Steve Janzen – Von Kanada ins Sauerland

Das Lehren liegt Steve Janzen. Foto: Julian Jaursch

Iserlohn. Es ist selten genug, dass ausländische Basketballspieler zweimal bei dem gleichen Team in Deutschland anheuern – Grund genug für BiTSnews, dem Aufbauspieler der Kangaroos ein paar Fragen zu stellen. Schließlich ist er nicht nur als Basketballer hier…

Montagabend. Ein Dutzend Kinder rennt das Spielfeld auf und ab, versucht den orangefarbenen Lederball im Korb unterzubringen. Lautes Geschrei bei Fouls, Jubelarien bei erfolgreichen Korbwürfen. Ganz am hinteren Ende der Halle absolvieren schweigend zwei ältere Spieler ihre eigenen Wurfübungen – obwohl sie offiziell trainingsfrei haben. Einer von ihnen ist Steve Janzen. Der Deutsch-Kanadier spielt in dieser Saison für die Iserlohn Kangaroos in der 1. Regionalliga West. „Basketball ist eben sehr leistungsorientiert. Das übertrage ich auch in meinen anderen Beruf“, sagt der 27-Jährige. Sein anderer Beruf? Englischdozent an der BiTS.

Im Interview mit BiTSnews erzählt er, wie es ihn nach Iserlohn verschlug, wann der Deutsche in ihm rauskommt und über ein besonderes Gespräch mit seiner Oma.

 

BiTSnews: Du kommst ursprünglich aus Kanada. Was führt dich nach Iserlohn?

Janzen: Vor vier Jahren kam ich zum ersten Mal nach Iserlohn zum Basketballspielen, weil ich hier einen guten Vertrag bekommen hatte. Zwischenzeitlich spielte ich in Osnabrück, aber seit diesem Sommer bin ich wieder hier, denn ich wollte auch als Englischlehrer arbeiten. Das hat an der BiTS gut gepasst. Außerdem habe ich einen deutschen Pass, weil meine Mutter Deutsche ist und auch die Familie meines Vaters aus Deutschland stammt.

 

BiTSnews: Fühlst du dich eher als Deutscher oder Kanadier?

Janzen: Meine Erziehung, meine Wurzeln und meine Traditionen betrachte ich als deutsch. Aber meine Lebenseinstellung und meine Standpunkte sind eher kanadisch. Für uns Kanadier ist es zum Beispiel sehr wichtig, höflich und kontaktfreudig zu sein und… einfach mit einem Lächeln im Gesicht umherzulaufen.

 

BiTSnews: Hast du denn früher Deutsch gesprochen oder gelernt?

Janzen: Als ich klein war, haben wir zu Hause ein bisschen Deutsch gesprochen, aber dann wollte ich es nicht mehr. Mein erster Vertrag beinhaltete, dass ich Volkshochschulkurse belegte. An Weihnachten habe ich dann meine Oma in Deutschland angerufen und mich eine Viertelstunde auf Deutsch mit ihr unterhalten.

 

BiTSnews: Wie würdest du dich beschreiben?

Janzen: Ich bin ein freundlicher, kontaktfreudiger und gelassener Typ. Ich mag einfach Humor. Aber wenn Leute mich aufregen, kommt auch mal der Deutsche in mir hoch (lacht). Es gibt eben Zeiten, in denen man ernst sein muss, aber manchmal geht es auch darum, sein Leben in vollen Zügen zu leben.

 

BiTSnews: Wie ist dein typischer Tagesablauf?

Janzen: Morgens komme ich an die BiTS, um einige Kurse zu geben. Danach muss ich manchmal zur Physiotherapie, weil ich einige Verletzungen habe, die ich auskurieren muss. Oder ich gebe Nachhilfestunden. Bevor es abends zum Training geht, esse ich noch gut und schlafe eine Runde. Für gewöhnlich ist es also so, dass ich tagsüber Englisch unterrichte und abends trainiere.

 

BiTSnews: Welche 3 Dinge vermisst du deiner kanadischen Heimat am meisten?

Janzen: Meine Familie, meine Freunde und gute Kundenbetreuung (lacht).

 

BiTSnews: Was sind deine 3 Lieblingsbasketballspieler aller Zeiten?

Janzen: Steve Nash, Michael Jordan und Dan Majerle.

 

BiTSnews: Welche 3 Dinge machen dich neben deiner Arbeit glücklich?

Janzen: Mein Glauben in Jesus Christus, Beziehungen zu verschiedenen Leuten zu pflegen und einfach lustig zu sein und Späße zu machen.

 

BiTSnews: Welche 3 Orte möchtest du in deinem Leben noch besuchen?

Janzen: Israel, Australien und Brasilien.

 

BiTSnews: Wo treffen wir Steve Janzen in 10 Jahren?

Janzen: Hoffentlich habe ich dann eine Familie in Vancouver. Ich würde gerne an einer High School unterrichten und Basketballtrainer sein.

 

Von Julian Jaursch

Veröffentlicht am 02.01.2010