Studentin im Portrait

Das Leben einer Musikerin

Die Musikerin Fabienne Kirschke. Quelle: Privat

Fast jeder Musiker träumt davon, irgendwann von der eigenen Musik leben zu können. Doch ist das realistisch? Und was braucht es, um die Leidenschaft in einem Musikstück zu erfahren oder um selber mit Hingabe Musik zu machen. Fabienne Kirschke erzählt von ihrem Alltag als Musikern.

BÖNEN. Fabienne Kirschke ist leidenschaftliche Musikerin. Die Leidenschaft zur Musik schwingt in jedem ihrer Sätze mit. Sie ist 27 Jahre alt und hat an der Folkwang Universität der Künste in Essen Instrumentalpädagogik studiert. Seit ihrem Abschluss ist sie als Musikpädagogin in der Musikschule Dortmund tätig und macht nebenbei ihren Master in Alter Musik. Alte Musik ist all das, was vor der Klassik passierte: Musik aus dem Mittelalter, der Renaissance, dem Frühbarock und dem Barock. Fabiennes Hauptfach ist die Blockflöte. „Die Blockflöte war besonders in der Alten Musik ein stark populäres Instrument und kann sehr virtuos gespielt werden“, beschreibt Fabienne.

Sie spielt in zwei verschiedenen Bands. Einmal in einer Folkband und in einer Folk Metal Band. In der Folkmusik sind Melodien und Texte traditionell und werden neu arrangiert oder stilistisch nachgeahmt. Die Instrumente sind meist traditionell akustisch wie Gitarren, Flöten oder Dudelsäcke. Musik ist das, was Fabienne „am meisten fasziniert, was mich antreibt und wofür es sich lohnt, jeden Morgen aufzustehen“. Ihr Musikinteresse wurde durch die Vielfältigkeit der unzähligen Instrumente geweckt. Die Intuitionen von Fabienne gehen über momentane Stimmungen, Erlebnisse, Ereignisse, Kulturen, sowie der Suche nach Klangfarben. Harmonien, lyrische Melodien sind ebenfalls Quelle ihrer Inspiration, sowie Fantasie und Kreativität.

Die Entdeckung der Musik

Die Liebe zur Musik entfachte bereits in ihrer Kindheit. Das Musische verfolgte Fabienne bis in das Erwachsenwerden. Ich fand Musik immer schon sehr spannend und sehr berührend“, beschreibt Fabienne. Ihr Musikgeschmack ist sehr vielfältig. Von Metal und Rock bis hin zu Klassik, Barock und Folkmusik. Jede Musikrichtung hat ihre eigenen Facetten, das findet sie besonders spannend daran. Zu der Entscheidung Musik zu studieren, ist Fabienne jedoch erst relativ spät gekommen. Im Alter von 16 Jahren, hat sie eine professionelle Blockflötistin gehört und empfand diese Art der Musik als so schön, dass sie es unbedingt lernen wollte. „Ich habe dann ganz viel geübt und Unterricht genommen“, sagt sie. Nach ihrem Abitur durchlief sie zunächst die Aufnahmeprüfung an der Folkwang Universität der Künste in Essen und absolvierte drei Jahre später ihren Bachelor of Arts in Instrumentalpädagogik. „Für mich war Musik immer etwas ganz magisches. In den meisten Fällen berührt sie die Menschen auf einem ganz unmittelbaren Weg“.

Privat ist Fabienne noch Mitglied zweier Musikgruppen. Dort spielt sie eben auch Flöte. „Wenn Menschen an Blockflöte denken, denken sie oft nur an die kleine Flöte, die Kinder teilweise in der Grundschule lernen. Aber Blockflöten gibt es in verschiedenen Größen“, schildert sie. Von Sopranino- bis hin zur Bassflöte. Die unterschiedlichen Größen und Arten ermöglichen verschiedene Tonumfänge und Klangmöglichkeiten. Außerdem spielt Fabienne Drehleier. Eine Drehleier ist ein Instrument, das ursprünglich aus dem Mittelalter stammt. „Es funktioniert ein wenig wie eine mechanische Geige. Es hat ein Rad, welches mit einer Kurbel gedreht wird und die Saiten anstreicht. Dadurch entsteht ein permanenter Ton. Die Saiten werden allerdings nicht wie bei einer Geige mit den Fingern abgegriffen um Töne zu schaffen, sondern es befinden sich Tasten an der Seite“, erklärt sie.

Das Lehren von Musik

Kirschke unterrichtet als Musikpädagogin an der Musikschule in Dortmund eine Reihe von Kindern und Erwachsenen. Als Pädagogin kann sie viele Erfahrungen sammeln. Die Entwicklung der Kreativität und der musikalischen Individualität, die Suche nach der eigenen Stimme beim Spielen und des eigenen Stils oder das Experimentieren mit neuen Stilen sind für Fabienne essentielle Punkte im Unterricht. In ihrem Instrumental-Unterricht möchte sie zu Beginn eine solide Basis vermitteln. Das Handwerk soll in positiver, unterstützender und vertrauensvoller Atmosphäre erlernt werden. „Wobei der Sound am Instrument von Anfang an Priorität hat und die Motivation – die Freude an der Musik – nicht vergessen werden soll“, erzählt sie. Was sie am Unterrichten besonders schön findet ist, wenn die Kinder entdecken, wie viel Spaß es eigentlich macht Musik zu machen und sie sich dadurch auf eine ganz eigene Art ausdrücken können. Das Besondere an der Musik für Fabienne ist der Ausdruck, ob emotional oder auch künstlerisch. Ebenso, dass sie die Menschen mit ihrer Musik und ihrem Lehren berühren kann.

Auf die Idee, das Lehren zu ihrem Beruf zu machen, ist sie erst relativ spät gekommen. Trotz allem ist sie mit der Entscheidung zufrieden und es macht ihr Spaß. Sie möchte mit ihren Schülern, mit Enthusiasmus und Freude gemeinsam individuelle Klangvorstellungen entwickeln. Fabienne beschreibt jedoch, dass die Situation auf dem Arbeitsmarkt für Musikschullehrer nicht so gut läuft: „Meistens bekommt ein Lehrer nur eine Honorarstelle und keine Festanstellung. Und das birgt sehr viele Unsicherheiten mit sich – was als Musiker ja sowieso schon der Fall ist“. Sehr viel freie Zeit neben dem Unterrichten, dem Studieren und den Konzerten bleibt ihr jedoch nicht. Die Zeit zwischen durch, verbringt Fabienne damit Stücke zu schreiben. Trotz der schwierigen Situation mit der Zeit und dem Geld, hat die leidenschaftliche Musikerin nie ihr Lachen und den Spaß am Unterrichten verloren.

„Die Leidenschaft ist das, was einen Musiker antreibt“

Kontrast- und klangfarbenreich, rhythmisch rasant und komplex – genau so, hört sich die Musik von Fabienne an. Natürlich spielt die Musik neben dem angefangenen Masterstudium in Alter Musik und des abgeschlossenen Bachelors in Instrumentalpädagogik in Essen eine zentrale Rolle in ihrem Leben. Und zwar als Sängerin, Flötistin und Drehleieristin in zwei Bands. Seither folgen zahlreiche Live-Auftritte. Für einen Künstler gibt es natürlich nichts Berauschenderes als auf einer Bühne zu stehen und das Publikum zu begeistern. „Die Leidenschaft ist das, was einen Musiker antreibt. Die Befriedigung ist die, seine Musik präsentieren zu können und dem Publikum eine schöne Zeit zu ermöglichen“, schildert Fabienne. Besonders schön findet sie dabei, wie das Publikum auf die Musik reagiert und was die Melodie auf einem Konzert bei ihnen auslöst. Die besten Momente auf der Bühne sind für sie jene, in denen sie als Musikerin mit einer gewissen Selbstvergessenheit intensiv Stimmungen und Gefühle als Band interpretieren und auf der Bühne eine „Story“ erzählen, die ehrlich und unmittelbar zum Publikum transportiert wird. „Die eigene Energie und die der verschiedenen Persönlichkeiten auf der Bühne zu spüren, ist für mich ebenso einmalig – egal ob im Folk oder im Metal“, beschreibt Fabienne.

Seit einiger Zeit komponiert sie auch eigene Stücke und schreibt Texte: „Seitdem habe ich die Freiheit, die Dinge klar, verständlich und manchmal auch brutal auszudrücken“. Winand Bergen ihr Freund und von Beruf Instrumentenbauer beschreibt ihre Art und Weise der Musik wie folgt: „Ihre Stimme und ihre Art die Instrumente zu spielen, spricht direkt aus ihrer Seele und berührt tief im Herzen. Ich spüre, dass sie jedes ihrer Lieder in sich trägt und fühlt“. Die Gegensätze der beiden Musikgruppen findet Fabienne besonders spannend, da sich so ein Gegensatz bildet, erzählt sie. „Die Folk Metal Band ist einfach laut, fröhlich und mehr für Partys geeignet. Die andere ist da ein bisschen ruhiger“. Die verschiedenen Möglichkeiten sich in den Bands musikalisch auszudrücken, gefallen ihr einfach besonders gut. „Musik ist mein Leben. Meine Leidenschaft und die Hingabe zur Musik erlebe ich durch die Bands besonders intensiv“, beschreibt Fabienne. Das Publikum und der Sound der einzelnen Instrumente faszinieren sie.

Ihre Zukunftswünsche

Fabienne möchte zukünftig noch viel mehr Musik machen, mehr Live-Aufritte und noch mehr Musik selbst produzieren. Sie möchte aber auch weiterhin unterrichten und bei der Entwicklung ihrer Schüler mitwirken. Trotz allem würde sie sich wünschen, dass sie irgendwann nur noch vom Musik machen leben kann und in ein paar Jahren nicht mehr unbedingt unterrichten muss. Denn der Unterricht ist teilweise terminlich sehr schwierig zu organisieren, erzählt sie. An den Wochenenden gibt sie oft Konzerte und unter der Woche unterrichtet sie, „meine Freizeit kommt da oft zu kurz“. Fabienne hat einfach die Hoffnung, dass aus ihren Eigenkompositionen zukünftig etwas wird. „Ich habe so wahnsinnig viele Ideen, die ich gerne verwirklichen möchte“, sprudelt es aus ihr förmlich heraus. 

Von Michelle Reichelt
Veröffentlicht am 20.10.2020

Michelle Reichelt

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