Hagen eröffnet größtes Bad der Region

Durch das Cabrio-Dach kann das Hallenbad in ein Freibad verwandelt werden. Foto: Carolin Dennersmann

Hagen eröffnet größtes Bad der Region Hagen – „Westfalenbad – Hagens Freizeit- und Wellness Oase“ – Das am Donnerstag eröffnete Schwimmbad zählt mit seiner großzügigen, modernen Kombination aus Sport, Freizeit, Sauna und Wellness zu den Top Ten in NRW und macht seinem Namen alle Ehre.

„Dieses neue Erlebnisbad ist etwas ganz neues für Hagen. Die Leute werden sich daran gewöhnen müssen“, so Bäderleiter der Hagenbad GmbH Marcus Müller. In der Tat blieb die große Euphoriewelle am ersten Tag noch aus. Kein Grund zur Beunruhigung: „Warme Wochentage sind keine Schwimmbadtage. Außerdem stehen wir mit unserer Werbung noch ein bisschen auf der Bremse, da die Außengestaltung aufgrund der harten Winter noch ein bisschen Nachholbedarf hat.“ Dass es dann zum Wochenende und im Laufe der nächsten Wochen richtig losgeht, da besteht bei den Verantwortlichen keinerlei Zweifel.

Und die, die sich das neue Bad nicht entgehen lassen wollten, wurden schon überzeugt: Die 16-jährige Melina konnte sich gar nicht entscheiden, was sie am besten fand und sagte am Ende „alles war toll.“ Die beiden 10-jährigen Jungen Jonas und Moritz, die nun auf eigene Faust ein Erlebnisbad besuchen können, waren dagegen besonders von der 80m-Reifenrutsche begeistert: „Die Rutsche sieht von innen ziemlich cool aus, da sind Palmen, Bilder und Lichtblitze, und  man kann sich mit den Reifen drehen. Das hat Spaß gemacht!“

Wellness ist ein Trend der Zeit

Neben dem Freizeitbereich, der unter anderem noch eine Kletterwand und ein Sole-Außenbecken beinhaltet, besticht das neue Bad vor allem durch seinen Wellness-und Beauty-Bereich. Räumlich und akustisch von den anderen Bereichen getrennt, gibt es hier verschiedene Bäder, Massagen und Ruheräume. Besonders der Außenbereich mit 6 Saunen und einem Naturbadeteich laden zum Entspannen und Abschalten ein. „Wellness ist ein Trend der Zeit. Und ich denke, dieser Bereich wird jedem Wunsch gerecht“,  freut sich Marcus Müller über das Ergebnis.

Natürlich muss neben Freizeit vor allem der Sportbedarf bei einem zentralen Bad abgedeckt sein. 20 Schulen, sowie 13 Sportvereine werden ab sofort regelmäßige Nutzer des wettkampftauglichen 50m-Sportbecken mit 3m-Sprungturm sein.

Technisches Highlight ist das riesige Cabrio-Dach und die zu öffnende Fassade. Auf Knopfdruck verwandelt sich das Hallenbad so in ein Freibad mit Strandbereich und Rasengelände. Müller: „Wir sind mit unseren vielen Bereichen so breit aufgestellt, dass wir in der Region keine Konkurrenz fürchten müssen.“ Insgesamt wird die Besucherzahl von dem Betreibern auf 520 000 (inklusive Schul- und Vereinsschwimmer) pro Jahr geschätzt.

Magnet für die Stadt

Dass das Einzugsgebiet weit über die Stadtgrenzen hinaus gehen soll, findet sich auch in der Bezeichnung „Westfalenbad“ wieder. „Das Bad ist nah am Zentrum gelegen. Als Stadt erhoffen wir uns, dass das Bad als eine Art Magnet für die Menschen aus dem Umfeld wirkt und diese auch in die Gastronomie und Geschäfte unserer Innenstadt lockt“, sagt Thomas Bleicher, Pressesprecher der Stadt Hagen.

Aber bei aller Euphorie, gibt es natürlich auch Skeptiker:  Ernst und Erna Knoche sind Anwohner, waren 50 Jahre Stammgäste im alten Bad und schauen etwas wehmütig zurück: „Das war unser Treffpunkt, egal bei welchem Wetter. Es war ein großer Schock als es hieß unser Bad wird geschlossen.  Da sind viele Tränen geflossen.“ Aber auch wenn sie sich mit dem neuen Konzept noch nicht ganz anfreunden können, haben sie Verständnis für die Modernisierung: „Man muss natürlich immer auf dem neuesten Stand bleiben. Für Hagen ist es bestimmt gut, aber es wird ein ganz neues Publikum angesprochen.“

Investition soll Einsparungen bringen 

Dennoch verwundert es, dass eine hochverschuldete Stadt wie Hagen ein solches Prestigeobjekt baut. 30 Millionen Euro investierte die Hagener Versorgungs- und Verkehrs-GmbH, eine Tochterfirma der Stadt. Aber: „Man muss das Westfalenbad im Zusammenhang mit dem Bäderkonzept sehen. Vier bestehende Bäder mit einem Sanierungsstau von ca. 20 Millionen wurden dabei zu einem großen zentralen Bad zusammengefasst“, erklärt Thomas Bleicher.

Trotzdem bleibt offen, ob sich das Projekt rechnet. Bäderleiter Marcus Müller hält das neue Konzept trotzdem für die bessere Alternative: „Wir kalkulieren zwar mit einem Defizit von ca. drei Millionen Euro, ließen wir die anderen Bäder allerdings geöffnet, ist der Verlust bei weniger Attraktivität noch höher.“

Von Mareike Dübel und Carolin Dennersmann

Veröffentlicht am 30.04.2010