Berufsbild Bibliothekarin

„Wir sind keine `Bücher-über-den-Tisch-Schieber´“

Das Buch ist schon längst nicht mehr das einzige Medium, was in der Bücherei ausgeliehen werden kann. Foto: Antonia Schütter

KAMEN. Wer wird eigentlich noch Bibliothekarin? Gerade im Hinblick auf die Ausbildung zur Bibliothekarin, bringt der Beruf einige Herausforderungen mit sich. Doch was sind die Aufgaben einer Bibliothekarin heutzutage und wie hat sich das Berufsbild verändert? Diplom Bibliothekarin, Andrea Sternal verrät im Interview mit MAERKZETTEL genau dies.

In der kleinen Stadtbücherei in Kamen erzählt Leiterin Andrea Sternal von dem Beruf der Bibliothekarin. Gerade in der Kleinstadt Kamen, kommt die Nachfrage nach dem Beruf der Bibliothekarin überraschend.

Frau Sternal, neben dem Studium des Bibliothekswesens, gibt es auch die Möglichkeit einer Ausbildung. Wie sieht diese aus?

Genau, es gibt ein 4-jähriges Studium mit einem Praktikumssemester und die Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste. Es ist eine dreijährige Berufsausbildung, verbunden mit dem Besuch einer Berufsschule. Wir selber bilden auch aus und haben fünf Kolleginnen, die diese Ausbildung gemacht haben. Davon befinden sich zwei noch in der Ausbildung.

Wie würden Sie das Berufsbild der Bibliothekarin beschreiben?

Das Wichtigste für unseren Beruf ist die Sprache. Wir haben ganz viel Kontakt mit Menschen. Wichtig ist somit, dass wir kommunikationsfähig sind und auf unsere Besucher eingehen. Es wird täglich mit Kindern und Jugendlichen zusammengearbeitet. Außerdem sind wir eine Auskunftstelle und müssen hier Informationen vermitteln. Das geht nur mit Sprache.

Unabhängig von der Kommunikation, welche Anforderungen bringt der Beruf noch mit sich?

Die Anforderungen sind enorm gestiegen. Wir merken, dass es immer mehr Menschen gibt, die vereinsamen und die öffentlichen Einrichtungen wie uns, aufsuchen und dann auch Gesprächsbedarf haben. Die Leute haben somit die Erwartungshaltung, dass ihnen hier zugehört wird. Dies betone ich immer wieder, da das die Mitarbeiterinnen fordert.

Das Klischee: „Leise sein!“, ist also nicht mehr erfüllt?

Ganz und gar nicht. Dieses abgeschiedene Lesen, dass die Bibliothek ein ganz leiser Ort ist, an dem ich mir ein Buch ausleihe und wieder gehe, ist Quatsch. Wir sind ständig im Gespräch mit Menschen und sind nicht die reinen Bücher-über-den-Tisch-Schieber.

Wieso denken Sie ist der Bestand des Berufes und der Bibliothek so wichtig?

Das Tolle an dem Beruf bleibt unsere Aufgabe der Leseförderung. Wir sind in der Erwachsenenbildung mit engagiert und vor allem auch Bildungspartner für viele Schulen. Es ist in dem Sinne keine Bücherei mehr, sondern vielmehr der dritte Ort. Ein Ort an dem sich gerne in der Freizeit aufgehalten wird. Der Aufenthaltscharakter hat sich verstärkt. Die Bibliothek ist ein Informationszentrum und das Zentrum der Leseförderung.

Würden Sie sagen, dass die Nachfrage den Beruf zu erlernen sinkt?

Es ist wie in allen Ausbildungsberufen, dass die Zahl der Bewerber zurückgeht. Das ist einfach so. Es sind viele Stellen zu besetzen und die Nachfrage nach Kräften wird größer. Das sind ganz gute Chancen für Berufseinsteiger.

 

Wie wird sich der Beruf Ihrer Meinung nach in der Zukunft verändern?

Ich glaube die Ausrichtung, die wir jetzt haben, wird ziemlich konstant bleiben. Wir gehen weg von der reinen Verleihbibliothek, hin zum Bildungspartner in der Leseförderung. Die Leseförderung wird es auch in den nächsten Jahren geben, unabhängig davon mit welchem Medium diese erfolgen wird.

Von Antonia Schütter
Veröffentlicht am 19.05.2019

Antonia Schütter

  • Über mich
  • Meine Artikel