„Das Schönste ist die Vielfalt“

Bürgermeister Ahrens wünscht dem Maerkzettel alles Gute Foto: Privat

Iserlohn. Iserlohn ist die Heimat des Maerkzettels. Grund genug, das Gesicht der Stadt, den Bürgermeister Dr. Peter Paul Ahrens, zu besuchen und zu befragen.

Maerkzettel:  Wie sind Sie zur Politik gekommen?

Ahrens: Ich war schon in der Schule Schulsprecher. Während des Studiums ließ die Begeisterung für Politik nicht nach und deswegen war ich im Studentenparlament  und in der Fachschaft tätig. In meiner Jugend führte ich des Öfteren heftige politische Diskussionen mit meinen Eltern, die sich der CDU verschrieben hatten und auch mit meinem Bruder, der schon immer für die FDP war.  Aber der SPD bin ich dann mit 28 Jahren beigetreten. Ich wohnte damals in Schwerte und wollte unbedingt verhindern, dass hinter unserem Haus eine Umgehungsstraße gebaut wird.

Maerkzettel: Welches Verhältnis haben Sie zu der Stadt Iserlohn?

Ahrens: Zuerst hatte ich mich 1993 in Iserlohn als Stadtkämmerer beworben.  Dann bin ich vom Rat gewählt worden und in den letzten 19 Jahren habe ich die Stadt sehr lieb gewonnen.

Maerkzettel: Was denken Sie, wofür Iserlohn steht?

Ahrens: Jetzt geht es um das berüchtigte Alleinstellungsmerkmal. Iserlohn wird gerne die Waldstadt genannt. Ich finde, dass nur ein Merkmal für Iserlohn unangemessen ist. Iserlohn spricht unterschiedliches Publikum an. Eine Vielfalt der Qualitäten macht die Stadt aus. Wir haben ein gut entwickeltes Kulturleben und schöne Wohnquartiere, von denen man überall schnell ins Grüne gelangt. Manche denken an unsere Stadt vor allem wegen der Iserlohner Roosters. Für mich sind auch die zwei Innenstädte von großer Bedeutung, die eine im Herzen von Iserlohn und die andere in Letmathe.

Maerkzettel: Wie sieht ein Arbeitstag bei Ihnen aus?

Ahrens: Im Herbst war ich sehr krank und habe sechs Wochen lang nicht arbeiten können. Danach haben mir alle gesagt, ich solle kürzer treten. Nur ich habe eines festgestellt: Bürgermeister auf Teilzeit, das geht nicht! Man ist als Bürgermeister so gesehen nie privat, egal wo ich hingehe, ich bin jeden Tag für die Bürger da und werde auch immer als Bürgermeister angesprochen. Neben der Routine, also  tägliches Lesens von Post und E-mails, bin ich der Chef von 1.800 Mitarbeitern.  Auf der Tagesordnung stehen neben wichtigen Gesprächen auch politische Entscheidungen, bei denen ich im Rat vertreten sein muss.

Maerkzettel: Was ist positiv oder negativ am Amt des Bürgermeisters?

Ahrens: Negativ ist, dass man immer im Focus der Beobachtung steht. Da kann man schon mal Kritik von Bürgern und der Presse bekommen, die man selbst nicht für angebracht hält. Man muss lernen, damit umzugehen. Die Bürger sehen mich als Ansprechpartner und das ist für mich besonders positiv.  So bekomme ich sehr viel von der Stadt und ihren Bewohner mit. Auch genieße ich die Vielfalt von Iserlohn und bin in diesem Zuge gerne bei Eröffnungen oder Jubiläen. Paare die schon über 65 –Jahre verheiratet sind und Menschen die in unserer Stadt über 100 Jahre alt werden, besuche ich außerdem. Im Moment ist die älteste Iserlohnerin 108 Jahre alt. Ich will einfach so viel wie möglich von dieser Stadt mit erleben.

 Maerkzettel: Gibt es ein Ereignis in Ihrer Zeit als Bürgermeister, das Sie besonders bewegt hat?

 Ahrens: Da gibt es nicht nur ein Ereignis, es ist wirklich schwierig einzelne Begebenheiten zu nennen. Sehr bewegt haben uns dieses Jahr die vielen Beerdigungen von Mitarbeitern und auch denen, die im Rat aktiv waren. Ein besonders schönes Ereignis war das diesjährige Street-Soccer-Turnier, das ich eröffnet habe. Das Wetter war schön und die Kinder sehr fröhlich, das war einfach herrlich.

Maerkzettel: Was ist in diesem Monat das wichtigste Ereignis in der Waldstadt?

Ahrens: Die Diskussion um die Hauptschulen steht im Vordergrund. Die Anmeldungen fallen bei den meisten Hauptschulen hier viel zu gering aus. Das liegt sowohl an dem Bild, das die Eltern von Hauptschulen allgemein haben, als auch am demographischen Wandel. Wir müssen nun Lösungen dafür finden.

Maerkzettel: Inwieweit ist es gerade unter dem Aspekt Bildung für Iserlohn wichtig, ein studentisches Medium wie den Maerkzettel zu haben?

Ahrens: Medienvielfalt ist sehr wichtig, die BiTS-Aktivitäten kann ich nur begrüßen und hoffe, dass noch mehr über die Stadt berichtet wird.

Maerkzettel: 3 Dinge, die Ihnen an Iserlohn besonders gefallen?

Ahrens:

1. Die Innenstadt im Herzen Iserlohns

2. Die Dechenhöhle

3. Die Natur rund um und in Iserlohn

Maerkzettel: 3 Dinge, die für eine gute Politik notwendig sind?

Ahrens:

1. Eine hohe Kommunikationsfähigkeit: die Offenheit zuzuhören und das auf Seiten des Bürgermeisters und auf Seiten des Rates

2. Orientierung an der Sache: Suche nach dem Besten für die Stadt und nicht nach dem Besten für die Partei

3. Suche nach einer klaren Linie

Maerkzettel: 3 Hobbys, die Ihnen besonders Spaß machen?

Ahrens:

1. Segeln

2. Ski fahren

3. Mein Hund

Maerkzettel: Wo sehen Sie Ihre Stadt und sich selber in zehn Jahren?

Ahrens: In zehn Jahren bin ich 72 Jahre alt und wahrscheinlich nicht mehr Bürgermeister. Trotzdem werde ich der Stadt erhalten bleiben und viel Zeit mit meiner Familie und meinen Hobbies verbringen. Wo Iserlohn in zehn Jahren steht ist schwer zu sagen. Ich befürchte, dass die Einwohnerzahl immer geringer wird. Der demographische Wandel wird dafür verantwortlich sein. Aber ich hoffe, dass wir weiterhin gute Angebote in Sachen Kultur, Bildung und Freizeit haben.

Von Marie-Therese Friemann
Veröffentlicht am 31.05.2012