Nachtleben

„Iserlohn ist tot“ – Reanimierung erwünscht

Um die 500 Besucher haben am Samstag den fünften Geburtstag der BUNT-Paryreihe bei ProCar Iserlohn gefeiert. Foto: Désiree Schneider
Zweimal im Jahr wird das Autohaus zur Eventlocation umgeräumt. Foto: Désiree Schneider
Die Musik reichte „bunt“, wie das Motto besagt, einmal quer durch die Genre- und Hitpalette. Foto: Désiree Schneider

ISERLOHN. Tagsüber eine belebte Stadt, doch abends ähnelt Iserlohn eher eine Geisterstadt. Viele Bars und Diskotheken haben schon längst ihr Geschäft aufgegeben, nur noch vereinzelte Veranstaltungen bieten Abwechslung im Nachtleben – so auch die „Du bist bunt“-Partyreihe, die vergangenen Samstag ihr fünfjähriges Jubiläum feierte. Woran liegt es und was braucht es, um Iserlohn wiederzubeleben?

„Vor 30 Jahren hatte Iserlohn mindestens 13 Diskotheken in der Innenstadt, auf der Alexanderhöhe und am Seilersee und Umgebung. Es wurde jeder Geschmack bedient“, erinnert sich Emilie, „doch heute gibt es nichts für Junge und für Ältere schon gar nicht.“ Die 50-Jährige ist zusammen mit ihrer Freundin Magdalena auf der BUNT-Party, eine der wenigen Partys, die sich in Iserlohn etabliert haben. Ihre Freundin stimmt ihr zu: „Du brauchtest abends nur vor die Tür zu gehen und hast etwas gefunden."

Doch den Ruhm alter Tage hat die Stadt schon längst verloren. Große Namen damals beliebter Diskotheken wie dem „Sounds“ auf der Alexanderhöhe oder dem „PointOne“ in Hemer-Westig sind den jüngeren Generationen kein Begriff mehr. Iserlohns letzte Großdiskothek, das Living-MK, hat seit Februar vergangenen Jahres geschlossen und lässt die Schauburg als einzige Partylocation zurück.

Kein Nachtleben. Keine Kneipenszene. Keine Locations.

„Es ist traurig. Iserlohn ist tot. Es gibt nichts mehr. Kein Nachtleben. Keine Kneipenszene. Nicht einmal eine gemütliche Bar mit regelmäßiger Livemusik“, sagt Emilie. Die zwei Freundinnen fahren heute zum Ausgehen nach Hagen oder bis nach Lüdenscheid, so wie die meisten Menschen. Warum aber, da die Nachfrage nach einem belebten Nachtleben offenbar vorhanden ist?

Mit dieser Problematik hat David Borowski, Veranstalter der BUNT-Partyreihe, schon lange zu kämpfen: „Es gibt kaum Clubs oder gute Locations in Iserlohn. Was bespielbar ist, ist überlaufen oder die Menschen haben keine Lust mehr auf die Location und wollen mal wieder etwas anderes sehen.“ Hinzu kommen noch strenge Auflagen und häufig auch Anwohnerbeschwerden, die es schwer machen, eine Veranstaltung zu etablieren.

„Außerdem gibt keine Bars und Kneipen mehr in Iserlohn“. Früher habe man dort vorgeglüht und sei dann losgezogen, erklärt der Veranstalter. Genauso hatten es auch Emilie und Magdalena immer gemacht. Die Freundinnen sehen darin einen Grund für das Kneipen- und Diskothekensterben, dass immer mehr Menschen sich den Alkohol selbst kaufen und zu Haus vorglühen oder im Auto bunkern.

Eine Party braucht Eventcharakter

Die „Du bist bunt“-Party  ist dennoch seit nunmehr fünf Jahren ein voller Erfolg, und hat nun ihren Geburtstag bei Procar gefeiert, da das Autohaus seit fünf Jahre ihre Eventlocation ist. Das Erfolgsrezept ist laut Borowski der Eventcharakter der Veranstaltung. Heute habe alles mit einem „Happening“ zu tun, erklärt der Experte. Er organisiert seit zwölf Jahren Veranstaltungen in Iserlohn, unter anderem auch das Höhenzelt auf dem Schützenfest und den Altweiberfasching. „Die Party findet nur zweimal im Jahr statt, im April und im November und hat ein sehr breites Publikum von Mitte 20 bis Mitte 50 Jahren. Die Leute wissen das und freuen sich darauf, das haben wir auch schon im Vorverkauf gemerkt.“ Sobald er merke, dass eine Veranstaltung nicht gut ankommt, würde er sie lieber absagen als durchziehen. Denn wenn sie beim ersten Mal kein Erfolg hat, brauche man es auch kein zweites Mal versuchen.

Partys wie die BUNT-Reihe darf es gerne öfter geben: Das finden nicht nur Emilie und Magdalena, sondern auch die 24-jährige Studentin Carolin: „Sie beleben das Leben der jüngeren und der älteren Generationen sehr.“ Das Einzige, was die drei an der Party noch verbessern würden, wäre die stickige Raumluft und die Basslautstärke innerhalb der Eventlocation. 

Am 26. Mai plant Borowski „BUNT am See“, eine Open Air Veranstaltung am Seilersee und er hat auch schon Pläne für weitere, zukünftige Veranstaltungen in Iserlohn, die er jedoch noch nicht verraten möchte.

Von Désiree Sophie Schneider
Veröffentlicht am 09.04.2018