Hoteliers: Steuer mit Erholungswirkung

Für Campus-Garden-Inhaber Ilir Mulaku trägt die Steuererleichterung dazu bei, sicher durch die Wirtschaftskrise zu kommen. Foto: Wolfgang André Schmitz

Iserlohn. Die viel kritisierte Steuerermäßigung für Hotelübernachtungen führt auch in der Region kaum zu Preissenkungen. Die Hotels nutzen die Steuererleichterung, um sich Luft zu verschaffen - für Konsolidierung und Investition.

Über satte schwarz-gelbe Mehrheiten freuten sich CDU und FDP bei den Bundestagstagswahlen auch in den beiden Märkischen Wahlkreisen. Vier Monate später steht die neue Bundesregierung in der Kritik: Die zum 1. Januar in Kraft getretene Ermäßigung des Mehrwertsteuersatzes für Beherbergungsleistungen von 19 auf sieben Prozent stößt auf Unverständnis. Zwar war die von der FDP initiierte Steuererleichterung selbst im Wahlprogramm der Linkspartei zu finden. Dennoch wurde sie mehr als erklärungsbedürftig, als Spenden aus der Hotelbranche an alle drei Regierungsparteien bekannt geworden waren.

Während sich die Steuererleichterung vor allem für die Liberalen zum Image-GAU entwickelt, nutzen in der Region einige Hotels die Chance zum Reputationsgewinn. So geben das Lüdenscheider Hotel Kattenbusch sowie Haus Kehrenkamp in Hagen die Steuerermäßigung in vollem Umfang an ihre Gäste weiter. "Wir erhalten viele positive Reaktionen. Denn wir schwimmen gegen den Strom", berichtet man im Haus Kehrenkamp. Tatsächlich haben laut einer bundesweiten Erhebung des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) lediglich 7,4 Prozent der Hotels seit Jahresbeginn ihre Preise gesenkt. Ähnlich das Bild in der Region: Nur sechs von 20 zufällig ausgewählten Hotels in Hagen, Iserlohn und Lüdenscheid wollten gegenüber BiTSnews Auskunft über ihren Umgang mit der Steuererleichterung geben.

Macht sich etwa die Steuererleichterung für Hotels in Form traumhafter Renditen bezahlt? Ilir Mulaku, Geschäftsführer des Campus Garden Businesshotels in Iserlohn, verneint - obwohl seine Preise zum Jahreswechsel unverändert blieben. "Seit fünf Jahren haben wir unsere Übernachtungspreise trotz steigender Einkaufs- und Energiepreise konstant gehalten. Deshalb brauchen wir den ermäßigten Steuersatz, um auf Kurs zu bleiben", erläutert Mulaku. Er sah sein 4-Sterne-Haus von der Wirtschaftskrise getroffen. "Die Firmen haben ihre Ausgaben für Reisen und Tagungen zurückgefahren. Trotz Umsatzrückgängen von rund zehn Prozent haben wir aber an allen Mitarbeitern festgehalten."

Gestärkte Position im Wettbewerb?

Auch das Iserlohner Literaturhotel Franzosenhohl ließ seine Preise unverändert. "Obwohl unser Haus erst vor eineinhalb Jahren eröffnet wurde, nutzen wir nun die Gelegenheit, weiter zu investieren", kündigt Carsten Griesbach, Direktor des 3-Sterne-Superior-Hotels, an. So sollen auf dem Dach des Hotels eine Panorama-Sauna sowie im Parterre ein Mehrzweck-Wintergarten entstehen. Griesbach ergänzt: "Der ermäßigte Mehrwertsteuersatz soll vor allem dazu dienen, den deutschen Hotels Investitionschancen zu geben. Verglichen mit dem europäischen Ausland haben viele Privathoteliers einen gehörigen Investitionsstau."

Ilir Mulaku, der im Campus Garden den Anteil ausländischer Gäste auf 30 Prozent beziffert, sieht die Wettbewerbsposition deutscher Hotels durch die Mehrwertsteuerermäßigung gestärkt. "Seit zwei Jahren erhebt Frankreich auf die gesamte Gastronomie nur noch eine Umsatzsteuer von fünf Prozent. Internationale Unternehmen überlegen sich also sehr genau, wo sie ihre Tagungen veranstalten", führt Mulaku aus. Für Restaurantbesuche - und so auch für das Hotelfrühstück - liegt die Mehrwertsteuer derweil weiter bei 19 Prozent.

"Der Geschäftsreisende hat nun das Problem, dass er den jetzt getrennt ausgewiesenen Frühstückspreis in seine Spesen einrechnen muss. Damit fehlen ihm durch das Frühstück schon zehn der 24 Euro, die er am Tag für Spesen zur Verfügung hat", erläutert Griesbach. Daher bietet das Literaturhotel Franzosenhohl nun auch Übernachtungen ohne Frühstück an. Die Idee könnte sich durchsetzen. Zwar hält der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) an seiner "Pro-Sieben-Prozent"-Kampagne für die gesamte Gastronomie fest. Dennoch dürfte sich am vollen Steuersatz für die Verpflegung vorerst nichts ändern. Nur ungern sähe wohl die FDP den Namen der DEHOGA-Kampagne als ihr Ergebnis der kommenden Wahlen...

von Wolfgang André Schmitz

Veröffentlicht am 02.02.2010