Studentin im Porträt

Podcasterin nebenbei

Anna von Mallinckrodt ist Studentin und hat einen Podcast. Foto: Privat
Annas Podcast-Equipment: ein Laptop, ein Podcastmikrofon und ein Stativ. Foto: Privat
So sieht Annas Setup bei einer Aufnahme aus. Foto: Privat

Anna von Mallinckrodt ist seit Kurzem Podcasterin. Die junge Stadtlohnerin ist im Rahmen ihres Studiums dazu gekommen. MAERKZETTEL zeigt, wie sie dazu gekommen ist und was ihre Ziele mit dem Podcast sind. Der Podcast ist nur eines ihrer Projekte, die sie neben dem Studium verfolgt.

STADTLOHN/ISERLOHN. Anna von Mallinckrodt sitzt vor ihrem Mikrofon. Sie legt sich ihre Notizen zurecht, atmet durch und drückt auf Play. Aufnahme gestartet. So sieht es aus, wenn die 22-Jährige eine neue Folge für ihren Podcast aufnimmt. In dem Podcast mit dem Titel „hashtag Medienwissen“ behandelt sie das Thema Medien und versucht, ihre Zuhörer dafür zu sensibilisieren. Anna ist Studentin und vor allem ein Familienmensch, sie lebt zusammen mit ihrer Schwester bei ihren Eltern. Ihr großes Hobby ist neben ihrer neuen Leidenschaft ihr Hund Fritz.

Anna ist mittlerweile im dritten von vier Jahren im Studiengang Creative Business an einer niederländischen Hochschule in Enschede eingeschrieben. Jeden Morgen fährt sie mit dem Auto von ihrer Heimatstadt Stadtlohn nach Enschede. Als einzige Deutsche in ihrem Studiengang ist sie ein sehr offener Mensch. „Die Fächer sind alle auf Niederländisch, da muss ich als Deutsche viel mit den anderen kommunizieren.“ Doch was kann sich ein Laie unter dem Studiengang Creative Business vorstellen? „In dem Studiengang lernen wir vor allem, wie wir Medien gestalten, zum Beispiel mit verschiedenen Videoschnittprogrammen“, erzählt Anna. Richtige Klausuren schreibt sie nicht. „Wir machen meistens Projekte, über die wir dann im Anschluss eine Dokumentation machen müssen.“ Die Projekte sind beispielsweise App-Konzepte oder Aufträge mit realen Kunden.

Nach den ersten zwei Jahren musste sich Anna in ihrem Studiengang spezialisieren. „Ich habe mich für Education entschieden“, berichtet sie, „dabei werden die Medienkonzepte für Lernziele eingesetzt.“ Im ersten Semester des dritten Jahres musste sie ein Praktikum machen und das zweite Semester im dritten Jahr ist dann normalerweise ein Auslandsemester. Alternativ zum Auslandssemester konnte Anna aber auch einen Minor machen. „Ein Minor ist ein Kurs, den man wählen kann. Ich habe mich dann für Start-up Unternehmer als Kurs entschieden“, erklärt Anna.

Die Anfänge ihres Podcasts

Jeder musste in diesem Kurs ein Start-up gründen. Wo andere Studierende Designermöbel verkaufen wollten und sich damit die Taschen voll machen wollten, verfolgte Anna ein anderes Ziel: „Ich wollte etwas mit einem gesellschaftlichen Ziel machen.“ Da sie in ihrem Praktikum viel mit Kindern gearbeitet hat und die Spezialisierung Education gewählt hat, entschied sie sich für einen Podcast. Ihren Podcast adressiert sie vor allem an Eltern und Lehrer der Kinder, aber auch die Kinder selbst dürfen natürlich mithören.

Denn in ihrem Podcast „hashtag Medienwissen“ verfolgt Anna das Ziel, ihre Zielgruppen mit Medien vertraut zu machen und sie dafür zu sensibilisieren. Doch was braucht eine angehende Podcasterin an Equipment, um loslegen zu können? „Ich habe mir im Internet ein Podcastmikrofon gekauft. Aber kein zu günstiges, da es länger halten soll“, erklärt die 22-Jährige, „Dazu noch ein Stativ, sodass ich das Mikrofon auf den Tisch stellen kann. Einen Laptop hatte ich schon. Mehr musste ich nicht kaufen.“

Anna erzählt aber auch, dass sie ihren ersten Podcast nicht einfach so hochladen konnte: „Um meinen Podcast bei Spotify hochladen zu können, muss ich einen Hostinganbieter nutzen.“ Ein Hoster ist eine Webseite, die gegen ein monatliches Entgelt Speicherplatz auf ihrem Server bieten. Anna lädt ihren Podcast bei Spotify hoch: „Ich glaube, dass ich dort die meisten Menschen erreichen kann.“

Die erste Folge „hashtag Medienwissen“

„Ich konnte ja nicht einfach so anfangen, ohne mich vorzustellen“, berichtet Anna. Ihre erste Folge unter dem Titel „hashtag was?“ dauert nur gut neun Minuten, was für eine Folge ziemlich wenig ist. Laut der Podcast-Plattform Spreaker dauert eine Folge durchschnittlich 24 Minuten. Anna erklärt die kurze erste Folge: „Ich wollte, dass meine Zuhörer erstmal wissen, mit wem sie es überhaupt zu tun haben und worum es bei diesem Projekt geht.“ Sie habe sich zwar viel mit dem Thema Medien auseinandergesetzt und durch ihr Studium auch viel gelernt. Trotzdem sei sie „kein Medienpädagoge oder -experte“, aber das betont sie in den Folgen auch oft genug.

Annas Vorbereitung auf einen Podcast dauert nach eigenen Angaben zwei bis drei Stunden. Derzeit widmet sie sich vor allem dem Thema Cybermobbing. Doch mit der anschließenden Aufnahme ist es nicht getan. „Nach der Aufnahme muss ich die noch schneiden. Da ist mir erstmal aufgefallen, wie oft ich sowas wie ähm sage“, lacht sie. Das sei mit der Zeit aber deutlich weniger geworden und sie hat es auch immer herausgeschnitten. Im Anschluss lädt sie die Folge hoch. Um Aufmerksamkeit zu generieren, nutzt die Stadtlohnerin seit Beginn Instagram. Dort setzt sie zu jeder neuen Folge einen Post ab.

Aufmerksamkeit bekommen

„Am Anfang“, beichtet Anna, „habe ich es nur gemacht, weil ich es in meinem Studium machen musste.“ Nach vielen positiven Resonanzen hat sie aber „Blut geleckt“. „Ich versuche auch immer wieder Gäste mit einzubauen. Zum Beispiel Marc, den Gründer von ‚Mobbing Vereint‘. Gäste bringen immer mehr Reichweite“, erklärt sie. Da ihr Podcast eher ein Nischendasein genießt und es unter ihren Kollegen, die dasselbe Thema behandeln, keine Probleme gibt, versuchen sie sich auch gegenseitig zu pushen. „Ich bewerbe bei Instagram auch häufiger mal andere, damit die Zuhörer die Vielfalt entdecken.“ Netzwerken nennt sie das.

Als nächsten Gast möchte Anna in ihrem Podcast mit einen Influencer sprechen: „Ein Influencer bringt zwar auch Aufmerksamkeit, aber mir geht es in dem Gespräch eher darum, dass er oder sie über positive und negative Erfahrungen auf Instagram berichtet.“ Einen geeigneten Gesprächspartner hat sie dafür noch nicht gefunden. Die Studentin versucht viele Wege ihren Podcast zu verbreiten.

Bei Podcasts bleibt es nicht

Zur Verbreitung hat Anna viele Dinge im Kopf. Zuletzt hat sie in einer Schule Workshops zum Thema Medien gegeben. „Das ist sehr gut angekommen“, meint sie, während ihre schulterlangen dunklen Haare ihr Lächeln hervorheben. In den Workshops verweist sie auch auf ihren Podcast, wo ihre Zuhörer weitere und ausgiebigere Informationen bekommen. Nicht jeder von ihnen kennt bereits Podcasts.

Neben Workshops möchte sie sich demnächst auch auf interaktives Lernen fokussieren. Als Idee verfolgt sie eine Art E-Book, wo Kinder dann verschiedene Elemente abspielen können. „Texte, Illustrationen, Audio und vielleicht auch Videos sollen durch das Thema führen“, erklärt Anna. Als Thema möchte sie aber bei der Mediensensibilisierung bleiben. Mittlerweile kann sich die Studentin auch vorstellen, zumindest eines ihrer Projekte nach Abschluss des Studiums fortzuführen.

Altersunterschiede bringen Herausforderungen

Anna ist bei ihrer breiten Zielgruppe klar, dass sie die Themen für alle Altersgruppen verständlich herüberbringen muss. Denn Kinder vor der Pubertät und Eltern haben oft einen anderen Sprachgebrauch. Derzeit hören ihre Podcasts durchschnittlich 20 Personen. „Klar war für mich, dass nicht alle auf demselben Stand sind“, betont sie. „Also versuche ich so gut wie möglich Umgangssprache zu vermeiden und erkläre schwierige Fachbegriffe.“ Fachsprache verstehe keiner, der mit dem Thema nichts am Hut habe.

Auch die Länge der einzelnen Folgen macht ihr noch zu schaffen. Schließlich sind nicht alle Altersgruppen gleich aufmerksam. „Für mich wären 20 bis 30 Minuten pro Folge genau die richtige Länge“, erklärt Anna. Noch sei sie in einer Findungsphase, ihre Folgenlängen unterscheiden sich zum Teil stark. „Wenn ein Gast dabei ist, dauert es natürlich nochmal länger.“

Anna macht erst seit etwas mehr als einem Monat Podcasts und hatte zu Beginn Angst, ihre Aufnahmen hochzuladen. „Je häufiger ich das mache, desto leichter fällt mir das.“ Für Podcastbegeisterte, die auch gerne einen eigenen Podcast starten würden, hat Anna einen Tipp: „Über alles Wichtige informieren und dann einfach anfangen.“ Denn nur durch die Übung lerne ein Anfänger dazu. Nach ihrem Studium möchte Anna im edukativen Sektor arbeiten. Was aber genau, weiß sie noch nicht.

Von Max Sinn
Veröffentlicht am 22.06.2020