Psychische Gesundheit

Das sind keine einfachen Stimmungsschwankungen

Die bipolare affektive Störung ist eine Geisteskrankheit, bei der sich der Stimmung einer Person ständig ändert. Quelle: Pixabay

DEUTSCHLAND. Am Ende des Jahres hat BKK Dachverband (die zentrale Organisation der Betriebskrankenkassen in Deutschland) den Gesundheitsreport publiziert. Laut BKK, haben etwa 17% der Deutschen psychische Erkrankungen. Pauline, Studentin aus Deutschland hat die bipolare affektive Störung. Sie hat Maerkzettel über ihr Leben und ihren Alltag erzählt.

Bipolare Störung ist die etablierte Kurzbezeichnung für die bipolare affektive Störung (kurz BAS). Bei der BAS handelt es sich um eine psychische Erkrankung, die zu den Stimmungsstörungen gehört. Die Krankheit zeigt sich durch extreme, zweipolig entgegengesetzte Schwankungen, die Stimmung, Antrieb und Aktivitätslevel betreffen. Diese Anzeichen treten phasenhaft auf und reichen weit über das Normalniveau hinaus. Die Betroffenen pendeln dabei zwischen Depression und Manie hin und her, ohne diese Wechsel willentlich noch kontrollieren zu können. Leider ist es noch nicht bekannt, warum die Krankheit entsteht und welche Menschenkategorien sich unter dem Risiko befinden. Pauline (19) erzählt, wie sie sich an BAS gewöhnt:

MAERKZETTEL: Wie haben Sie über Ihre Krankheit erfahren?

Pauline: Im August 2019 bin ich in ein Krankenhaus gekommen, weil meine schnell wechselnde Stimmung mich richtig gestört hat. Die Ärztin hat mir Tabletten gegen die bipolare Störung verschrieben, aber sie hat mir eigentlich die Diagnose nicht gesagt. Ich habe gedacht: “Was für ein Unsinn!”. Ein paar Monaten später, im Oktober, als ich wieder zum Arzt gekommen bin, habe ich gefragt, was mit mir los war. Erst dann hat mir der neue Arzt gesagt, dass ich BAS habe.

MAERKZETTEL: Wie leben Sie mit der Krankheit?

Pauline: Es ist schwer, aber man gewöhnt sich an alles. Zum Beispiel ist es für mich jetzt schwer, an der Universität gut zu lernen, weil ich den größten Teil meines Lebens depressiv bin. Manchmal nehme ich gar keine Tabletten, weil die das Konzentrationsniveau senken. Und wenn ich unkonzentriert bin, kann ich nichts auswendig üben. Aus diesem Grund ist es nicht leicht, alle Klausuren rechtzeitig zu schreiben. Mit der Zeit habe ich natürlich gelernt, die Anzeichen von Manie und Depression zu erkennen und die besser zu kontrollieren.

MAERKZETTEL: Hat Ihres Leben verändert? Wenn ja, wie?

Pauline: Nun, ich habe eine Weile mit BAS gelebt, bevor es diagnostiziert wurde, also habe ich keine drastischen Änderungen bemerkt. Nachdem ich zum Arzt gegangen bin, war es irgendwie schmerzhafter für mich aufgrund der Erkenntnis, dass ich unheilbar krank bin. Ich habe gedacht, dass ich niemals die Universität beenden und einen Job finden kann. Außerdem habe ich mich gefühlt, dass ich absolut verdammt bin. Natürlich, wenn die Krankheit schwerwiegend ist, dann wird für eine Person der Beamtenberuf geschlossen. In sehr schweren Fällen (und wenn eine Person keine angemessene Behandlung durchführt) kommt es zu einer Behinderung. Wenn man jedoch das Arzneimittel einnimmt und die Anweisungen des Arztes befolgt, kann jede Person mit bipolarer Störung in Frieden leben und überall arbeiten. Also hoffe ich, dass meine Zukunft hervorragend wird.

MAERKZETTEL: Ist es schwer, Studium, Arbeit und Alltag miteinander zu verbinden?

Pauline: Ja, es ist sehr schwierig. In den meisten Fällen ist es für mich kompliziert, aufzustehen (egal früh oder spät). Ich gebe am Morgen alle meine Kräfte dafür aus und verstehe dann den ganzen Tag gar nichts, obwohl ich bemühe mich genug zu schlafen. Manchmal gehe ich überhaupt nicht zur Universität, schlafe den ganzen Tag und tue nichts.

MAERKZETTEL: Was machen Sie, um die Krankheit leichter zu machen?

Pauline: Ich habe seit einem Monat keine Pillen mehr eingenommen, weil die sich meine Depression dadurch verstärken. Deshalb bin ich jetzt nicht in meiner besten Form. Manchmal suche ich nach den berühmten Personen, die auch die bipolare affektive Störung haben und die sich trotzdem mehr oder weniger im Leben etwas erreichen konnten. Das inspiriert mich ein bisschen und gibt mir die Hoffnung, dass ich stark bin.

MAERKZETTEL: Was machen Sie in Ihrer Freizeit?

Pauline: Wenn die Fristen ablaufen, zwinge ich mich, hart zu arbeiten. Wenn ich keine Aufgaben habe, lege ich einfach ins Bett und gucke verschiedene dumme Shows auf YouTube, um mich ein bisschen zu entspannen.

MAERKZETTEL: Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?

Pauline: Ich möchte meine Universität erfolgreich abschließen und die Fortschritte in großen persönlichen Taten machen, die theoretisch nicht durch BAS verhindert werden können (wie zum Beispiel künstlerische oder musikalische Aktivitäten, die keine feste Anstellung implizieren).

MAERKZETTEL: Unterscheiden Sie sich Ihrer Meinung nach von anderen Menschen? Wenn ja, warum?

Pauline: Ja, ich denke, dass ich nicht wie alle anderen Menschen bin. Zum Beispiel ist es nicht so einfach, mit mir zu kommunizieren. Ab und zu kann ich mich nicht zwingen, mit jemandem zu sprechen, wenn ich depressiv bin. Manchmal ist es mir gelungen, mit jemandem zu kommunizieren. Aber es schafft viele Probleme, weil meine Freunde sich einfach nicht so wohl fühlen, wenn sie mit mir reden. Von Zeit zu Zeit bin ich super aktiv und ermüde alle herum. Außerdem ist es schwieriger für mich im Vergleich zu anderen Studenten zu arbeiten. Da ich Design studiere, stoße ich ständig auf dieses Problem und vergleiche mich und meine Leistungen mit anderen, die keine Störungen haben.

MAERKZETTEL: Was können Sie den Menschen raten, die BAS haben oder bei deren Verwandten BAS gefunden haben?

Pauline: Man muss verstehen, dass man trotzallerdem ein normales Leben führen kann. Wie jede Krankheit muss die bipolare Störung auch behandelt werden. Der Arzt wird Ihnen bei der Auswahl des richtigen Arzneimittels helfen, dank dem sich eine Person normal fühlen kann. Haben Sie keine Angst, ehrlich über Ihr Wohlbefinden zu sprechen - nur so kann Ihnen der Arzt helfen. Und er wird Sie helfen, glaub mir. Denken Sie daran, dass man oft die Zeit braucht, um das richtige Medikament zu finden. Es ist wichtig, die Reaktion Ihres Körpers auf das Arzneimittel zu überwachen und dem Arzt zu melden, falls etwas schief geht. Natürlich wird es nach der ersten Nebenwirkung eines erfolglosen Medikaments viele obsessive Gedanken geben, dass alles umsonst war und dass Sie dringend auf alle Pillen verzichten und weiterleben sollen. Aber Sie müssen diese Gedanken von sich vertreiben. Alles wird gut sein, es ist nur wichtig, ein bisschen zu warten. Es ist weiterhin wichtig zu sagen, dass die Menschen mit psychischen Störungen ebenso voll und wichtige Mitglieder der Gesellschaft sind. Sprechen Sie gerne über sich selbst und zeigen Sie anhand Ihres eigenen Beispiels, dass die BAS Sie nicht stört, eine interessante und gute Person zu sein.

Von Katarina Wahlberg
Veröffentlicht am 18.12.2019

Katarina Wahlberg

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