Ein Gärtnerei-Familienbetrieb während der Corona-Krise

Alles andere als blumige Zeiten

Die Gärtnerei Renner besteht bereits seit 1985. Foto: Maite Hegemann
Die Familie Renner: von links Robert, Rabea, Maria, Richard, Ricarda und Rebecca. Foto: Familie Renner
Die Kunden können trotz der Coronakrise viele frische Blumen kaufen - sogar kontaktlos. Foto: Maite Hegemann
Das Blumen-Büdchen ermöglicht kontaktloses Einkaufen... Foto: Maite Hegemann
... und eine Anleitung erklärt den Kunden den einfachen Prozess. Foto: Maite Hegemann
Der Frühling macht sich so langsam auf dem Hof bemerkbar. Foto: Maite Hegemann
Aufgrund der Coronakrise musste die Familie ihre Hochzeitsmesse absagen. Foto: Maite Hegemann
Die Scheune war zu dem Zeitpunkt der Absage bereits liebevoll dekoriert. Foto: Maite Hegemann
Damit der Aufwand sich dennoch gelohnt hat, können zukünftige Bräute die Dekorationen nun online bewundern. Foto: Maite Hegemann
Trotz der aktuellen Krise blickt der Betrieb optimistisch in die Zukunft. Foto: Maite Hegemann

Im Leben der Familie Renner ist ein Freitag im Frühling normalerweise sehr stressig: Viele Kunden werden im Laden bedient, während zeitgleich das Material für anstehende Hochzeiten verladen wird. Auf dem Hof wird fleißig und eng zusammengearbeitet – ein Zustand, der heute aufgrund der akuten Ansteckungsgefahr und vielen abgesagten Veranstaltungen nicht möglich ist.

HAMM. „Durch die Corona-Krise hat der Kundenverkehr stark abgenommen und wir verkaufen deutlich weniger Ware als sonst“, erzählt die 20-jährige Rabea Renner, während sie über den ungewöhnlich leeren Hof läuft. Neben ihrem Vater Richard, der gerade zahlreiche Pflanzen bewässert, ist nur ihre Mutter Maria – die Chefin der Gärtnerei – zu sehen. Von dem, gewöhnlich buntem Treiben und fröhlichen Gesprächen fehlt in dem Betrieb jede Spur.

„Existenzielle Ängste haben wir aktuell noch nicht“, erklärt Rabea die Stille auf dem Hof. „Leider haben wir einige Risikopatienten in der Familie und als Mitarbeiter, das beschäftigt uns natürlich schon.“ Ihre Schwester Rebecca ist aufgrund ihrer Rheuma-Erkrankung eine Risikopatientin. Gemeinsam entschied sich die Familie, dafür, dass sie deshalb bis auf weiteres nicht mehr im Laden arbeitet. „Rebecca bleibt zuhause und macht den Papierkram“, erzählt Rabea, die jüngste Tochter der Familie, schmunzelnd. „Wir sind eine sehr aktive Familie, die es gewohnt ist, viel an der frischen Luft zu sein. Ich bin schon froh, dass ich hier noch helfen kann.“ 

Event- und Hochzeitsfloristik auf Eis gelegt

Eine große Leidenschaft der Familie, zu der ebenfalls Rabeas weitere Geschwister Ricarda und Robert zählen, sind Hochzeiten. „Für die Hochzeiten ist vor allem meine älteste Schwester Ricarda zuständig. Da bis Mai erstmal alles abgesagt wurde, können wir momentan leider auch keine Hochzeitsfeiern dekorieren“, erklärt Rabea, während Ricarda im weißen Firmentransporter auf den Hof fährt. Neben Ricardas Leidenschaft, der Hochzeitsfloristik, ist auch die Eventfloristik eine große Einnahmequelle der sechsköpfigen Familie. „Dadurch, dass alle Events abgesagt wurden, fällt natürlich ein großer Bereich unserer Arbeit weg“, bedauert Rabea.

Doch nicht nur externe Events fallen aus: Auch ihre eigene kleine Hochzeitsmesse, die vom 18. bis zum 21. März geplant war, musste die Familie absagen. „Wir hatten in der gesamten Scheune schon Tische aufgebaut und fertig dekoriert. Dann mussten wir die Messe absagen“. Rabeas hellblonden Haare, das Markenzeichen der vier Geschwister, strahlen hell in der Frühlingssonne, während sie das Tor zur Scheune ein Stück weiter aufschiebt. Runde und eckige Tische stehen wunderschön dekoriert im Raum verteilt und Lichterketten und Lampions hängen von der hohen Scheunendecke.

 Die Familie wird kreativ

„Damit die ganze Arbeit, die wir in die Dekoration gesteckt haben, nicht völlig umsonst war, hat Rebecca alles fotografiert. Auf einer speziellen Webseite können sich die zukünftigen Bräute dann trotzdem von unseren Ideen inspirieren lassen“, erzählt Rabea optimistisch. Sie läuft über den Hof und weicht gekonnt den Sprinkleranlagen aus, die die Pflanzen auf dem Hof bewässern. 

Auch für diejenigen, die sich die Zeit zuhause verschönern möchten, hat sich der Familienbetrieb etwas überlegt. „Wir liefern unsere Blumen jetzt auch nach Hause.“ Rabea setzt sich auf eine Bank auf dem Hof und sagt: „Dafür nehmen wir keine Lieferkosten. Wir klingeln an, stellen die Blumen vor die Tür und fahren dann direkt wieder.“ Die Kunden können kontaktlos per Rechnung bezahlen und die Ansteckungsgefahr so fast völlig verhindert werden kann. Rabea läuft am Eingang des Ladens vorbei und bleibt vor einem kleinen weißen Häuschen, mit Rückwand und Dach, vor dem Hoftor stehen: „Wer das Haus verlassen möchte, kann auch einfach kontaktlos an unserem Büdchen frische Sträuße und Gestecke kaufen. Es ist die ganze Woche mit frischen Blumen bestückt“.

Ein Blick in die Zukunft

Auch, wenn die Familie der Pandemie mit viel Kreativität und Zuversicht trotzt, hoffen alle, dass bald wieder zur Normalität zurückkehren zu können. „Wir haben erstmal für die nächsten zwei oder drei Monate so weitergeplant und hoffen, dass dann wieder ein normaler Alltag einkehrt“, sagt Rabea. Sie selbst plant voraussichtlich im Winter ihr Studium zu beginnen. „Wir haben neben der Gärtnerei auch Einnahmen aus der Landwirtschaft und dem Garten- und Landschaftsbau meines Vaters. Das ist in der aktuellen Situation ein großer Vorteil.“

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Wichtig ist, dass die Menschen auch und vielleicht sogar besonders in dieser Zeit, lokale Geschäfte unterstützen und nicht willkürlich online bestellen. Dadurch können Betriebe wie die Gärtnerei Renner, die im Jahr 1985 gegründet wurde, auch noch viele weitere Jahre bestehen. Die Inhaberin Maria Renner bleibt positiv gestimmt: „Unsere Leidenschaft sind die Blumen und wir hoffen, dass wir damit vielen Menschen in dieser Zeit ein Lächeln ins Gesicht zaubern und die Zeit zuhause verschönern können. Bessere Zeiten kommen bestimmt!“. 

Von Maite Hegemann
Veröffentlicht am 28.03.2020

Maite Hegemann

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