Influencer in der Kritik

Rabattcodes statt Aufklärung

Eine digitale Welt ohne Influencer ist gar nicht mehr vorstellbar. Foto: Pixabay

Seit Wochen sorgt nicht nur das Corona Virus in Deutschland für Furore, sondern auch der Komiker Oliver Pocher. Auf der Social Media Plattform Instagram macht er seinem Ärger über Influencer Luft. Dort klagt er sie an, den Ernst der Lage nicht zu verstehen. Ein Kommentar.

Influencer gehören seit ein paar Jahren zu einem festen Bestandteil von Social Media. Bis lang sind sie nie wirklich in die Kritik geraten. Könnte sich das nun wegen Pochers Videos ändern? Ist das noch Comedy oder stellt er einfach nur alle, die mit Social Media ihr Geld verdienen, an den Pranger? 

Angefangen hat alles mit Kritik, die Pocher, in Form von Satire darstellte. Meiner Meinung nach ging es mit seinen Videos schnell in Richtung Cyber-Mobbing und dies hat weder etwas mit Comedy noch Satire zu tun. Auch wenn Pocher in diesen Videos Recht hat, macht es ihn im Endeffekt nicht besser, als Influencer, die ihre Reichweite nicht vernünftig nutzen.

Spread love und Gutscheincodes

So beschreibt Oliver Pocher in einem seiner Videos das Verhalten der Influencer. Über IGTV teilt er fast täglich Videos auf seinem Instagram Account und parodiert dort diverse Influencer. Ich muss zugeben, bei dem ein oder anderen übertreibt er ein wenig, aber seine Message wird klar. Momentan haben wir nun einmal andere Probleme, als von dem gefühlt hundertsten Influencer ein und denselben Tee, den es für zwei Euro im Supermarkt gibt, für das zehnfache angedreht zu bekommen. Und genau darum geht es auch in den Videos.

Ich meine, es gibt nichts Verwerfliches daran, dass es Menschen gibt, die Geld über Instagram verdienen. Aber bitte checkt noch einmal, wo ihr eure Prioritäten setzt. Es geht darum, dass Influencer ihre teilweise enormen Reichweiten besser nutzen sollten und ihr profitorientiertes Denken wenigstens für einen Moment zurückstellen. Natürlich sind nicht alle von ihnen so. Es gibt durchaus auch genug Influencer, die mit gutem Beispiel voran gehen und ihre Follower schon lange vor der offiziellen Ausgangsbeschränkung, gebeten haben, Zuhause zu bleiben und die Situation ernst zu nehmen. 

Grenze zwischen Spaß und Hass

Am Anfang fand ich die Videos von Oliver Pocher sehr lustig und amüsant, zum größten Teil sind sie es immer noch. Jedoch finde ich, dass es mittlerweile ein extremes Ausmaß angenommen hat.

Natürlich müssen Menschen des öffentlichen Lebens damit rechnen, dass sie nun einmal auch öffentlich kritisiert werden können. Es darf kritisiert werden, wenn einige Influencer ihre Reichweite als Dauerwerbesendung nutzen – aber es gibt eine Grenze zwischen Spaß und Hass. Ich denke, dass Pocher sie an der ein oder anderen Stelle schon überschritten hat. Er hat zum Beispiel in mehreren Videos hintereinander eine schwangere Influencerin verbal angegriffen. Dies hat sie psychisch so belastet, dass sie, laut ihres Ehemanns, einen Zusammenbruch erlitten haben soll. Ob Pocher jetzt die Schuld dafür trägt, sei dahingestellt. Fakt ist jedoch, dass es ihn trotzdem nicht daran gehindert hat, sie in weiteren Videos zu erwähnen. Und das geht absolut gar nicht. 

Influencer-Marketing steigt

Die Meinungen über Influencer sind verschieden. Jedoch sind sie aus der heutigen Zeit gar nicht mehr weg zu denken. Aus einer Studie des Bundesverband für Digitale Wirtschaft (BVDW) geht hervor, dass im Jahr 2019, 59 Prozent der befragten deutschen Unternehmen, mit Influencer-Marketing für ihre Produkte warben. 59 Prozent ist eine sehr hohe Zahl, die in diesem Jahr auch noch weiter steigen wird.

Natürlich sind nicht alle Produkte gut, die von Influencern beworben werden. Jedoch muss ich anmerken, dass es schwarze Schafe nicht nur in dieser Branche gibt, sondern in allen anderen auch. Ich bin der Meinung, dass gerade in Zeiten von Corona, Menschen mit so großen Reichweiten, diese auch sinnvoll nutzen sollten. Und auch in Zeiten nach Corona. Fest steht aber auch, dass der Grat zwischen Comedy und Hetze sehr schmal ist. Konstruktive Kritik darf und soll geäußert werden, auch von Comedians. Aber bitte ohne Hass und Hetze gegen andere Menschen.

Von Anastasia Baranova
Veröffentlicht am 26.04.2020

Anastasia Baranova

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