Wahlkampf

Bringen Wahlplakate heutzutage noch was?

Wahlplakate in der Iserlohner Innenstadt. Foto: Luisa Gehnen
Die Grünen setzen neben Umweltthemen auch sehr darauf, die jungen Generationen anzusprechen. Foto: Luisa Gehnen
Die Plakate der CDU und der SPD sind in Iserlohn am stärksten vertreten. Foto: Luisa Gehnen
Die Grünen setzen mit bekannten Gesichtern und zwei prägnanten Statements auf altbewährte Wahlkampfmethoden. Foto: Luisa Gehnen
Der Hashtag #NRWIR hat bei den Iserlohner Passanten noch nicht ganz gegriffen. Foto: Luisa Gehnen
Die CDU setzt mit einem recht cleanen Look, nicht darauf aufzufallen sondern auf Tradition und Inhalt. Foto: Luisa Gehnen
Spielende Kinder, für sie ist die Zukunft des Landes besonders wichtig. Foto: Luisa Gehnen
Manche Parteien versuchen durch eine besonderes auffällige Farbwahl Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Foto: Luisa Gehnen
Auch bei den Wahlergebnissen ladende die CDU mit deutlichem Abstand über den Linken. Foto: Luisa Gehnen
In der gesamten Iserlohner Innenstadt hängen Plakate. Fast jeder Laternenpfosten ist inzwischen schon in Beschlag genommen worden. Foto: Luisa Gehnen
#NRWIR mit diesem Wahlslogan wirbt die SPD für sich, auch an Spielplätzen. Foto: Luisa Gehnen

Anlässlich der NRW-Landtagswahl am 14. Mai hat Maerkzettel sich in der Iserlohner Fußgängerzone nach Wahlplakaten umgesehen. Dabei sind wir vor allem auf die Plakate der Parteien SPD, AfD und Die Grünen aufmerksam geworden. Diese drei Parteien fahren ganz unterschiedliche Strategien, um die Wähler auf sich aufmerksam zu machen. Wie die Stategien ausgelegt sind und wie sie bei den Wählern ankommen, scheint nicht immer übereinzustimmen.

Schauen wir uns mal einige Plakate zur NRW-Landtagswahl genauer an.

#NRWIR

Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) ist mit ihren Plakaten auffällig schlicht in diesem Jahr. Auf den meisten Plakaten sieht man Spitzenkandidatin Hannelore Kraft und den Hashtag #NRWIR. Dieser Minimalismus lässt den Wähler jedoch erstmal relativ ratlos über das Programm der Partei. #NRWIR soll die Leute auch nur anregen, sich selbst über das Parteiprogramm zu informieren. Es geht also darum, die junge Internet-Generation anzusprechen, aber auch die Älteren sollen daran erinnert werden: Der Wahltag kommt.

AfD

Es gibt natürlich auch Parteien, die etwas mehr mit Inhalten auf ihren Plakaten werben. Die Alternative für Deutschland (AfD) wirbt zum Beispiel mit Slogans wie „Wenn Sie dieses Zeichen sehen, ist es zu spät“ oder „Im Schneckentempo durch NRW“. Die Partei greift meist Themen wie beispielsweise die vielen Staus auf den Autobahnen auf, die Frustration bei Teilen der Gesellschaft auslösen. Es wird aufgezeigt, was aktuell falsch läuft, ohne dabei konkrete Lösungsansätze anzugeben.

Die Grünen

Bei den Grünen stehen Begriffe als Aufzählungen auf den Wahlplakaten. Da steht zum Beispiel: „1. Freiheit“ und „2. Sichern“. In diesem Beispiel steht „Freiheit“ als Überthema für das, was die Grünen anbieten. Und der Punkt „Sicherheit“ soll zeigen, was die Menschen davon haben. Diese Hintergedanken bleiben dem Wähler beim bloßen Betrachten des Plakats jedoch verborgen. Ziel dieser Taktik ist, ähnlich wie bei der SPD, Menschen durch Präsenz neugierig auf das eigentliche Wahlprogramm zu machen.

Fazit: Einige Parteien versuchen ohne konkreten Inhalt möglichst viele Menschen zu erreichen. Andere, meist Oppositions- oder Protestparteien, schreiben zwar inhaltliche Slogans auf ihre Plakate, diese üben meistens aber nur Kritik aus und zeigen weniger die Ziele auf. „Die Stadt selbst stellt keine Werbefläche für die Parteien zur Verfügung. Dafür sind inzwischen große Firmen zuständig“, sagt Michael Rosin, der Leiter des Iserlohner Bürgerservice Büros. In vielen anderen Städten ist hingegen immer noch Konsens, dass die Stadt für die Werbeflächen zuständig ist. 

Was sagen die Iserlohner?

„Nicht aussagekräftig“ war die häufigste Aussage bei unserer Umfrage zu den Wahlplakaten der großen Parteien. Die jungen Volontärinnen Jule und Marie sagen: „Die haben so Sätze wie ‚weniger Hass’ oder ‚mehr Geld’, da würde dann jeder sagen: ‚Ja ok gut’. Aber so richtige Inhalte bringen die auch nicht rüber.“ Die beiden fühlen sich von der Wahlwerbung wenig angesprochen. Auch Hans-Jürgen findet: „Die sind nicht ausreichend, die sagen nichts zum Thema. Zu Inhalten – gar nichts! Das sind einfach Schlagworte, weiter nichts. Sagt mir persönlich nichts.“ Und auf die Frage, ob sich Wahlplakate überhaupt noch lohnen, antwortet er: „Die sind eigentlich überflüssig. Man müsste sich das Wahlprogramm besorgen, es durchlesen und dann entscheiden.“ Einige Passanten wie Andreas kritisieren die Folgen von so viel Wahlwerbung: „Ich finde es eine Zumutung, es ist Umweltverschmutzung. Da kommen Wahlplakate, die hängen dann ein Jahr und am Ende werden sie in den Müll geschmissen.“ Seiner Meinung nach sollte man sich unabhängig von Parteiplakaten politisch interessieren und engagieren. Nur der Student Denny findet: „Ich würde sagen, Wahlplakate sind wichtig für die Leute, die noch nicht wissen, wer Wahlkandidat ist oder für welche Partei sie sich entscheiden sollen.“ Trotzdem hat auch er sich noch von keinem der Plakate überzeugen lassen.

Doch gibt es, neben den Wahlplakaten, auch andere Möglichkeiten, sich mit den politischen Einstellungen der Parteien zu beschäftigen: Eine Möglichkeit, die vor allem bei den jüngeren Generationen beliebt ist, ist der Wahl-O-Mat. Viele Studenten haben den Wahl-O-Mat ausprobiert. Erhofft haben sie sich, Schnittpunkte zwischen ihrer eigenen Meinung und den Programmen der Parteien zu finden. Was dabei rausgekommen ist, war für die meisten jedoch etwas enttäuschend. „Ich finde den Wahl-O-Mat nicht so gut, da die Fragen teilweise viel zu speziell sind und man sich als Laie nicht mit der konkreten Thematik der Fragen auskennt. Dementsprechend nichtssagend ist dann auch das Ergebnis“, kritisiert die Studentin Annika. Trotzdem findet sie: „Das Prinzip des Wahl-O-Mat ist insoweit gut, als dass man zu jedem Thema die Stellungnahmen der einzelnen Parteien durchlesen kann. Für den allgemeinen Wahlkampf ist der Wahl-O-Mat jedoch nicht ausreichend.”

Wahlplakate fungieren inzwischen mehr als eine Art Erinnerung oder Anreger, sich mit den Parteien und ihren Wahlprogrammen zu beschäftigen. Viele Leute nutzen dieses Angebot jedoch nicht, finden aber trotzdem, dass es wichtig ist, dass die Parteien Präsenz zeigen. Jüngere Leute fühlen sich immer weniger von Plakatwerbung angesproche und nutzen hingegen lieber das Internet, insbesondere den Wahl-O-Mat, um sich politisch zu informieren.

Von Luisa Gehnen
Veröffentlicht am 14.05.2017