Interview mit Deniz Yelkuvan

„Eine Ansteckung mit Corona würde für mich sehr wahrscheinlich tödlich enden“

Trotz der aktuellen Lage versucht Deniz positiv zu bleiben. Foto: Deniz Yelkuvan

DORTMUND. Das Corona Virus gefährdet nicht nur ältere Menschen. Zur Gruppe der Risikopatienten zählen auch viele junge Menschen, für die das Virus zu einem gefährlichen Problem werden könnte. Deniz Yelkuvan ist 23 Jahre alt, kommt aus Dortmund, spielt gerne Fußball – und ist Risikopatient. Für ihn wäre eine Infektion mit dem Virus tödlich. Mit MAERKZETTEL sprach er über seine aktuelle Situation.

MAERKZETTEL: Durch die Medien verbinden viele Menschen den Begriff Risikopatient direkt mit älteren Menschen. Doch nicht nur für sie ist der Virus sehr gefährlich, du gehörst auch zu der Risikogruppe. Warum? 

Deniz Yelkuvan: Ja, ich bin Risikopatient. Ich bin zwei Mal an Blutkrebs erkrankt und musste mich sehr vielen Chemotherapien unterziehen. Nach meiner zweiten Krebserkrankung im letzten Jahr habe ich eine Stammzellentransplantation bekommen, wo mein komplettes Immunsystem einmal ausgetauscht wurde. Dadurch habe ich sozusagen „kein Immunsystem“  – also meins braucht noch Zeit, bis es sich regeneriert und aufgebaut hat.

Was würde eine Ansteckung mit Corona somit für dich bedeuten? 

Eine Ansteckung mit Corona würde für mich sehr wahrscheinlich tödlich enden.

Was hältst du von der Ausgangsbeschränkung momentan?

Die Ausgangsbeschränkung finde ich unabhängig davon, dass ich Risikopatient bin, sehr gut. Es ist wichtig, weil die Verbreitung des Virus dann verlangsamt wird und unser Gesundheitssystem somit nicht zusammenbricht.

Da du als Risikopatient besonders gefährdet bist Wie stehst du zu dem Thema Mundschutz? Soll in ganz Deutschland das Tragen vom Mundschutz verpflichtend für alle sein?

Solange sich die Menschen an die vorgegebenen Regeln halten, also soziale Kontakte vermeiden und Zuhause bleiben, braucht man das meiner Meinung nach nicht unbedingt. Wenn das aber tatsächlich umgesetzt werden sollte, wie kommen Millionen von Menschen alle gleichzeitig an eine Maske?

Aufgrund deiner Vorerkrankung hat dein Umfeld schon vor Corona, Rücksicht auf dich genommen. Wie gehen deine Mitmenschen momentan mit dir um?

Ja, vorher hat mein Umfeld schon Rücksicht auf mich genommen. Vor allem kurz nach der Transplantation, wo ich noch extrem anfällig war. Aktuell ist meine Familie noch vorsichtiger als vorher. Bei uns im Haushalt geht keiner raus, auch nicht zum Einkaufen. Die Einkäufe lassen wir uns liefern und alles was von draußen kommt, wird direkt von meiner Mutter desinfiziert.

Immer wieder hört man Sätze wie „Ist doch nur für Ältere gefährlich“ oder „Wenn ich es kriege, dann ist es halt so“ – Was ist dein Appell an die Menschen, die die aktuelle Situation nicht ernst nehmen?

Die Menschen müssen verstehen, dass es nicht darum geht, wie jung und fit man ist. Du kannst trotzdem andere anstecken. Ich habe dazu sogar ein Video auf meinem Instagram (@iamyelku) hochgeladen. Auf jeden Fall geht es um euer Umfeld, jeder von euch hat sicherlich Großeltern oder mindestens eine Person in der Familie, die geschwächt ist. Es geht darum, zu vermeiden, dass diese Personen infiziert werden.

Wie verbringst du deine Zeit in Selbstquarantäne und hast du Ideen, was man momentan am besten machen kann?

Ehrlich gesagt verbringe ich viel Zeit mit Netflix und gucke eine Serie nach der nächsten. Ich habe mir aber auch diverse Apps, wie zum Beispiel Quizduell, runterladen. Das ist ein guter Zeitvertreib. Aber natürlich dürfen auch sportliche Aktivitäten nicht fehlen – ich gehe gerne eine Runde spazieren oder Joggen. Ein neues Hobby habe ich während der Quarantäne aber auch gefunden: Gitarre spielen. Ich denke, dass jetzt eine gute Zeit ist, um neue Sachen zu lernen und auszuprobieren.

Nehmen wir mal an, Corona ist überstanden und wir alle können in unser normales Leben zurück. Wie würde dein erster Corona-freier Tag aussehen?

Ich würde mit meinen Freunden in mein Lieblingsrestaurant essen gehen. Danach würde ich mich in irgendein Café setzen, am besten draußen und dort eine Limonade in der Sonne trinken.

Von Anastasia Baranova
Veröffentlicht am 06.04.2020

Anastasia Baranova

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