Elisabeth Tschimnau vom „Eine Welt Laden”

„Es muss fair sein”

Der „Eine Welt Laden e.V.” verkauft unter fairen Bedingungen hergestellte Lebensmittel und Handwerkliches. Foto: Luisa Gehnen
Neben Lebensmitteln verkauft der Eine Welt Laden auch viel Handwerkliches. Foto: Luisa Gehnen
Im Schaufenster des Ladens, wird die Vielfalt an Produkten zur Schau gestellt. Foto: Luisa Gehnen
Küchenbedarf und alles rund ums Essen und die Küche nimmt einen großen Teil der Ladenfläche ein. Foto: Luisa Gehnen
Das Angebot des Eine Welt Ladens ändert sich je nach Saison. Foto: Luisa Gehnen
Viel Tageslicht und ein gemütliche Mobiliar wirken einladend auf vorbeilaufende Kunden. Foto: Luisa Gehnen
Der Verkauf von Lebensmitteln läuft laut Angaben der Mitarbeiter am besten. Foto: Luisa Gehnen
Fast alle der ausgestellten Produkte sind von dem Laden zuvor eingekauft worden. Nun warten sie auf einen neuen Besitzer. Foto: Luisa Gehnen
Wer auf der Suche nach Geschenken und Mitbringseln ist, wird im Eine Welt Laden garantiert fündig. Foto: Luisa Gehnen
Auch Bekleidung ist im Sortiment enthalten. Hier passt sich das Angebot ebenfalls an die Jahreszeiten an. Foto: Luisa Gehnen

ISERLOHN. Elisabeth Tschimnau ist ehemalige Lehrerin, arbeitet seit 20 Jahren im „Eine Welt Laden” und ist eine von 15 ehrenamtlichen Mitarbeitern. Der Träger des Ladens ist der gemeinnützige und unabhängige Verein „Die Eine Welt”, der sich für fairen Handel und kulturelle Verständigung zwischen Menschen in verschiedenen Ländern einsetzt. Anlässlich des World Fair Trade Tages am 14. Mai hat Maerkzettel Tschimnau zum Konzept des Ladens und ihrer persönlichen Bindung zum Verein interviewt.

Maerkzettel: Wie kam es dazu, dass Sie persönlich hier angefangen haben zu arbeiten?

Tschimnau: Ich suchte damals etwas, um mich zu engagieren. Ich war immer irgendwo engagiert. Das Schöne hier war, dass ich mich nicht auf einen Tag festlegen musste. Von Woche zu Woche können wir uns in eine Liste eintragen. Es arbeiten knapp 15 Personen im Laden. Das sind noch etwas wenig, weil jeder ja mal Urlaub hat, die Arbeit ehrenamtlich ist und der Laden dann nicht immer ganz oben steht, bei mir auch nicht. Ich bin dann damals hier einfach reingegangen, weil der ‚Eine Welt Laden’ gerade hierhin umgezogen war. Ich habe gesagt: Ja, hier würde ich gerne mitarbeiten. Schöne Sachen zu verkaufen und vor allem der Kontakt mit Menschen, wie in meinem ehemaligen Hauptberuf, war mir wichtig.

Maerkzettel: Was passiert mit dem Geld, dass Sie hier einnehmen?

Tschimnau: Wir haben praktisch keinen Überschuss. Vielleicht mal hundert Euro, mal tausend Euro. Früher war das mal mehr. Wir müssen von unseren Einnahmen Ladenmiete, Versicherung, Telefon und einiges andere bezahlen. GEMA haben wir schon abgemeldet, wegen der Gebühren. Deshalb läuft auch keine Musik mehr im Laden.

Maerkzettel: Und wenn dann mal etwas Geld übrig bleibt?

Tschimnau: Wenn, dann spenden wir das an verschiedene Projekte. Einige Mitarbeiter kennen zum Beispiel Projekte von ihren Kirchengemeinden. Wir haben aber auch Anteile bei der Dritte Welt Partner GmbH, kurz DWP. Das ist einer unserer Großhändler, bei denen wir einkaufen. DWP ist einer unserer Dritte Welt Partner mit Sitz in Ravensburg. Dadurch, dass wir Anteile haben, unterstützen wir Kooperationen in den Produktionsländern. Diese können so weiterhin existieren und dafür geradestehen, dass in den Ländern produziert werden kann. Das passiert mit dem Geld, aber der Überschuss ist, wie gesagt, gering.

Maerkzettel: Also haben Sie kaum Gewinn am Ende?

Tschimnau: Nein, aber wir haben auch keine Schulden. Alles was im Laden steht, ist bezahlt. Außer die Schuhe, die sind auf Kommission. So viele Schuhe könnten wir uns hier nicht hinlegen. Das ist zum Beispiel auch wieder eine andere Kooperation, von der gekauft wird: Das ist KARMA Fair Trade. Aber das Meiste kaufen wir bei der Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt mbH, kurz GEPA, oder der Import und Vertrieb von Gebrauchsgegenständen und Kunstgewerbeartikeln zur Förderung von Kleinbetrieben und Genossenschaften in Entwicklungsländern GmbH, kurz El Puente.

Maerkzettel: Sind Sie verantwortlich für den Kauf der Produkte? 

Tschimnau: Ich selbst kaufe nicht ein, ich gehe nur ab und zu mal mit.

Maerkzettel: Hat sich Ihrer Meinung nach das Kaufverhalten der Kunden in den letzten Jahren verändert? Bewusstes Kaufen, Bio und Fair Trade sind ja inzwischen zum Trend geworden.

Tschimnau: Ich finde, es wird weniger gekauft. Für mich persönlich bleibt zumindest dieser Eindruck haften. Vor allem werden weniger Handwerksprodukte gekauft. Dafür aber mehr Kaffee und mehr Lebensmittel. Was unsere Kundschaft angeht: Vielleicht sind es inzwischen mehr Stammkunden und weniger Laufkundschaft.

Maerkzettel: Warum ist es so wichtig, Fair Trade zu kaufen?

Tschimnau: Die Schere zwischen Arm und Reich vergrößert sich, und man muss aufpassen, dass sie nicht noch weiter auseinander geht. Ausbeutung von Menschen geht für mich gar nicht. Das passiert aber schnell, wenn Menschen im Geschäftsleben nicht so fit sind. Das muss vermieden werden. Es muss fair sein, wie der Name schon sagt. Die Leute in den Produktionsländern müssen angemessen bezahlt werden. In Deutschland haben wir inzwischen den Mindestlohn, ob der nun fair ist, sei auch noch dahingestellt.

Maerkzettel: Uns geht es hier vergleichsweise sehr gut.

Tschimnau: Ich denke schon, dass jeder für seine Arbeit angemessen entlohnt werden sollte und dass eine Unterstützung, auch im sozialen Bereich, nötig ist. Es ist ja nicht so, dass nur die Produkte über die Kooperation verkauft werden. Es werden auch soziale Projekte gestartet, um die Gemeinschaft zu stärken. Wir mit unserer Sozialversicherung in Deutschland leben sehr gut, und die gibt es dort eben nicht. Die Kooperationen organisieren Kindergartenbetreuung, Krankenversicherung, Urlaub und alles, was zum Sozialsystem eben dazugehört. Die Projekte werden natürlich auch betreut und kontrolliert. Das ist eine wichtige Sache, denke ich.

Maerkzettel: Möchten Sie sonst noch etwas sagen?

Tschimnau: Jeder, der sich gerne mehr auf Fairness beim Einkaufen setzen will, dies aber aus finanziellen oder organisatorischen Gründen nicht kann, wäre als ehrenamtlicher Mitarbeiter im „Eine Welt Laden” herzlich willkommen. Dort werden immer freiwillige Arbeiter gesucht, und man kann sich die Schichten selbst aussuchen. Also tut doch mal etwas Gutes, gerade wenn ihr aus der näheren Umgebung kommt.

Von Luisa Gehnen
Veröffentlicht am 13.05.2017