Jahrmarkt trotz Corona

„Kirmes-To-Go": Ein kurzes Gefühl von Freiheit

Das kleine Kettenkarussel ist das einzige Karussel auf dem Mendener Drive in Markt. (Foto: Janine Glormann)
Auf dem Grohe-Parkplatz in Menden findet die Kirmes statt - für Fußgänger und Autofahrer. (Foto: Janine Glormann)
Neben dem Cocktail-Stand können die Besucher an Stehtischen verweilen. Autos können einfach den Rundweg durchfahren. (Foto: Janine Glormann)
Die Besucher der Drive-In Kirmes müssen sich trotzdem an gewisse Regeln halten. (Foto: Janine Glormann)
Auch für Autofahrer ist es ganz einfach, sich Essen zu bestellen. (Foto: Janine Glormann)
In der Mitte der Kirmes steht Wagen mit Boxen, der die Besucher mit Musik versorgen. (Foto: Janine Glormann)
Auf dem Drive-In Markt gibt es für jeden Geschmack etwas zu Essen. (Foto: Janine Glormann)
Auch für die Kleinen Besucher gibt es einiges zu erwerben. (Foto: Janine Glormann)
Ein Überblick über die neun Stände und den Rundgang der Drive-In Kirmes. (Foto: Janine Glormann)

Vier Tage lang, von Donnerstag bis Sonntag, fand die zweite Ausgabe der „Drive-In-Kirmes" statt. Für die Schausteller die letzte Einnahmequelle vor dem Winter und für die Bewohner eine gelungene Abwechslung

MENDEN. Es ist eine kalte, dunkle Herbstnacht, noch nicht mal mehr zehn Grad warm. Nur die weißen Atemwolken vor dem Gesicht sind zu sehen. Doch beim Betreten des großen Parkplatzes ist sie schon sichtbar: Die bunte Beleuchtung der „Drive-In Kirmes“. „Baby, all I’m asking is let me take you dancing“, hallt der neue Song von Jason Derulo schon von weitem über den Parkplatz. Der Duft von gebrannten Mandeln, Crêpes, Pommes und Bratwurst fängt an in die Nase zu steigen— der typische Kirmesgeruch eben. Fehlen nur noch die „Gewinne, Gewinne, Gewinne“ rufenden Schausteller. Doch die kommen nicht. Es ist eben der Versuch einer Kirmes in Zeiten von Corona.

Normalerweise hat zu dieser Zeit die Veranstaltung „Mendener Herbst“ Tradition, doch die Ausbreitung der Corona-Pandemie machte auch dieser Veranstaltung einen Strich durch die Rechnung. Um den Mendenern eine Alternative zu bieten, organisierte Schausteller Frank Foulon auf dem Grohe Parkplatz die zweite „Kirmes to go“ oder auch „Drive in Kirmes“ genannt. Für neun verschiedene Stände der Schausteller und ein kleines Kettenkarussell ist dort Platz. Innerhalb eines Rundwegs sind die Stände der Reihe nach aufgebaut, um Fußgängern und Autofahrern genügend Platz zu bieten. Fußgänger können ihr Essen direkt an den Ständen bestellen. Autofahrer müssen an dem jeweiligen Stand anhalten, aus dem Auto heraus bestellen und sie bekommen das Essen danach ins Auto gebracht.

 

Ein Gutes Essen ist Balsam für die Seele

„Herzlich Willkommen auf dem Drive in Markt und viel Spaß!“, begrüßt Michelle Koschorreck jeden Besucher und verteilt dabei die Speisekarten. Beim Anblick der Speisekarte läuft den Besuchern schon das Wasser im Mund zusammen: Die Rede ist von Cocktails, holländischen Pommes, Nüssen, Crêpes, Hot Dogs& Hamburgern, Schokoobst, Champignons und Fisch-Food. „Ich finds super, herzukommen und innerhalb von fünf Minuten leckeres Essen zu bekommen“, freut sich Marcel Buttler aus Menden. Der 22-Jährige ist zu Fuß unterwegs. Der Fußgängerweg ist schmal und durch ein Gitter von dem Weg der Autofahrer abgetrennt. Es ist nicht viel los, nur vereinzelt sind Besucher zu sehen. „Trotzdem fühlt es sich komisch an, wenn ich anderen Leuten über den Weg laufe, da hier keine Maskenpflicht herrscht, weil man sich schon so dran gewöhnt hat“, gibt Marcel Buttler zu. Es sei aber eine angenehme Atmosphäre, denn jeder hat die sonstigen Hygieneregeln akzeptiert.

Dass für die Besucher keine Maskenpflicht gilt, ist in dem Hygienekonzept mit den zuständigen Behörden und Ämtern abgeklärt. Organisator Frank Foulon hat sich dafür ausgesprochen, da er glaubt, dass bei einer Maskenpflicht generell weniger Leute rausgehen, weil sie mit Maske dazu weniger Lust haben. Um trotz allem kein Risiko einzugehen, müssen die Verkäufer die ganze Zeit einen Mundschutz tragen, es gibt Desinfektionsspender vor jedem Stand und Besucher dürfen nur an Stehtischen, an denen sie ihre Kontaktdaten angeben, oder außerhalb der Kirmes, ihr Essen verzehren.

 

Schausteller in Angst vor Winter

Beim Rundgang fällt besonders auf, wie sehr sich die Schausteller über jeden Besucher freuen. „Ich hätte gerne einen Crêpe mit ganz viel Nutella“, bestellt Nick Glormann am Crêpestand, und die Verkäuferin schenkt ihm ein breites Grinsen. Während des Wartens und Vorbeigehens an den Ständen wird deutlich, dass sich die Schausteller viele Gedanken um ihre Existenz machen: „Sowas wie diese Kirmes hier ist die letzte Chance, Geld für den Winter einzunehmen“, „Wenn es bis Anfang des Jahres keine Impfe gibt, können wir eigentlich schon einpacken“. Ein Gefühl von Mitleid kommt in einem auf, denn die Schausteller leben nur von den Veranstaltungen, die aufgrund der jetzigen Situation der Reihe nach ausfallen.

Unter dem Motto „Not macht erfinderisch“ wurde die „Kirmes-To-Go“ organisiert. Die Schausteller sind froh, dass sie doch noch ein wenig Umsatz machen können und die Mendener freuen sich über Ablenkung. Das Fazit der Kirmesbesucher lautet: „Es ist zwar weit weg von einer echten Kirmes, aber es ist besser als nichts und vor allem mal eine schöne Abwechslung zu dem trüben Corona-Alltag, den man dadurch für einen kurzen Augenblick vergessen konnte“.

Von Janine Glormann
Veröffentlicht am 19.10.2020