Willkommen bei den Hartmanns“ ist vergangenen Samstag im Parktheater Iserlohn aufgeführt worden. Die Zuschauern bekamen eine Komödie zur deutschen Flüchtlingskrise zu sehen. Doch überzeugen konnte die einfach dargestellte Version des Films vor allem das junge Publikum nicht.

„Willkommen bei den Hartmanns“: Mit dem Theaterauftakt hätte das Tourneetheater Thespiskarren in die Fußstapfen des Kinofilms treten können. Doch statt den Zuschauern ein facettenreiches Stück zu bieten, setzten die Darsteller auf ein einfaches Bühnenbild und wenig Action, was vor allem für die jungen Zuschauer ziemlich langweilig war.

Zu Beginn des Theaterstücks wird zunächst Hauptdarsteller Diallo vorgestellt, ein Flüchtling aus Nigeria, der sich auf den Weg nach Deutschland macht. Dort angekommen wohnt er erstmal in einer Flüchtlingsunterkunft. 

Haus der Hartmanns wird zur Flüchtlingsunterkunft

Zur selben Zeit spielt Angelika Hartmann, pensionierte Lehrerin, mit dem Gedanken, einen Flüchtling aufzunehmen. Als Angelika ihrem Mann Richard, Oberarzt in der späten Midlife-Crisis, und ihrem Sohn Philipp, ein in Scheidung lebender Workaholic, von ihrem Vorhaben, einen Flüchtling aufzunehmen erzählt, stößt dies auf Ablehnung. Nur Tochter Sophie, Dauerstudentin mit Männerproblemen, ist begeistert. Enkel Basti, Philipps versetzungsgefährdeter Teenager-Sohn, schlägt am Telefon das Flüchtlings-Casting „Deutschland sucht den Superflüchtling“ vor. Und schon finden sich Angelika und Richard im Flüchtlingsheim wieder. Den dritten Kandidaten, Asylbewerber Diallo, hat Angelika sofort gern.

Und so zieht Diallo, der auf eine baldige Aufenthaltsgenehmigung hofft, gleich am nächsten Tag in das schöne Haus der Hartmanns ein. Mit einem „Willkommen bei den Hartmanns“-Gruß wird Diallo herzlich empfangen. Trotz der Mentalitätsunterschiede lebt sich Diallo schnell ein. Er ist nämlich zum Beispiel der Meinung, dass Sophie mit ihren 31 Jahren schon längst Familie haben sollte und will sie mit Assistenzarzt Tarek Berger verkuppeln. Das Familienleben hat also eigentlich die perfekten Voraussetzungen harmonisch zu werden, wären da nicht die Spannungen zwischen den Eheleuten Hartmann, die durch das Eingreifen durchgeknallter Freunde noch größer werden, oder missverständliche Begegnungen mit der Polizei, die auch noch Diallos Asylantrag aufs Spiel setzen. 

Einfaches Bühnenbild und wenig Spannung

Der vorerst vielversprechende Inhalt wurde in der Theateraufführung viel zu einfach umgesetzt. Das Bühnenbild bestand während des gesamten Stücks aus einem kleinen Haus, welches das Haus der Hartmanns darstellen sollte, einem Tisch, vier Stühlen und einem Gittergerüst. Dies verwirrte vor allem am Anfang, als Diallo aus Nigeria flüchtete und mehrmals um das Haus lief. Diese Verwirrung kam an mehreren Stellen auf, bei denen sich die Schauspieler szenisch an einem anderen Ort befanden und für die Zuschauer nur das Haus zu sehen war. Dass die Orte, an denen sich die Darsteller befanden, oft erst nicht eindeutig waren, führte dazu, dass keine wirkliche Spannung aufkam.

Die Schauspieler waren die ganze Zeit überzeugend in ihren Rollen. Zu Beginn des Stückes wurde jedoch nicht direkt klar, wer welche Rolle übernimmt, was mitunter auch daran lag, dass zwei Nebendarsteller jeweils mehrere Rollen übernahmen. Trotzdem lässt sich das Publikum, das überwiegend aus Besuchern fortgeschrittenen Alters bestand, schnell mitreißen. Sprüche wie „Es gibt auch immer ein paar Schwarze unter den Schafen“ von Richard an Diallo gerichtet, ließen das Publikum laut auflachen.

Der heiteren Stimmung im Saal nach zu urteilen, kam das Theaterstück, trotz der gelegentlichen Verwirrungen, bei den Besuchern insgesamt gut an. Zu empfehlen ist das Stück „Willkommen bei den Hartmanns“ dennoch eher für das ältere Publikum. Junge Leute sind stattdessen mit dem Film viel besser bedient, da sie das Theaterstück aufgrund der einfachen Bühnengestaltung als zu langweilig empfinden würden. Der Film ist im Gegensatz dazu durch die vielfältige Szenerie um einiges lebendiger und zieht die Zuschauer schneller ins Thema.

Von Janine Glormann
Veröffentlicht am 08.05.2019