Fünf Euro aus Iserlohn

Der blaue Polymerring gibt der Münze ein komplett neues Aussehen. Foto: Jonas Neumann
Vorder- und Rückseite nutzen den Ring und sein Leuchten perfekt aus. Foto: Jonas Neumann

ISERLOHN. Die Werbe- und Design-Agentur Klein und Neumann hat den neuen Heiermann entworfen. MAERKZETTEL hat sich mit Stefan Klein und Olaf Neumann über deren Arbeit unterhalten.

MAERKZETTEL: Es gab lange Schlangen vor den Banken, als das erste Fünfeurostück herausgekommen ist. Glauben Sie, der Andrang war so groß, weil es etwas Neues ist oder wegen der strengen Limitierung?

Olaf Neumann: Erstmal muss man sagen, dass uns das auch überrascht hat. Im Endeffekt denke ich, dass es die erste und einzige fünf Euromünze ist und dass es viele ältere Menschen waren, die sich die Münze gekauft haben und dabei an das alte fünf Markstück gedacht haben. Oder es gab den Gedanken, dass wenn es bald wieder ein Fünferstück gibt, möchte ich gerne das erste habe. Das könnte ja vielleicht mal etwas wert sein und den  Leuten wurde ja schon recht gegeben, dadurch, dass die ganz normalen Kursmünzen ja für 20 Euro und mehr auf Ebay verkauft wurden.

MAERKZETTEL: Macht es Sie als Designer stolz, wenn der Andrang auf eines Ihrer Produkte so groß ist?

Stefan Klein: Natürlich sind wir so ein bisschen stolz auf die gestalterische Arbeit. Und wie mein Kollege bereits sagte, waren wir überrascht und schlussendlich auch erfreut, dass so viele Leute von unserer Arbeit begeistert sind. Klar trägt man dies positiv mit. Für uns ist das auch eine Riesensache, vor allem weil wir einen wahnsinnigen Zuspruch erfahren haben. Das macht schon Spaß.

MAERKZETTEL: Gerade bei dieser Münze gibt es ja eine Besonderheit. Sie ist die erste Münze, bei der Plastik als Bestandteil genutzt wurde. Was halten sie davon?

Olaf Neumann: Ja, es ist tatsächlich „Plastik“, Kunststoff. Aber nicht umsonst hat sich der Herausgeber dazu entschlossen, es nicht so zu nennen, sondern Polymer. Das soll  sich wahrscheinlich schöner und netter anhören. Ich finde Plastik im ersten Moment immer abschreckend, denn es klingt immer so ein wenig abwertend und genau das Gegenteil passiert eigentlich, wenn man die Münze in die Hand nimmt. Man sieht, wenn das Licht durch diesen Polymerring scheint, dass es ein sehr schönes Blau ergibt. Man vergisst dann schnell das Wort „Plastik“, denn dabei muss ich immer an Einkaufstüten oder Ähnliches, etwas Billiges, denken.

MAERKZETTEL: Die Bundesbank hat bereits angekündigt, dass auch 2017 eine neue Fünfeuromünze herauskommen soll. Sind Sie ebenfalls für das neue Design zuständig?

Olaf Neumann: Auch die Münze in 2017 wird wieder eine Gedenkmünze werden. Wie das Design aussehen wird, wird auch dann wieder in einem Wettbewerb zwischen mehreren Grafikern entschieden.Wir sind sehr hoffnungsfroh und uns wurde auch signalisiert, dass es selbstverständlich ist, dass wir wieder teilnehmen dürfen - natürlich ohne irgendwelche Vorteile den anderen  Teilnehmern gegenüber.

MAERKZETTEL: Glauben Sie, dass das Fünfeurostück bald ein normales Zahlungsmittel sein wird und eventuell auch den Schein ablöst?

Stefan Klein: Im Hinterkopf wird genau dies angestrebt. Die gesamte Entwicklung hat ungefähr acht Jahre gedauert, vor allem die technische Entwicklung der Maschinen, die die Entwicklung ja erst möglich machen. Das ist natürlich darauf ausgerichtet, dass es bald europaweit Fünfeurostücke und keine Scheine mehr geben wird.

Olaf Neumann: Als wir in Stuttgart waren, wo die Münzen auch hergestellt werden, hat man uns die Ringe für die Münzen gezeigt. Uns hat überrascht, dass es für jede Prägeanstalt einen eigenen Blauton des Polymerrings gibt. Das war für uns eine ganz besondere Überraschung, zu sehen, dass man schon mit dem Material spielt und ausprobiert.

MAERKZETTEL: Also wird es in Zukunft wahrscheinlich auch Münzen mit roten oder grünen Ringen geben?

Olaf Neumann: Genau oder ganz transparent oder schwarz. Damit kann man nochmal einen gestalterischen Akzent setzen oder das Thema entsprechend illustrieren. Bei der Erde hat das natürlich perfekt gepasst. Bei unserem Entwurf stellt der blaue Ring die Atmosphäre dar. Ich denke, dies war auch einer der Gründe, warum unser Entwurf letztendlich gewonnen hat.

Von Jonas Neumann
Veröffentlicht am 07.06.2016