Tierheim Iserlohn

Die Iserlohner „Arche Noah“

„Herzlich Willkommen im Tierheim Iserlohn“. Foto: Nina Gutzeit
Zum Tierheim, hier entlang. Foto: Nina Gutzeit
Der Eingang. Foto: Nina Gutzeit
Der Innenhof. Foto: Nina Gutzeit
Das Büro mit eigener Tierarztpraxis. Foto: Nina Gutzeit
Kranken- und Quarantänestation sind abgesondert. So werden keine Krankheiten übertragen und die Patienten können in Ruhe wieder gesund werden. Foto: Nina Gutzeit
Im Vordergrund ein Katzengehege, dahinter die geräumigen Außenzwinger der Hunde. Sie bieten ihnen bei gutem Wetter die Möglichkeit, draußen zu liegen. Foto: Nina Gutzeit
„Hier wohnen Kaninchen“, in großen, geräumigen Ställen. Foto: Nina Gutzeit
Die fünfköpfige Kaninchenbande Judy, Jessica, Dori, Nemo und John-Boy, mümmelt gemeinsam in ihrer „Hasienda“. Ganz richtig gesehen, es sind nur vier. Kaninchen Nummer fünf hat sich auf eine Kiste zurückgezogen. Foto: Nina Gutzeit
...und hier ist es, das Fünfte im Bunde. Foto: Nina Gutzeit
Hinter den Kaninchen wohnt Meerschweinchen Wall-e, gemeinsam mit den Schlappohren Jack, June, Rudi und Jackson. Foto: Nina Gutzeit
Der Infokasten der Partner-Hundeschule informiert über Trainer, Kurse, Preise und anstehende Events. Foto: Nina Gutzeit
Handicap-Hund „Jan“ aus Rumänien leidet unter einem Niederbruch der Hinterpfote, sowie unter Kot- und Harninkontinenz. Der liebe und verschmuste Rüde sucht nach einer fürsorglichen Familie. Foto: Nina Gutzeit
Pflegerin Fiona Rigsby zusammen mit ihren beiden ehemaligen Tierheimhunden. Foto: privat
Lustige Weisheiten schmücken das Büro. Foto: Nina Gutzeit
„Ich würde mich freuen, wenn Sie mich im Tierheim Iserlohn besuchen kommen." Foto: Nina Gutzeit
Für Interessenten, hier die Öffnungszeiten des Tierheims. Foto: Nina Gutzeit

ISERLOHN. Snoopy, Jan, Socke, Felix oder Krümel: Viele Hunde, Katzen und Kleintiere wohnen vorübergehend im Iserlohner Tierheim. Vergleichbar mit der „Arche Noah“ bietet es gestrandeten Tieren einen sicheren Ort, auf der Durchreise zu einem neuen, liebevollen Zuhause.

Das Tierheim „Walter Jost“ des „Tierschutzvereins Iserlohn und Umgebung“ ist für viele herrenlose, ausgesetzte und abgegebene Tiere eine Auffangstation. Das seit 1974 in der Hugo-Schutz-Straße 15 ansässige Heim beherbergt derzeit knapp 100 bis 120 Tiere, mehr Hunde als Katzen, aber auch Kleintiere wie Kaninchen, Hasen und Hamster. Des Weiteren befinden sich noch einige Heimtiere in privaten Pflegestellen, wo sie bis zu ihrer Adoption untergebracht sind.

Hegen und Pflegen - die fleißigen Mitarbeiter

Um das Wohl der Heimtiere sorgt sich die Tierheimleiterin Alexandra Ennulat mit Hilfe von drei Pflegerinnen. Seit letztem Jahr gehört auch eine Tierarztpraxis mit eigener Tierärztin zur Einrichtung. Unterstützt wird das fünfköpfige Team aus festangestellten Mitarbeitern durch einen Hausmeister, ehrenamtliche Mitarbeiter, Auszubildende, Bundesfreiwilligendienst-Leistende und Praktikanten.

Fiona Rigsby ist eine von drei Pflegerinnen. Im Jahr 2008 machte sie ihr Hobby zum Beruf und absolvierte als erste Auszubildende ihre Prüfung zur Tierpflegerin im Iserlohner Tierheim. Seit zehn Jahren ist sie mit ganzem Herzen dabei. „Wir sind acht Stunden am Tag hier und versuchen, allen Tieren gerecht zu werden. Ich liebe die Arbeit mit den Tieren und freue mich am meisten, wenn sie schnell ein gutes, neues Zuhause finden“, so Rigsby.

Sie und ihre Kollegen sind den ganzen Tag unermüdlich im Einsatz. Das Team säubert die Gehege und Zwinger, bereitet das Essen vor und kümmert sich um die Tiere auf der Kranken- und Quarantänestation.

Auch die Büroarbeiten müssen bewältigt werden. Dazu gehören Beratungsgespräche mit Interessenten, Hausbesuche und das Bearbeiten der Adoptionsanträge. Es ist eine körperlich anstrengende Arbeit, die den Tieren zu Gute kommt und die Mühe belohnt, wenn die Hunde, Katzen und Kleintiere gesund sind und ein neues Zuhause finden.  

Patenschaften, Futter, Leckerlis, Spielzeug und Gassigehen

Die Unterhaltskosten für das Tierheim belaufen sich pro Jahr auf rund 400.000 Euro. Um diesen Betrag abzudecken, ist die Einrichtung auf Spenden jeglicher Art angewiesen. „Wir freuen uns über alle Spenden. Futterspenden und Sachspenden sind uns ganz lieb, dadurch können wir Geld für andere Projekte sparen, wie zum Beispiel für anfallende Bauarbeiten“, sagt Rigsby. Die Futter- und Sachspenden werden mit Spendenboxen in verschiedenen, regionalansässigen Supermärkten und Tierbedarfsläden gesammelt, sie können aber auch direkt vor Ort abgegeben werden.

Eine innovative Spendenidee ist der „Amazon-Wunschzettel“. Er bietet die einfachste und bequemste Art der Spendenmöglichkeit und zeigt an, was das Tierheim dringend benötigt. Rigsby erklärt „Auf unserem Amazon-Wunschzettel haben wir Artikel wie Spielzeug, Kauknochen, Trocken- sowie Nassfutter aufgelistet. Spender können diese online bestellen und sie werden automatisch an uns geliefert. Da freuen wir uns auch immer tierisch drüber.“

Neben der Spendenmöglichkeit gibt es die Option, die Heimtiere regelmäßig zu besuchen. „Interessierte können für unsere Hunde und Katzen feste Patenschaften, für einen monatlichen Beitrag von mindestens fünf Euro, übernehmen. Die meisten Paten bezahlen aber mehr, zwischen 60 und 70 Euro, und helfen zusätzlich noch mit Futterspenden Tieren, die auf Spezialfutter angewiesen sind“, erklärt Rigsby. Paten von Hunden haben die Möglichkeit, mit den Tieren Gassi zu gehen aber auch die Hundeschule zu besuchen. Auch die Katzen freuen sich über den Besuch ihrer Paten. Sie spielen und kuscheln mit ihnen und zur Belohnung gibt es viele Leckerlis.

Wer selbst aktiv werden aber keine Patenschaft übernehmen möchte, der kann den Hunden eine Freude bereiten, indem er mit ihnen Gassi geht. Aus versicherungstechnischen Gründen müssen Spaziergänger volljährig sein und beim ersten Besuch einen gültigen Personalausweis zur Registrierung vorlegen. „Nach der Registrierung und einem kurzen Einführungsgespräch suchen wir einen passenden, dem Erfahrungswert entsprechenden Hund aus“, so Rigsby.  

Traurige Schicksale und die Hoffnung auf ein besseres Leben

Oft sind es ganz verschiedene Gründe, warum Tiere im Tierheim unterkommen. Einige werden aus gesundheitlichen, familiären oder finanziellen Gründen der Halter vor Ort abgegeben. Andere sind Fundtiere, die ausgesetzt wurden oder Tiere, die aus unwürdigen Verhältnissen befreit wurden.
Durch die Zusammenarbeit mit Tierschutzorganisationen im europäischen Ausland, kommen hin und wieder Hunde aus Rumänien, Bulgarien oder Spanien in das Iserlohner Tierheim.

„Wenn es die Kapazitäten zulassen, dann nehmen wir auch Hunde aus dem Ausland auf. Diese werden oft aus Tötungsstationen oder von der Straße gerettet. Wir können den Hunden eine ordentliche medizinische Versorgung bieten und suchen für sie ein schönes Zuhause, in dem sie sich geborgen und sicher fühlen können“, erzählt Rigsby.  

Vermittlung mit Rat und Tat

Die meisten Tiere haben Glück und müssen nicht lange im Tierheim ausharren bis sie eine neue, liebevolle und fürsorgliche Familie finden. „In der Regel bleiben die Tiere nur einige Wochen bei uns. Es kann bei schwierigen Ausnahmefällen auch schon einmal länger dauern, eigentlich aber nicht länger als ein Jahr“, erzählt Rigsby. Auf der tierheimeigenen Internetseite werden alle Tiere mit Foto und Vorgeschichte vorgestellt, soweit diese bekannt ist. „Wir laden die Interessenten zu einem Beratungsgespräch ein und machen sie anschließend mit dem Tier bekannt. Hunde und ihre zukünftigen Besitzer lernen sich am besten bei einem gemeinsamen ersten Gassigehen kennen. Wenn es passt, bekommt der Interessent einen Fragebogen zum Ausfüllen von uns und wir führen bei ihm zu Hause, falls gewünscht, ein zweites Beratungsgespräch durch“, erklärt Rigsby.

Bei der Vermittlung der Tiere achten die Pfleger auf die Bedürfnisse und den Charakter des Tieres, aber auch auf die Vorstellungen und Lebensumstände der neuen potentiellen Besitzer. Nicht immer stimmen diese überein, dann wird den Interessenten von dem Tier abgeraten. „Es gibt auch Menschen die total beratungsresistent sind und dieses eine Tier, das sie sich ausgesucht haben, unbedingt haben wollen. In solchen Fällen geben wir ihnen das Tier für ein paar Tage mit nach Hause. Dann entscheidet sich meist recht schnell, ob es passt oder nicht“, so Rigsby weiter. Stimmt jedoch alles überein, bekommt man das Tier gegen eine Schutzgebühr ausgehändigt. Diese variiert je nach Tierart. Auch nachdem die Tiere ihre neue Bleibe bezogen haben, stehen die Mitarbeiter des Tierheims den Adoptanten weiterhin mit Rat und Tat zur Seite.

Im Laufe der Jahre hat sich nach Einschätzungen der Pfleger ein Trend entwickelt, bei dem nicht mehr nur junge, süße und gesunde Tiere adoptiert werden. Auch älteren und kranken Tieren wird eine Chance auf ein Leben in einem geborgenen Zuhause gegeben. Rigsby erzählt: „Wir freuen uns immer sehr, wenn auch diese Tiere adoptiert werden und sie noch einen ruhigen restlichen Lebensabend bei fürsorglichen Besitzern verbringen können.“

Das Tierheim und seine Mitarbeiter werden auch in Zukunft ihr Bestes geben, um möglichst vielen Tieren helfen zu können und ein schönes neues Zuhause für sie zu finden. Bevor man ein Tier adoptiert, sollte man sich immer der Verantwortung und den Konsequenzen bewusst sein, wie zeit- und pflegeintensiv es ist und welche Kosten auf einen als Halter zukommen.

Von Nina Gutzeit
Veröffentlicht am 03.05.2018