Stefan Windscheif – Ein „netter Zeitgenosse“ auf dem Weg zu Olympia

Keine Scheu vor Sand und Ball. Foto: Peter Weber

Schläfrig und dennoch ehrgeizig. Eine zunächst erstmal paradoxe Vorstellung von einem Menschen, der im Freundeskreis auch auf Namen wie „Winnie“ oder „Marder“ hört. Unsere BiTSnews Person der Woche ist der Iserlohner Stefan Windscheif. Der 23-Jährige spielt professionell Beachvolleyball und liegt in der Weltrangliste auf dem 16. Platz.

Als Berufssoldat und Student liegen die Termine meist eng beieinander, sodass Freundin und Familie eher wenig Zeit mit ihm verbringen können. Stefan Windscheif hat schon viele Orte auf der Welt gesehen, was auch dieses Jahr nicht aufzuhören scheint. Zusammen mit seinem Partner Sebastian Dollinger bestreitet er wieder die World Tour, wo es viel Geld, Weltranglistenpunkte und vielleicht sogar die Tickets für Olympia 2012 zu ergattern gibt.

BiTSnews hat den jungen Sportler getroffen und sprach mit ihm über unvergessliche Turniermomente, sein zweites Leben als Jurastudent und die Angst vor Amerikanern auf dem Spielfeld.

BiTSnews: Nächste Woche geht die World Tour 2011 in Rio de Janeiro los. Gibt es etwas, das in deinem Koffer nicht fehlen darf?

Windscheif: Das sind eindeutig Regensachen. Man glaubt gar nicht, wo es überall regnen kann, obwohl man es in Brasilien eigentlich am wenigsten vermutet. Außerdem brauche ich meine Sonnenbrille und einen Ball zum Trainieren. Ein Laptop und ein mp3-Player dürfen auch nicht fehlen, damit ich auch noch ein bisschen Beschäftigung zwischendurch habe.

BiTSnews: Welchen Sport würdest du abgesehen vom Beachvolleyball gerne professionell beherrschen?

Windscheif: Das wäre definitiv Fußball. Damit kann man noch mehr Geld verdienen und es macht mir unheimlich Spaß. Ich spiele oft nebenbei mit Freunden, damit ich mal was anderes sehe als Sand.

BiTSnews: Welche Chancen rechnest du dir für die diesjährige World Tour aus und auf welchen Ort freust du dich am meisten?

Windscheif: Ich würde mich freuen, wenn ich im guten Mittelfeld landen könnte. Wir haben gut trainiert diesen Winter und sind topfit. Außerdem müssen wir uns auf die Olympiaqualifikation gefasst machen und daher auch so viel wie nur möglich spielen. Der schönste Turnierort ist für mich ganz klar Klagenfurt. Das Feld liegt direkt am See und nebenbei findet dort ein großer VIP-Event statt. Da trifft man auf den Parties schon den ein oder anderen Promi.

BiTSnews: Du studierst nebenbei Jura in Köln. Warum hast du dich für diese Richtung entschieden und wie kriegst du das zeitlich überhaupt bewältigt?

Windscheif: Rechtsfragen aufzuklären macht mir Spaß und ich kann mir sicher sein, dass dieses Fach nichts mit Mathe zu tun hat. Im Sommer ist es sehr schwer im Lernstoff zu bleiben, da ich kaum in Deutschland bin. Aber dieses Jahr habe ich Glück: Meine Prüfungswoche ist genau dann, wenn ich eine Woche spielfrei habe. Da werde ich versuchen ein paar Scheine zu machen.

BiTSnews: Du verbringst zwangsläufig viel Zeit mit deinem Partner Sebastian Dollinger. Stimmt es, dass wenn man sich privat gut versteht, es auch auf dem Feld harmoniert?

Windscheif: Ja, das stimmt auf jeden Fall. Wenn man die ganze Zeit zusammenhängt, muss man sich gut verstehen und das wirkt sich auch auf unsere Spiele aus. Aber ich bin ja auch ein netter Zeitgenosse, daher ist das nicht so problematisch.

BiTSnews: Welches internationale Team ist dein persönlicher Angstgegner?

Windscheif: Das sind die Amerikaner. Sie sind derzeitige Olympiasieger und spielen einfach unheimlich gut. Ich habe schon einmal gegen das Team gespielt und habe festgestellt, dass man gegen die einfach nicht gewinnen kann.

BiTSnews: Gab es ein Spiel in deiner Karriere, das du niemals vergessen wirst?

Windscheif: Ich glaube, das beste Turnier war 2008 in Bahrain. Das war das erste Spiel mit meinem jetzigen Partner. Wir haben zuvor nie zusammen trainiert und haben das eher als ein Experiment angesehen. Die Tatsache, dass wir dann direkt den dritten Platz erreicht haben, darf man eigentlich keinem erzählen.

BiTSnews: Gab es einmal einen Moment, an dem du es bereut hast, Profisportler geworden zu sein?

Windscheif: Solche Momente habe ich öfter, zum Beispiel wenn ich in die Uni gehe und merke, wie alle weiterstudieren und ich immer ein bisschen hinterherhinke. Aber ansonsten ist das Leben als Berufssportler schon ganz nett.

BiTSnews: Nenne uns drei Gründe, warum man Beachvolleyballer werden sollte?

Windscheif:  1. Man reist immer an schöne Orte.

                   2. Es macht unheimlich viel Spaß.

                   3. Man ist immer an der frischen Luft.

 

BiTSnews: Deine drei Lieblingssportler sind…?

Windscheif:   1. Boris Becker

                   2. Franz Beckenbauer

                   3. Lothar Matthäus

BiTSnews: Drei Eigenschaften die dich am besten beschreiben?

Windscheif:   1. ehrgeizig

                   2. wissbegierig

                   3. oft schläfrig

BiTSnews: Wo siehst du Stefan Windscheif in 10 Jahren?

Windscheif: Ich hoffe als erfolgreicher Jura-Absolvent. Meine Beachvolleyballkarriere habe ich dann wahrscheinlich schon (hoffentlich) erfolgreich beendet.

Von Bea Pape

Veröffentlicht am 23.04.2011