Außergewöhnliches Hobby

Ein eigenes Weingut im Garten

Nach einer anstrengenden Woche die Füße hochlegen und ein Gläschen Wein genießen. So kann das Wochenende begonnen werden. Doch manchmal ist der gute Wein zu teuer, der günstige schmeckt aber nach Spülwasser. Also baut man sich einfach sein eigenes Weingut in den Garten. Klingt bizarr? Für Elias aus Herdecke nicht.

Der 20-Jährige hatte die Idee, einfach selbst seinen Wein zu machen. Er trinkt gerne Wein, studiert und wohnt in Herdecke. Und dort stehen in mitten von Wohnhäusern Weinreben. Der Himmel ist grau, es ist Winter. Doch Elias kümmert sich auch jetzt um den Wein. In Arbeitsmontur begrüßt er mich und wir schauen uns gemeinsam die Reben an. Ganz schön Eindrucksvoll. Locker, offen und leidenschaftlich mit dem Weinanbau, so lerne ich Elias kennen. Mittlerweile sind auch die Nachbarn schon auf das Projekt aufmerksam geworden. Der ein oder andere hat schon nachgefragt, ob er nicht auch eine Flasche Wein abbekommt.

 

Das dauert aber noch, erklärt Elias mir. Nämlich noch etwa zwei Jahre, bis er wirklich den Wein in trinkbarer Form in den Händen hält. Und verkaufen möchte er den Wein nicht, erstmal sind die 100 Flaschen die er vermutlich bekommt, nur für Familie, Freunde und Bekannte gedacht. Gelernt hat er alles rund um den Weinanbau auf einem Weingut in Italien. Dort hat er vor einem Jahr ein halbes Jahr gearbeitet. So kam er dann auf die Idee, das Ganze auch in Deutschland umzusetzen. Um genau zu wissen was er tut, hat er natürlich viel gelesen. Das er sich auskennt merke ich deutlich, aber vor allem das er Spaß an diesem außergewöhnlichen Hobby hat. Insgesamt hat er 100 Reben angebaut, davon sind 80% Rotwein, der Rest Weißwein.

 Und das alles ohne Chemie

Bevor sein „Projectvino“, wie die zugehörige Instagram-Seite heißt, gestartet ist, war der Hang an dem jetzt Weinreben stehen noch ungenutzt. Gemeinsam mit Freunden mussten erst Bäume gefällt und Platz geschaffen werden. Vor den Reben hat Elias eine Wildwiese angebaut. Er erklärt: Der Wein bei ihm wird biodynamisch angebaut. Hier wird also nicht gespritzt, sondern alles mit Hilfe der Natur gemacht. Auf der Wildwiese sollen sich vor allem die Insekten wohlfühlen. Jede Woche wird von Elias Unkraut gejätet, das den Boden der Weinreben befällt.

 

Abgesehen vom zeitlichen Aufwand, spielt auch Geld in diesem Hobby eine Rolle. Etwa 1000€ hat Elias schon in sein eigenes Weingut investiert. Bei dieser enormen Zeit und Geldaufwand kommt die Frage auf: Was, wenn es nichts wird? Wenn der Wein nicht wächst? Elias hat dazu genau die richtige Einstellung: „Ich denke das wird, und wenn´s nichts wird, dann eben nicht.“ Daran merke ich, auch die ganze Arbeit macht ihm Spaß. Und wenn am Ende noch Wein dabei herauskommt, umso besser! 

Von Nina Welz
Veröffentlicht am 24.12.2020