Selbstversuch zum Thema Handysucht

Digital Detox - Verrückter Internet Trend oder Balsam für die Seele

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In der heutigen Gesellschaft sind Smartphones nicht mehr wegzudenken. Ob für Whatsapp, Snapchat oder Instagram, die sozialen Medien beschäftigen uns oft mehrere Stunden am Tag. Wegen einem neuen Internet Trend, dem sogenannten Digital Detox, versuchen Smartphone-User ihr Handy für einige Zeit nicht zu benutzen. Auch ich habe den Test gemacht, und versucht mich 24 Stunden von meinem Handy zu trennen.

Die meisten würden von sich wahrscheinlich schon sagen, von sozialen Medien abhängig zu sein. Ob es der Drang danach ist, ständig erreichbar zu sein, oder über alle Freunde ständig informiert zu sein. Abends im Bett mal eben noch eine Stunde durch Instagram zu scrollen, ist für viele Gewohnheit. Auch ich würde über mich sagen, süchtig zu sein. Wie ist es also all dies 24 Stunden lang nicht zu tun - nicht informiert zu sein, und nicht ständig über Whatsapp Kontakt zu allen Freunden zu haben?

Es ist Freitagabend, ich liege in meinem Bett und schreibe schnell die letzten Whatsapp Nachrichten. „Ich werde morgen nicht über Whatsapp erreichbar sein, wenn etwas ist, ruf bitte an.“. Am liebsten hätte ich mein Handy ganz Zuhause gelassen, doch mir ist schnell aufgefallen das es unmöglich ist unerreichbar zu sein. Also habe ich um 23:49 meine meist genutzten Apps im Bereich soziale Medien gelöscht, und mir geschworen die nächsten 24 Stunden nur über Telefon erreichbar zu sein. Meinen Wecker musste ich mir trotzdem über mein Handy stellen, einen analogen hatten wir gar nicht Zuhause.

Der erste Griff am Morgen führt wie immer zu meinem Handy. Nachdem der Wecker ausgestellt ist, habe ich es erst einmal wie gewöhnlich entsperrt, um durch Instagram und Snapchat zu schauen. Als mir schlaftrunken klar wurde, was meine Mission für den Tag war, habe ich es aber schnell wieder weggelegt. Am meisten hat mir Spotify gefehlt, worüber ich jeden Morgen Musik höre, bevor ich das Haus verlasse. Sich plötzlich in Stille anzuziehen und fertig zu machen kam mir unfassbar komisch vor. Weil ich früh aus dem Haus muss, frühstücke ich allein und will zuerst mein Handy vor mich legen, um beim Essen etwas auf Netflix zu schauen. Aber nein – ich habe in absoluter Stille gefrühstückt. So schlimm war es auch nicht. 

Normalerweise bin ich unter meinen Freunden diejenige, die die Planung übernimmt. An besagtem Samstag stand ein Ausflug zu einem Vintage Kilo Sale in Dortmund an. Nicht zu wissen, ob die anderen schon wach sind, war wirklich schwierig für mich. Zum Glück hat die Absprache am Vorabend funktioniert und sobald die ersten Freunde bei mir waren konnten sie die anderen antexten. Tatsächlich hat mein Versuch Anklang bei meinen Freunden gefunden. Manche haben sich sogar angeschlossen und den Tag auf die Sozialen Medien verzichtet. Sobald ich nicht mehr alleine war, fiel es mir unfassbar leicht nicht auf mein Handy zu schauen. Meine Freunde waren ja um mich, also musste ich auch niemanden von ihnen erreichen. Was mir positiv aufgefallen ist, war eine Situation nach dem Einkaufen. Wir waren gemeinsam essen, und ich habe mein Handy an die andere Seite des Tisches gelegt, um es nicht durchgehend um mich zu haben. Von sich aus sind alle meiner Tat gefolgt und haben ihre Handys auf meinem gestapelt. Ich denke in der Situation war es für mich sowieso sehr einfach, denn die anderen haben auch nicht durchgehend auf ihre Handys geschaut, sondern wir haben uns alle unterhalten. Am Nachmittag standen ein Videodreh und Interview an. Auch dort hat mir mein Handy absolut nicht gefehlt. Es war natürlich schwieriger sich mit Personen zu treffen, aber wenn man vorher abgemacht hat wo man sich wann trifft, hat es eigentlich immer funktioniert. Allerdings war ich auch den ganzen Tag über unter Leuten, was es mir deutlich erleichtert hat.

Erst am Abend habe ich gemerkt, dass ich mein Handy doch etwas vermisse. Als ich allein Zuhause war, habe ich die letzte Stunde alle zehn Minuten nachgeschaut, wann ich wieder meine Nachrichten auf Whatsapp, Snapchat und Instagram checken darf. Genau 24 Stunden nachdem ich alle Sozialen Medien gelöscht habe, installiere ich sie wieder. Natürlich habe ich einige Nachrichten verpasst, aber eigentlich ist das Gefühl, alles wieder auf meinem Handy zu haben, nicht besonders. Trotzdem fange ich wieder an meine Zeit auf Instagram zu verschwenden. Ich kann es zwar nicht lassen, aber nach meinem Tag ohne die App, stört es mich unfassbar, nur planlos durch die vielen Bilder zu scrollen. Also habe ich beschlossen nun öfters mal ein paar Stunden Apps zu deinstallieren, die mir meine Lebenszeit rauben. Ganz darauf verzichten möchte ich aber nicht.

Für alle die sich auch oft zu ihrem Handy hingezogen fühlen, obwohl sie ihre Zeit eigentlich lieber anders verbringen wollen, gibt es drei hilfreiche Tipps.

 

           1.       Ein einfacher Schritt ist es, die Benachrichtigungen der Apps auszuschalten. Das geht ganz einfach             in den Einstellungen jedes Handys. So können Nachrichten oder neue Posts nur gesehen werden,               wenn gewissenhaft die App geöffnet wird, und Handynutzer haben mehr Ruhe im Alltag.

 

           2.      Kostenlose Apps wie „AppDetox“ oder „Moment“ helfen, sich bewusst zu werden wieviel Zeit man             am Handy verbringt.

 

3.     Es ist hilfreich sich vorzunehmen immer nur eine Sache zu tun. Also entweder essen oder am Handy sein. Fernsehen oder am Handy sein. Viele sehen ihre Aktivität am Smartphone eher als Nebenbeschäftigung.

 


 

Von Nina Welz
Veröffentlicht am 29.04.2019