Kräuterführung

Essbar oder nicht? Das ist hier die Frage

Seit 8 Jahren führt Birgit Stübe Gruppen durch den Märkischen Kreis und erklärt die heimische Fauna. Foto: Nicholas Ramme
In vielen Gärten eine unangenehme Präsenz: der Girsch. Foto: Nicholas Ramme
Aus den weißen Blüten des Holunders lässt sich ein sehr leckerer Sirup gewinnen. Foto: Nicholas Ramme
Wenn man mal nicht nach Kräutern Ausschau hält, kann man die schönen Panoramen bewundern. Foto: Nicholas Ramme
Überall zu finden: die Brennnessel. Foto: Nicholas Ramme
Farbliche Abwechslung zu den grünen Wiesen bietet diese lila-pinke Taubenskapiose. Foto: Nicholas Ramme
Das Jakobs-Greiskraut ist ausgesprochen schädlich für Pferde und Kühe und sollte ausgerissen werden. Foto: Nicholas Ramme
Auch abseits der Wege lassen sich einige Kräuter und Pflanzen finden. Foto: Nicholas Ramme
Bei näherem Hinschauen lassen sich beeindruckende Details entdecken, aus denen wunderschöne Motive entstehen. Foto: Nicholas Ramme
Eine Anzahl von Käfern, die es sich auf einem Johanniskraut gut gehen lassen. Foto: Nicholas Ramme
Die große Klette ist der offizielle Namensgeber für den Klettverschluss. Foto: Nicholas Ramme
Am Ende der Führung bietet Frau Stübe an, selbstgemachtes Brot, Sirup und Brotaufstriche zu probieren. Foto: Nicholas Ramme

ISERLOHN. Wenn Menschen im Wald spazieren gehen, achten viele meist gar nicht auf die Anzahl an verschiedenen Kräutern und Pflanzen, die dort am Wegesrand wachsen. Doch ein genauerer Blick lohnt sich. So manche Pflanzen sind eine leckere Erweiterung für diverse Rezepte. Doch ist auch Vorsicht geboten: einige Kräuter können töten. Bei einer Kräuterführung aber kann gelernt werden, worauf man Acht geben sollte.

Schon auf dem Weg zum eigentlichen Waldstück auf der Sonderhorst stolpert die zehn Mann starke Gruppe, angeführt von der Kräuterexpertin Birgit Stübe, über ein Krautgewächs in einem Vorgarten. „Hervorragend geeignet, um einen Enten-, oder Schweinebraten zu verfeinern“, legt Birgit Stübe direkt los und zeigt: die Gruppe wird von jemand Kompetentem geführt. Auch auf dem weiteren Wege in Richtung Wald kann so einiges neben den Beton-Bürgersteinen entdeckt werden. „Girsch kann man gut an seinem rötlichen Fuß erkennen. Einige von euch sind bestimmt mit der Pflanze vertraut, sie ist ja in so mancher Leute Garten eine Pest“, fügt Stübe noch hinzu, nachdem sie einige Stängel ausgerissen und die typischen anderen Erkennungsmerkmale genannt hat.

Eine Reise ins Grüne

So geht es an diesem sehr schwülen und bewölkten Nachmittag nun richtig in den Wald hinein. Doch entdeckt Frau Stübe auf dem Weg etwas und leitet die Gruppe in eine andere Richtung weiter. Nach einer kurzen Änderung der Route läuft die Gruppe über einen Feldweg entlang und wartet jedes Mal gespannt darauf, was Birgit Stübe zu der nächsten Pflanze sagt, die sie am Wegesrand, oder auch ein paar Schritte ins Feld hinein, entdeckt. Da sind neben einer riesen großen Anzahl an Gänseblümchen und Gräsern, so manche farbenfrohe Schätze zu finden. Wie beispielsweise das Johanniskraut. „Ist Johanniskraut gut verträglich?“, wird von einer Teilnehmerin gefragt. „Johanniskraut hebelt die Wirkung von Medikamenten aus und solltet generell eher nicht gegessen werden“, rät Birgit Stübe.

Auch wenn so manche Pflanzen und Kräuter nett und einladend aussehen, der Anschein kann trügen. Einige von diesen Gewächsen sind hochgradig giftig, manche sogar für den Menschen in Extremfällen tödlich. Eine weitere, giftige Pflanze ist das Jakobs-Greiskraut. Dieses wächst oft auf Feldern und ist für sowohl Pferde, als auch Kühe ausgesprochen schädlich. „Bitte direkt ausreißen, damit die Tiere nicht zu Schaden kommen“, appelliert Stübe an alle Teilnehmer und rupft die brusthohen grünen Pflanzen mit den gelben Blüten direkt aus.

Ab in die Wildnis

Nach einigen weiteren Kräuterfunden, unter denen auch einige essbare Blüten dabei waren, geht es ab vom Weg und direkt ins Feld hinein. Teilnehmer mit kurzen Hosen spüren die hohen Gräser an ihren Beinen vorbeiziehen und zucken immer mal wider zusammen, weil sie meinen, ein Insekt am Bein gespürt zu haben.  Nach der erfolglosen Trampelpartie durchs Feld finden sich alle wieder auf einem einigermaßen erkennbaren Weg zurück. Die Pflanze, die Frau Stübe zeigen wollte, war leider noch nicht zu finden. „Das kommt leider auch manchmal vor, da blüht eben nicht immer alles zum perfekten Zeitpunkt“, tröstet Stübe die Gruppe, während alle noch mal überprüfen, ob keine Zecke als blinder Passagier aus dem Feld mitgenommen wurde.

Langsam wird der Blick nun Richtung Rückweg gerichtet, doch im eigentlichen Waldstück verbergen sich noch einige andere Überraschungen. Die große Klette Beispielsweise. „Weil sein Hund immer von diesen Kletten befallen war, kam einem Mann eines Tages eine Idee. Einige Zeit später meldete er das Patent für Klettverschlüsse an“, klärt Frau Stübe die Anwesenden ein weiteres Mal auf. Doch auch als alle wieder an ihren Autos angekommen sind, hat Frau Stübe eine letzte Überraschung bereit. Eine Creme aus Brennnesseln und Nüssen, Holundersirup, selbstgemachtes Brot und Marmelade. Am Ende wird der Abend dann sogar durch einen kulinarischen Touch noch versüßt. Doch rät Birgit Stübe allen: „Wenn ihr alleine auf die Kräutersuche geht, nehmt immer ein Buch zur genauen Kategorisierung mit.“ Ein wichtiger Punkt, der am Ende sogar über Leben und Tod entscheiden kann.

Von Nicholas Ramme
Veröffentlicht am 11.06.2018