Petra Landers – Ein Tafelservice zur Europameisterschaft

Petra Landers vor ihrem Auto: Das Kennzeichen ist Programm. Foto: Damian Bungart

Bochum. Petra Landers hat Geschichte geschrieben. Die ehemalige Frauenfußball-Nationalspielerin bestritt unter anderem das erste offizielle Länderspiel einer Nationalmannschaft der Frauen. BiTSnews traf die 49-jährige Bochumerin zum Interview.

BiTSnews: Frau Landers, wann haben Sie mit dem Fußballspielen angefangen und für welche Vereine waren Sie aktiv?

Landers: Ich habe schon immer Fußball gespielt. Erst auf der Straße mit den Nachbarskindern, später in der Jungenmannschaft des FC Bochum. Im Alter von 13 Jahren wechselte ich dann zum Frauenteam von TUS Harpen, ebenfalls in Bochum. In der Zeit von 1981 bis 1991 war ich als Mittelfeldspielerin/Libero bei der SSG Bergisch Gladbach aktiv. Mit diesem Verein wurde ich dann auch 1981 inoffizieller Weltmeister in Taiwan, 1982 DFB-Pokalsieger und dreimal deutscher Meister (1982, 1988 und 1989).

BiTSnews: Unter welchen Umständen wurde Frauenfußball zu ihrer Zeit als Spielerin betrieben?

Landers: Der Fußball wurde neben dem Beruf betrieben. In meinem Fall war es allerdings eher so,  dass ich neben dem Fußball auch noch den Beruf betreiben musste. Damals  fuhr ich dreimal in der Woche zum Training, von Bochum nach Bergisch Gladbach. Hinzu kamen noch die Auswahl- und Stützpunkttrainingseinheiten in Aachen und Köln - alles nach Feierabend. An den Wochenenden fanden dann die Spiele statt, sodass ich auch da immer unterwegs war. Meinen Teamkolleginnen ging es genauso, alle haben Fußball gespielt und gearbeitet. 

BiTSnews: Wie lange waren Sie Teil der Nationalmannschaft und welche Erfolge haben Sie gefeiert?

Landers: Von 1982 bis 1991 war ich, mit drei Jahren verletzungsbedingter Unterbrechung ,Stammspielerin der deutschen Nationalmannschaft. Wir bestritten unter anderem das erste offizielle Länderspiel einer deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft 1982 gegen die Schweiz.        Im Jahr 1989 wurde ich mit dem Team Europameister und erhielt vom damaligen DFB-Präsidenten Hermann Neuberger als Siegprämie ein Tafelservice, das ich bis heute in Ehren halte.

BiTSnews: Was hat sich aus ihrer Sicht seitdem im deutschen Frauenfußball verändert?

Landers: Es ist viel einfacher geworden, Fußball zu spielen. Das viel größere Angebot im weiblichen Bereich ermöglicht, dass sich heute selbst Mädchen im Kindergarten schon trauen, Fußball zu spielen. Die Frauenfußball-Nationalmannschaft ist heute, dank Theo Zwanziger, viel präsenter. Dadurch hat sich vielleicht auch die Einstellung der Spielerinnen, die heute in der Nationalmannschaft spielen, ein wenig verändert. Der Frauenfußball im oberen Bereich ist mehr zum Geschäft geworden.

BiTSnews: Sind Sie dem Fußball auch heute noch in irgendeiner Weise verbunden? 

Landers: Ja, ich spiele im Retro-Germany Team, einer Auswahl ehemaliger Nationalspielerinnen, die Fußballspiele für gute Zwecke veranstaltet. Letztes Jahr war ich Teil der Auswahl-Jury des Berliner Frauenfußball- und Kulturfestivals DISCOVER FOOTBALL. Durch das Festival habe ich viele neue internationale Kontakte knüpfen können. Seitdem engagiere ich mich für Frauenfußball als Mittel zur interkulturellen Verständigung. Durch den Film „Die schönste Nebensache der Welt“ bin ich außerdem zurzeit in vielen Talkrunden und Podiumsdiskussionen zum Thema Frauenfußball vertreten.

BiTSnews: In welchem Rahmen werden Sie die Frauen-WM 2011 verfolgen?

Landers: Ich habe mir eine Karte für das Eröffnungsspiel gekauft. Danach werde ich auch dieses Jahr wieder bei DISCOVER FOOTBALL in Berlin sein. Zudem fahre ich eine iranische Fotografin zu einigen WM-Spielen. Gemeinsam mit zwei iranischen Nationalspielerinnen ist nämlich ein Foto-Projekt geplant. Ich selber habe für diese Spiele allerdings keine Tickets. Leider haben wir ehemaligen Nationalspielerinnen keine Freikarten für die WM erhalten.

Von Damian Bungart
Veröffentlicht am 25.05.2011