Studenten-Projekt

Der Kampf gegen den Plastikmüll

Diese Kasse war eines der ersten Dinge, die in dem Ladenlokal der Füllbar standen. (Foto: Lara Grewe)
Die Füllbar bietet nicht nur Lebensmittel an, sondern auch Seifen und weitere nützliche Dinge. (Foto: Lara Grewe)
Die ehrenamtlichen Mitarbeiter sprechen sich untereinander ab, wer wann arbeitet. (Foto: Lara Grewe)
Die Füllbar hat ihr Sortiment schon aufgestockt und möchte bald noch mehr Dinge anbieten. (Foto: Lara Grewe)
Die Freundin einer Gründerin der Füllbar, machte die Innenausstattung zu ihrer Bachelor-Arbeit. (Foto: Lara Grewe)
Obwohl die Füllbar erst seit Mai 2017 geöffnet ist, hat sich schon einiges verändert. (Foto: Lara Grewe)
Aus einer Überzeugung wurde ein Plan. (Foto: Lara Grewe)
Die veganen Gummibärchen sind perfekt für alle die es süß mögen. (Foto: Lara Grewe)
Wer Behälter vergessen hat, hat auch die Möglichkeit vor Ort welche zu bekommen. (Foto: Lara Grewe)
Die Innenausstattung verleiht dem Laden eine besondere Atmosphäre. (Foto: Lara Grewe)

WITTEN. Um für Umweltbewusstsein und achtsamen Konsum zu sorgen, hat eine Gruppe Studenten aus Witten dem Verpackungsmüll den Kampf angesagt. Es entwickelte sich eine Idee einen verpackungslosen Einkaufsladen zu gründen. Daraus entstand die Füllbar. Lisa Schauerbeck war eine der Studenten, die die Idee in die Tat umsetzten. MAERKZETTEL hat sich mit ihr getroffen, um mit der 24-Jährigen über die Entstehungsgeschichte des Ladens zu sprechen.

Maerkzettel: Wie funktioniert so ein verpackungsloser Einkauf hier in der Füllbar?

Lisa Schauerbeck: Der ideale Einkauf sieht so aus, dass man mit seinen eigenen Behältern zu uns kommt, die dann abgewogen werden. Das Gewicht wird notiert, man füllt sich die Mengen der Dinge ab, die man braucht, und bezahlt dann, aber natürlich abzüglich des Gewichts der Behälter.

Maerkzettel: Jetzt zu dir. Wie kam es dazu, dass du in das Projekt involviert bist?

Lisa Schauerbeck: Ich komme eigentlich aus Süddeutschland, aus Heilbronn. Jetzt studiere ich Kulturreflexion an der Uni Witten-Herdecke im Bachelor.

Ich bin wegen der Uni hierhergekommen, es ist schon eine sehr einzigartige Uni. Und als ich dann hier war, habe ich gesehen, was hier fehlt. Klar, ich musste mich auch erst einleben, aber ich finde, dass das Studentenviertel einen sehr hohen Wert für die Stadt hat.

Maerkzettel: Wie war der Beginn des Ladens?

Lisa Schauerbeck: Als wir begonnen haben, waren wir fünf Studenten und Studentinnen, von denen ich eine war. Mittlerweile hat sich die Gruppe etwas verändert – es sind einige gegangen und einige neu dazugekommen. Unser Kern-Team besteht aus sechs Frauen und drum herum gibt es einen Helferpool.

Es hat angefangen mit einem Workshop zur Quartiersentwicklung, der hier von der Stellwerk e.V. angeboten wurde. Da haben wir uns gefunden und beschlossen, diese Idee zusammen umzusetzen.

Als es darum ging, den Laden auszustatten, kam eine Freundin einer der Mitgründerinnen, die in Essen Industrial Design studiert, dazu und hat aus dem Projekt ihre Bachelorarbeit gemacht. Das war eine Zusammenarbeit, von der wir auch sehr profitiert haben, weil die Möbelstücke, die wir hier haben, einzigartig sind und wirklich gut hier her passen. Seit dem 20. Mai 2017 haben wir nun geöffnet.

Maerkzettel: Wie lange hat der Prozess gedauert?

Lisa Schauerbeck: Wir haben im Herbst 2015 angefangen und die ersten eineinhalb Jahre ging es recht langsam voran, weil wir ja eigentlich von nichts eine Ahnung hatten. Wir haben uns dann vorbereitet, indem wir andere Läden mit ähnlichen Konzepten und einige Workshops besucht haben. Wir mussten alles rund um Buchhaltung und Co. erstmal lernen.

Maerkzettel: Wie finanziert ihr den Laden?  

Lisa Schauerbeck: Wir haben zu Beginn von der Stellwerk e.V. 7.000 Euro Startguthaben bekommen. Als dann die Anfänge gesetzt waren, haben wir offline Crowdfunding gemacht.
Das heißt, der Laden gehört zu Teilen auch den Wittener Bürgern.

Wir arbeiten ehrenamtlich und das vermutlich auch noch eine ganze Weile, aber der Laden trägt sich und darüber sind wir sehr glücklich.

Maerkzettel: Wie oft arbeitest du hier?

Lisa Schauerbeck: Ich arbeite hier zwei bis dreimal die Woche im Laden und etwa genauso viel Zeit investiere ich zu Hause in die Website und den Social-Media Auftritt des Ladens.

Maerkzettel: Welche Vorteile bzw. Nachteile sieht du bei eurem Konzept?

Lisa Schauerbeck: Ich glaube, die Vorteile sind, dass man sich mehr damit auseinandersetzt, was man kauft, wie viel man braucht, was da alles drin ist und wo das herkommt. Deswegen versuchen wir auch so offen wie möglich damit zu sein, wo unsere Produkte herkommen. 

Man vermeidet vor allem natürlich Müll und die Verschwendung von Lebensmitteln.

Man könnte es als Nachteil bezeichnen, dass man sich anders auf einen Einkauf hier vorbereiten muss. Wir haben spezielle Öffnungszeiten und man kann nie wissen, ob wir das auch haben, was die Kunden brauchen. Und nicht jeder schafft es seine eigenen Gefäße mitzubringen, aber da versuchen wir den Kunden entgegen zu kommen, indem wir auch Gefäße hier haben.

Maerkzettel: Warum liegt dir der Laden so am Herzen?

Lisa Schauerbeck: Ich war schon immer sehr sensibel für diese Themen und habe, als ich hier nach Witten kam, ganz konkret gemerkt, dass es in dieser Stadt sehr viel Potenzial gibt selbst aktiv zu werden und selbst mitzugestalten. Das haben wir gemacht. 

Ich finde, ein Problem mit dem Thema „Zero Waste“, also ein Leben ohne Müll, ist, dass der Endverbraucher immer verantwortlich ist für den Müll, der anfällt, obwohl die Firmen, die die Produkte produzieren, ja auch immer den Müll mit produzieren. Ich denke, dass diese Verantwortung wieder zurück auf die Firmen fallen sollte. Der Endverbraucher sollte meiner Meinung nach nicht die Verantwortung für den Verpackungsmüll tragen müssen.

Maerkzettel: Was denkst du, wie wird sich der Laden in Zukunft entwickeln?

Lisa Schauerbeck: Ich hoffe, dass wir in Zukunft einen kompletten Einkauf ermöglichen können. Das war bisher nicht möglich, obwohl sich unser Sortiment im letzten halben Jahr auf jeden Fall deutlich erweitert hat, und ich hoffe es geht in Zukunft so weiter. 

Von Lara Grewe
Veröffentlicht am 05.11.2017