Das Warten auf Hilfe

HEMER. Psychisch erkrankte Menschen warten noch immer im Durchschnitt knapp Fünf Monate auf den Beginn ihrer Therapie. Dr. Patrick Debbelts, der ärztliche Direktor der Hans-Prinzhorn-Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik in Hemer, kennt die Ursachen dafür.

„Bei beispielsweise einer psychologischen Gesprächstherapie ist die Wartezeit sehr lang, weil es zu wenige psychologische Psychotherapeuten gibt“. Debbelts, bringt das Problem auf den Punkt. Nach einer bisher unveröffentlichten Studie der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) warten Neupatienten von der ersten Anfrage bis zum tatsächlichen Behandlungsbeginn durchschnittlich 20 Wochen. Dies Bedeutet einen kleinen Rückgang im Vergleich zum Jahr 2011, als die Wartezeit Durchschnittlich 23 Wochen betrug.

Die ungleiche Verteilung als zusätzliches Problem

Ein weiterer Grund liegt laut Debbelts in der Organisation der Kassensitze. „Irgendwann wurde der Status-Quo genommen und als 100 Prozent festgesetzt. Die ungleiche Verteilung wurde jedoch nicht berücksichtigt. Die Psychotherapeutendichte ist in Bayern zum Beispiel deutlich höher als im Märkischen Kreis. Wir brauchen pro 100.000 Personen eine bestimmte Anzahl an Ärzten und das dürfte sich von Flensburg bis Garmisch-Partenkirchen nicht unterscheiden.“

„Scheinreform“

Die Reform der Bundespsychotherapie-Versorgung gibt laut Debbelts keinen Grund Besserung zu erwarten. „Das war im Grunde eine Scheinreform. Es wurden nur die Therapeuten gezwungen einen Erstkontakt herzustellen. Das ersetzt aber keine vollständige Therapie“. Daraus, dass die wenigen vorhandenen Therapeuten nun Ersttermine vergeben müssen, folgt dann, dass für die Therapie jedes einzelnen Patienten weniger Zeit als vorher bleibt.

Neue Kassensitze als Lösung des Problems

„Es müssen Neue Kassensitze geschaffen werden“, stellt Debbelts klar und schlägt damit bei der Problembehebung in dieselbe Kerbe wie der BPtK. Einer Schätzung des BPtK zufolge fehlen in Deutschland nämlich ca. 7000 Kassensitze für Psychotherapeuten. Im Einzugsgebiet des Landschaftsverband Westfalen-Lippe wird nun ein erster Schritt in die richtige Richtung gemacht: 40 neue Kassensitze sind geplant. „Wir schauen mal, wie viele davon es in den Märkischen Kreis schaffen“ endet der ärztliche Direktor.

Von Lukas Porzberg
Veröffentlicht am 15.06.2018