Veronika Molleker:

„Es macht mich glücklich, anderen Menschen zu helfen“

Veronika Molleker in Wien. Ihr Privatleben kommt trotz ihrer anstrengenden Ausbildung nie zu kurz.

ISERLOHN. Veronika Molleker macht nun schon seit zwei Jahren eine Ausbildung zur Krankenschwester im St. Elisabeth Hospital. In dieser Zeit hat sie jedoch weitaus mehr gelernt als nur einen Beruf. Sie hat sich selbst besser kennengelernt.

Krankenhäuser sind nicht gerade beliebt. Sie erinnern an Krankheit, Kälte und vielleicht auch an Einsamkeit oder sogar den Tod. Die Aufgabe von Veronika Molleker ist es, den Menschen diesen Aufenthalt oder Besuch zu verschönern und etwas Wärme in die kahlen Räume mit ihren grusligen Geräten zu bringen. Bereits als sie mit ihren kurzen, blonden Haaren den hellen Flur entlanggeht, verschwindet die Besorgnis und durch ihr liebes Lächeln wird es gleich etwas wärmer. Höflich klopft sie an eine der Türen und tritt dann mit einem netten „Hallo“ ein.

Die 22-jährige gibt sich bei ihrer Arbeit sehr viele Mühe und setzt sich mit den Patienten näher auseinander. „Es gab einmal einen Opa, der sehr schwer krank war. Er hat sich immer über meine Anwesenheit gefreut. Ich habe sehr viel Zeit an diesem Bett verbracht, denn es war sein größter Wunsch, endlich zu sterben. Ich wollte ihm die letzte Zeit so angenehm machen, wie ich konnte. Wir haben dann festgestellt, dass wir beide im Dezember Geburtstag haben. Daraufhin hat er dann gesagt, dass, wenn ich an seinem Geburtstag bei ihm bin, er es bis zu meinem schafft. An meinem Geburtstag bekam ich dann noch ein Geburtstagsständchen und am Tag darauf verstarb er.“

Die Schattenseiten des Berufs

Dass man in einem Krankenhaus mit viel Leid umgeben ist, weiß jeder. Patienten, die man mochte, bekommen eine schlechte Diagnose oder sterben. „Natürlich gab es viele traurige Ereignisse, aber ich ziehe aus allem eine Erfahrung“, erklärt Molleker. Ebenso ist es kein Geheimnis, dass dieser Beruf nicht sehr geschätzt wird. Patienten, die unzufrieden sind, sehen die Krankenschwestern als ihre persönlichen Springer an und Ärzte kommandieren die fleißigen Helfer herum. Ein Dankeschön ist selten. Eher wird ihre Arbeit als eine Selbstverständlichkeit angesehen. „Ich mache den Job wirklich sehr gerne, jedoch bin ich mir sicher, dass ich ihn nicht für immer machen werde. Dafür wird er einfach viel zu wenig anerkannt und wertgeschätzt.“

Ihre Zukunft richtet sie deshalb nach einem Studium oder einer Weiterbildung aus. An erster Stelle steht bei ihr jedoch nicht der Beruf, sondern die Familienplanung, so verrät sie: „Nach meiner Ausbildung, würde ich ganz gerne erst einmal in dem Beruf weiterarbeiten und ein Studium nebenbei beginnen. In erster Linie ist es mir jedoch wichtig, eine Familie aufzubauen und danach kann ich mir Gedanken machen, wie es beruflich weitergehen soll“.

Erfahrungen sammeln

Dennoch bereut sie keine Sekunde in ihrem Beruf. Sie zieht aus allem eine Erfahrung und schätzt alles, was sie über den Beruf hinaus noch lernen kann. Im Oktober war sie deshalb für einen Monat in einem Krankenhaus in Österreich. „Es war eine schöne Erfahrung“, so beschreibt sie ihre Zeit dort. Die Krankenschwestern haben dort mehr Verantwortung und sie werden mehr geschätzt. Insgesamt ist der Beruf in Österreich angenehmer als in Deutschland. Sie vermutet, dass dies daran liegt, dass dort ein nicht so großer Personalmangel herrscht. Doch sie sieht auch andere Aspekte, die in Deutschland verbessert werden müssen, damit der Beruf attraktiver wird: „Der Beruf muss generell attraktiver gestaltet werden. In Österreich gab es einen genauen Aufgabenkatalog, wo drin stand was man darf und was man nicht darf. Sowas brauchen wir auch hier in Deutschland – eine klare Aufgabenverteilung. Was aber viel wichtiger ist, ist eine Tariferhöhung.“

In ihrer Freizeit kümmert sich Veronika Molleker um behinderte Kinder und unterstützt mit ihrer Arbeit die Diakonie. Sie holt die Kinder direkt von zu Hause ab und unternimmt etwas mit ihnen, um die Eltern für einige Stunden zu entlasten. Doch nicht immer tut sie etwas, um anderen Menschen zu helfen. Manchmal tut sie auch etwas nur für sich. Als Ausgleich zu den langen und harten Arbeitstagen geht sie unter anderem ins Fitnessstudio und einmal in der Woche zum Poledance, um sich auszupowern und etwas für ihr Wohlergehen zu tun. Generell unternimmt sie in ihrer Freizeit sehr viel mit ihrem Freund und ihren Freunden. Zu Hause ist sie selten. 

Auf die Frage, warum sie sich damals für den Beruf entschieden hat, antwortet sie: „Mir bringt es einfach ganz viel, vor allem meine Stärken besser kennenzulernen. Es macht mir Spaß, den Menschen zu helfen und es macht mich glücklich, wenn es klappt.“

Von Anna Musch
Veröffentlicht am 27.12.2017