Roland Byner - Expertenhilfe bei tierischem Gift-Alarm

Roland Byner gewährt zurzeit sechs Schlangen, darunter auch dieser Königspython, Obdach in seiner Wohnung in Bochum. Foto: Verena Holzgreve

Bochum. Retten, Löschen, Bergen, Schützen – als Feuerwehrmann sind das die Arbeitsbereiche von Roland Byner. Neben diesem Beruf hat die BiTSnews Person der Woche allerdings noch eine ganz besondere Berufung: Der 46-Jährige ist Reptilien-Experte und hilft Bürgern bei tierischem Gift-Alarm aus der Patsche.

„Hilfe, auf meinem Wohnzimmerteppich krabbelt ein Skorpion und in unserem Gartenteich schwimmt eine Giftschlange “, so oder so ähnlich klingen die Notrufe, die Roland Byner auf seinem Handy empfängt. Wenn Polizei, Zoll und Feuerwehrkollegen aus dem Ruhrgebiet nicht mehr weiterwissen, rufen sie den Bochumer Reptilien-Experten zur Hilfe. Roland Byner fängt die Tiere ein, von denen andere besser die Finger lassen. Der Feuerwehrmann hat ein Händchen für Exoten, hält schon seit Jahrzehnten Schlangen, Spinnen und Skorpione. Mittlerweile gibt er sein Know-How in Fachseminaren an Kollegen weiter, damit auch die wissen, wie man mit einer entlaufenen Kobra oder einem ausgesetzten Skorpion umzugehen hat.

Im BiTSnews-Interview verrät der Bochumer, wieso Schlangen und Co seine Leidenschaft sind und zu welchen kuriosen Einsätzen er gerufen wird. 

 

 

BiTSnews: Herr Byner, in Ihrem Arbeitszimmer herrscht das große Krabbeln beziehungsweise Kriechen. Sie halten Schlangen, Skorpione und Vogelspinnen. Wie sind sie an dieses Hobby gekommen? 

Roland Byner: Zunächst ist es ja so, dass die Tiere hier nicht mir gehören. Ich habe sie nur von diversen Einsätzen mitgenommen und beherberge sie so lange, bis ich sie mit Hilfe des Veterinäramtes oder mit Hilfe von Freunden in liebevolle Hände weitergeben kann. 

 

BiTSnews: Aber mit Schlangen kennen Sie sich doch schon lange aus und sind regelrechter Experte.

Roland Byner: Das stimmt. Die ersten Schlangen habe ich mir mit 25 Jahren zugelegt. Zu Spitzenzeiten habe ich 50 Schlangen gehalten. Darunter solch gefährliche Exemplare wie die Schwarze Mamba oder die Gabunviper. Diese Schlange ist die größte Vipernart Afrikas und hat die längsten Giftzähne.

 

BiTSnews: Haben Sie denn im Umgang mit den Tieren keine Angst? Schlangen zu halten und zu züchten, wie Sie es tun, ist ein sehr außergewöhnliches Hobby.

Roland Byner: Es ist zwar außergewöhnlich, aber weniger zeitaufwendig als beispielsweise, einen Hund zu halten. Die Schlangen werden alle drei Wochen gefüttert und auch die Terrarien werden nur in diesem Zeitraum gesäubert. Mit einem Hund müsste ich mindestens dreimal täglich spazieren gehen. Und Angst habe ich nicht. Zwar wurde ich schon oft gebissen, denn auch Würgeschlangen haben Zähne, aber mit der Zeit lernt man, die Tiere einzuschätzen. Dann passiert auch nichts.

 

BiTSnews: Sind Ihr Wissen und Ihre Unerschrockenheit auch ein Grund dafür, dass Sie eng mit dem Zoll, der Polizei und Ihren Feuerwehrkollegen im Ruhrgebiet zusammenarbeiten?    

Roland Byner: Richtig. Unter Reptilien-Fans spricht es sich schnell herum, wenn jemand Ahnung hat. Da ich auch die weltweit größte Reptilienbörse, die Terraristika in Hamm betreue, wurde ich irgendwann immer öfter zu Einsätzen gerufen, bei denen Reptilien im Spiel waren. So ist die Zusammenarbeit entstanden.

 

BiTSnews: Und welches sind die Standardeinsätze, zu denen Sie zur Hilfe gebeten werden?

Roland Byner: Im Jahr rücke ich circa 60 Mal aus. Meistens, weil Schlangen in Wohnungen entdeckt werden, die von den Mietern aus finanziellen Problemen Hals über Kopf verlassen werden. Oft sind die Tiere auch entlaufen oder werden ausgesetzt. Im Sommer kommt es häufig vor, dass mich verängstigte Gartenbesitzer anrufen, die an ihren Teichen eine vermeintliche Giftschlange entdeckt haben. In fast allen Fällen handelt es sich dabei um heimische Ringelnattern. Ich fange die Tiere dann ein und setze sie an anderer Stelle wieder aus.

 

BiTSnews: Bisher ist ja immer alles gut gegangen. Nennen Sie uns doch ihre 3 kuriosesten Einsätze.

Roland Byner:

1)   Ich wurde einmal zu einer Hausdurchsuchung gerufen, weil die Einsatzkräfte schon damit gerechnet hatten, dass in der Wohnung Reptilien gehalten werden. Und tatsächlich: In der Küche entdeckten wir einen Brillenkaiman.

2)   Im Postverteilerzentrum in Datteln ist eine Königsnatter in einem Päckchen entdeckt worden. Ich bin sofort ausgerückt, um die ungewöhnliche Post sicherzustellen.

3)   Vor zwei Wochen erst wurde ich zu einer jungen Dortmunderin gerufen. Sie kam von einem Trekking-Urlaub aus Australien wieder. Ein sehr giftiger Skorpion hatte sich unbemerkt in ihren Rucksack geschlichen.

 

BiTSnews: Schlangen sind Ihre Leidenschaft. Nennen Sie uns ihre 3 Lieblingsexemplare.

Roland Byner:

1)   Gabunviper, weil sie ein sehr schönes Aussehen hat

2)   Tigerpython, weil sie eine schöne Kopfform hat

3)   Hühnerfresser-Schlangen, weil ihre Nachzuchten extrem selten sind

 

BiTSnews: Angenommen, meinem Nachbarn büchst die Schlange oder Spinne aus und das Tier findet sich in meiner Wohnung wieder. Welche 3 Tipps haben Sie, um die Situation souverän zu meistern?

Roland Byner:

1)   die Feuerwehr rufen

2)   den Raum, in dem sich das Tier befindet, verschließen

3)   bei Spinnen ein nasses Handtuch über das Tier werfen. Die Spinne bleibt gesichert und wird nicht getötet.

 

BiTSnews: Welche 3 Dinge tragen Sie immer bei sich?

Roland Byner:

1)   mein Handy

2)   Schlangenhaken

3)   dicke Lederhandschuhe

 

BiTSnews: Wo treffen wir Sie in 10 Jahren?

Roland Byner: Auf jeden Fall nicht mehr dort, wo tierischer Gift-Alarm ausgerufen wird. Die Sache ist ganz schön stressig und zeitintensiv. Ich stehe 24 Stunde abrufbereit. Für die Zukunft wünsche ich mir daher einen qualifizierten Nachfolger.

 

Von Verena Holzgreve

Veröffentlicht am 30.10.2010