Integration mithilfe eines Chores

Der Begegnungschor – ein internationaler Kulturaustausch

Chorleiter Ernst Klar gibt letzte Gesangstipps, bevor es losgeht Foto: Clara Schulze

ISERLOHN. „Dein Lied ist mein Lied“ – mit diesem Spruch wirbt die Volkshochschule Iserlohn für den kostenlosen Begegnungschor, der in der Städtischen Galerie stattfindet. Deutsche und Zugewanderte sollen hier gemeinsam singen. Der Kulturaustausch steht im Vordergrund, jeder darf teilnehmen.

„We shall overcome“, ertönt es in dem großen Raum in der Städtischen Galerie in Iserlohn. Sowohl sopran-, als auch bass-lastige Stimmen singen mit. Man könnte meinen, ein ganz normaler Chor würde sich hier treffen. Doch das stimmt nicht. Erst bei genauerer Betrachtung der Anwesenden merkt man, dass es sich hier keinesfalls um einen gewöhnlichen Chor handelt. Es ist vielmehr ein Begegnungschor. Menschen diverser Kulturen treffen sich hier und singen gemeinsam.

Jeden Mittwoch von Mitte Februar bis Mitte Juni findet um 19 Uhr in der Städtischen Galerie in Iserlohn der VHS-Begegnungschor statt. Gefördert wird der Chor durch Mittel des Iserlohner Integrationsrates. Musikalisch reicht das Repertoire von traditionell bis modern, die internationale Zusammensetzung des gemischten Chors soll den Rahmen bestimmen. Ein Termin dauert insgesamt 90 Minuten. Geleitet wird das Ganze von Musiklehrer Ernst Klar. Die Teilnehmerzahl schwankt bei den Einheiten, Mal kommen weniger, Mal kommen mehr Personen. Im Durchschnitt sind zehn bis 15 Menschen anwesend.

Von „Kalinka“ bis „An die Freude“

„Es ist ein Kommen und Gehen“, antwortet einer der Kursteilnehmer auf die Frage, wie der Kurs angenommen wird. Fakt ist, es ist ein multikultureller Kurs. An den Terminen, die jeden Mittwoch um 19 Uhr stattfinden, sind zum Beispiel Besucher aus Kirgistan, Iran, Kasachstan, Syrien, China und natürlich aus Deutschland anzutreffen. Auffallend ist jedoch, dass kein ausländischer Mann teilnimmt. „Die Frauen sind deutlich in der Überzahl“, versichert eine Teilnehmerin.Grund sei, dass Frauen für ein solches Angebot aufgeschlossener seien als Männer. Dennoch, die die da sind, wissen das Kursangebot zu schätzen. „Es ist ein bunt-gemischter Chor“, erzählt Holger Graulich auf die Frage, was den Kurs so besonders macht. Angelika Thwaite ist ebenfalls Dauergast bei den Terminen. Für sie bedeutet der Kurs: „Eine Begegnung der Kulturen, Musik verbindet.“ 

Jeder darf landeseigene Songs performen. So tragen zum Beispiel die beiden Damen aus Kirgistan und Kasachstan vor Kursbeginn das bekannte russische Lied „Kalinka“ vor. Zwei andere Frauen aus Syrien singen danach ein Lied aus ihrer Herkunft. Dann beginnt der Kurs. Erst einmal wird sich eingesungen. „DO RE MI FA SO LA TI DO“ hallt es durch die Wände der Galerie. Ernst Klar gibt danach Lockerungsübungen für den Mund und Körper vor. Nun beginnt das eigentliche Chorsingen. Verschiedene , meist jedoch eher traditionelle, Lieder werden angestimmt. Das bekannteste Beispiel dafür ist Beethovens „An die Freude“. Jedoch wirbt der Chor auch damit, dass Modernes gesungen wird.

Volkshochschule Iserlohn als Initiator

Ins Leben gerufen wurde das Chor-Kursangebot durch die VHS Iserlohn im Rahmen der steigenden Flüchtlingszahlen. Ziel ist es, die Integration der Migranten voranzutreiben und ihnen die deutsche Kultur näher zu bringen, sagt Ernst Klar. Es soll also eine Verbindung zwischen Geflüchteten und Einheimischen geschlagen werden. Deutsche, schon länger hier lebende Ausländer und Flüchtlinge bilden die Teilnehmer. Der größte Teil besteht allerdings aus den einheimischen Deutschen. Die, die mit dem Kursangebot angesprochen werden sollen, also die Einwanderer sind in der Unterzahl. Die meisten kennen den Kurs nur, weil sie regelmäßig die VHS besuchen, wie zum Beispiel Tayebah aus dem Iran. Chorleiter Ernst Klar erklärt: „Die meisten der hier anwesenden Ausländer leben schon länger in Deutschland.“ Der ursprüngliche Plan des Kurses, Menschen, die im Zuge der Flüchtlingskrise nach Iserlohn kamen, mit dem Kurs zu integrieren, gelingt daher nicht vollständig. Trotzdem wird der Kurs dankend angenommen. Menschen verschiedener Kulturen kommen zusammen. Für Inge Franzen ist es ein „gute Laune Chor“. Auch Chorleiter Ernst Klar ist der Spaß an den Chorabenden anzumerken. Er ist zufrieden mit dem Ganzen.

Neueinstieg jederzeit möglich

Wer also Spaß am Singen hat oder einfach neue Menschen kennenlernen will, kann jederzeit neu in den Kurs einsteigen. Es ist kein verbindlicher Kurs, er ist kostenlos. Der letzte Termin ist der 13. Juni 2018.

Von Daniel Immel
Veröffentlicht am 15.05.2018