Interview

Ausbildung zum Polizisten

Der Job des Polizisten besteht aus vielen Aufgaben. Quelle: Pixabay

Der Beruf des Polizisten ist nachwievor ein sehr wichtiger in der Gesellschaft. Aber was lernt man in der Ausbildung überhaupt und wie wird man auf den Ernstfall vorbereitet? Über solche Fragen sprach MAERKZETTEL mit einem Polizeischüler im zweiten Ausbildungsjahr.

MAERKZETTEL: Erzähl mir doch bitte, was klassische Szenarien sind, auf die ihr im Rahmen der Ausbildung vorbereitet werdet?

P: Es werden alle Situationen behandelt, die man sich vorstellen kann. Also Sachbeschädigung, Körperverletzung und sogar Angriffe von Terroristen. Bei einigen Übungen werden wir aufgezeichnet, damit wir später auswerten können, wie unser Verhalten war. Das Ganze passiert einmal in einem Theorieunterricht, es gibt aber auch Übungen, wo Szenarien nachgestellt werden. Dort lernen wir auch, wie wir mit unseren Waffen umgehen müssen.

MAERKZETTEL: Es ist sehr wichtig, dass die Polizeischüler lernen, wie sie sich verhalten müssen. Schließlich sollen sie als Helfer und nicht als Bedrohung wahrgenommen werden. Eine Infrateststudie aus dem Herbst 2016 ergab, dass 83 Prozent der Befragten Vertrauen in die Polizei haben.

MAERKZETTEL : Welche Einsätze und Aufgaben fallen bei der Bundespolizei im Alltag an?

P: Neben den normalen Aufgaben der Landespolizei wie Sachbeschädigung, Diebstahl und alles was noch dazugehört, gibt es zusätzlich die Aufgabe der Grenzüberwachung. Das heißt, wir haben auch mit Verstößen gegen das Ausländerrecht und dem Asylgesetz zu tun. Wir wurden im Rahmen der Flüchtlingskrise an der Grenze eingesetzt und waren dort für die Erstaufnahme zuständig. Sowas gehört auch in unser Aufgabengebiet.

MAERKZETTEL: Fühlst du dich gut auf gefährliche Situationen vorbereitet?

P: Ich fühle mich sehr gut auf kritische Situationen vorbereitet, da wir sehr viele verschiedene Szenarien üben. In der Ausbildung lernen wir sehr viel. Da fällt mir eine Situation ein, die trotz guter Vorbereitung für uns gefährlich war. Wir wurden zu einem Einsatz gerufen, bei der sich die ursprüngliche Situation so gestaltete: Ein Mann drohte falschherum auf die Autobahn zu fahren und wir sollten ihn stoppen. Wir haben uns dann mit dem Polizeiwagen quer auf die Straße gestellt und gehofft, dass er bremsen würde. Glücklicherweise erschien der Mann aber erst gar nicht.

MAERKZETTEL: Das hört sich ziemlich nervenaufreibend an. In diesem Zusammenhang: Was sind denn deiner Meinung nach die wichtigsten Eigenschaften für einen Polizisten?

P: Der Charakter ist sehr wichtig. Man muss sicherstellen, dass die Leute wissen, was sie tun. Das ist vor allem in extremen Situationen wichtig. In der Ausbildung wird immer darauf hingewiesen, ruhig zu bleiben, auch wenn etwa ein Mord oder andere grausame Taten vorliegen. Deswegen sind psychische und physische Gesundheit sehr wichtig.

MAERKZETTEL: Und wie werdet ihr auf besondere Extremfälle wie Amokläufe oder Terroranschläge vorbereitet?

P: Bis vor kurzem gab es ein extra Traning für Amokläufe. Das wurde simuliert, indem zwei Polizisten einen Täter mit niederem Beweggrund stoppen sollte. Hier gingen wir davon aus, dass der Täter keine millitärische Ausbildung besitzt. Nach den Anschlägen von Paris wurde das Training angepasst. Jetzt gehen wir davon aus, dass der Täter eine militärische Ausbildung besitzt. Nun sollen wir versuchen den Täter entweder zu stoppen, oder ihn in Schach zu halten, bis die Spezialkräfte eintreffen.

Anmerkung der Redaktion: Da der Polizeischüler anonym bleiben wollte, nennen wir ihn hier nur P.

Von Lukas Hentschel
Veröffentlicht am 13.02.2017

Lukas Hentschel

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