"Die Griechen sind selbst schuld!"

Die Beiden glauben, dass es noch ein paar Jahre dauern wird, bis Griechenland sich wieder stabilisiert. Fotos: Lisa Senftleben

Iserlohn. Seit Monaten dreht sich alles um Griechenland und die Frage, ob die EU einschreiten soll, damit die Stabilisierung des Euros gewährleistet wird. Insbesondere Deutschland will einen großen finanziellen Teil dazu beitragen. 8,5 Milliarden Euro sind im Gespräch. BiTSnews hat in Deutschland lebende Griechen zu diesem Thema befragt.

Der 33-jährige Dimitrios Dentsas, der seit zehn Jahren in Iserlohn lebt und eine Imbissbude betreibt, stellt die griechischen Politiker an den Pranger. Seiner Meinung nach sind die Griechen selbst schuld. Er kritisiert unter anderem die "komische Politik". Ähnlich sieht das auch Charalpos Horoglu, der 1969 nach Deutschland kam. Arbeiter und Bauern seien nie unterstützt worden, im Gegenteil, ihnen sei das Geld aus der Tasche gezogen worden. Auf die Frage, ob Deutschland Griechenland unterstützen sollte, antwortete Charalpos Horoglu eher resigniert. Das habe die Politik zu entscheiden, da könne man ohnehin nichts ausrichten. Dentsas hat dagegen eine klare Meinung: Europa bekäme selbst Schwierigkeiten, wenn Griechenland pleite ginge, da der Euro an Wert verliere.

Angespannte Stimmung bei den Verwandten in Griechenland

Angehörige der beiden, die in dem hoch verschuldeten Land leben, haben bisher wenig von der Krise gespürt, einzig und allein über die Medien haben sie davon erfahren. "Die Menschen schreien und gehen auf die Straßen, aber sie können nichts dagegen tun", sagt Horoglu. Hätten die befragten Griechen selbst etwas zu entscheiden, würden sie der griechischen Regierung nur dann unter die Arme greifen, wenn gewährleistet sei, dass sie verantwortungsvoll mit dem Geld umginge, so Dentsas.

Zukunft ungewiss

Die Aussagen der beiden zeigen, wie angespannt die Stimmung ist und wie stark die griechische Regierung unter Druck steht. Auf der Suche nach griechischen Interviewpartnern wurde uns mehrfach zu verstehen gegeben, dass dies ein Thema sei, zu dem man lieber schweigt. Auch eine Griechin, die nicht namentlich genannt werden möchte, betonte lediglich, dass sie trotz allem stolz auf ihr Land sei. Auch Dimitrios Dentsas und Charalpos Horoglu fühlen sich nicht in ihrem griechischen Stolz gekränkt. Sie glauben beide fest daran, dass sich ihr Land in ein paar Jahren erholen wird. Manchmal würden sie im Alltag spaßeshalber von Freunden mit Sprüchen konfrontiert, doch letztendlich bedauern sie beide die ausweglose Lage, in der sich Griechenland zurzeit befindet. Es sei schade, falls solch ein Land pleite ginge.

Von Lisa Senftleben und Senta Kühlmann

Veröffentlicht am 28.04.2010