ISERLOHN. Seit 1998 veranstaltet der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband, kurz DBSV, an jedem 6. Juni den „Tag der Sehbehinderung“. Wie kommen Menschen mit einer nicht vollständig ausgeprägten visuellen Wahrnehmung im Alltag klar? Wie sehbehindertengerecht ist ihre Umgebung? Diesen Fragen ist MAERKZETTEL im Iserlohner Zentrum auf den Grund gegangen und berichtet.
MAERKZETTEL befindet sich auf dem Iserlohner Marktplatz. Zahlreiche Treppen, Kaufhauseingänge und Schilder - Für Menschen mit einem eingeschränkten Sehvermögen kann ein Spaziergang durch die Innenstadt heikel werden.
Wo ist der Eingang, wo fängt die Straße an, wo sind die Stufen?
„Kontraste sind für die Orientierung sehbehinderter Menschen von zentraler Bedeutung. Sie sind ein essenzieller Baustein der Barrierefreiheit und Vorraussetzung für Mobilität und Selbstständigkeit“, so wird es auf der offiziellen Seite des DBSV erklärt. Unter dem Thema „Kontraste“ wird auch der diesjährige Tag der Sehbehinderungen gefeiert. Signalfarben auf Schildern können als Anhaltspunkt dienen, um zu wissen, an welchem Ort sich jemand befindet. Elektronische Ansagen in öffentlichen Verkehrsmitteln helfen bei der Standortermittlung. Als Besucher in einer fremden Stadt sucht man nach Anhaltspunkten, um sich zu orientieren. Auskunftsschilder gibt es in Iserlohn genügend. Jedoch nicht in leuchtenden Farben oder in großer Schrift. Für Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen alles andere als hilfreich. Straßenübergänge sind nicht sehbehindertengerecht erkennbar. An Amplen wartet man vergeblich auf ein akustisches Signal, welches die Ampelschaltung vorgibt. Die bauliche Gestaltung eines Stadtzentrums ist somit für Menschen mit Beeinträchtigungen von großer Bedeutung.
Stadtspaziergang – nicht immer einfach
Der Weg in die Innenstadt sollte barrierefrei für alle sein: angefangen bei Eltern mit Kleinkindern inklusive Kinderwagen bis hin zu Menschen mit Rollstühlen und auch für Senioren, die im Alter oft mit Geh-, Gleichgewichts- oder Sehstörungen zu kämpfen haben. „Ich bin 78 Jahre alt. So langsam lassen die Augen nach. Ich bin froh, dass meine Tochter oder Enkelkinder mit mir durch die Stadt gehen“, sagt Walther Großberg. An einer Seherkrankung leidet er nicht, dennoch ist es für ihn schwer, Schilder zu erkennen und zu lesen. „Gott sei Dank kenne ich mich hier aus und weiß wo ich lang gehe, wenn ich mal alleine unterwegs bin“, sagt Großberg.
Viele Senioren leiden im Alter an Sehkrankheiten wie dem Grauen oder Grünen Star. Wer Betroffene in der eigenen Familie mit der Erkrankung hat, weiß, dass diese oft über eine verschwommene Wahrnehmung klagen. Wenn dann im hohen Alter noch eine körperliche Einschränkung hinzukommt, geht ein großer Teil der Mobilität verloren. Umso wichtiger ist es, auf die Bedürfnisse und Einschränkungen aller Menschen in der Stadt einzugehen.
MAERKZETTEL zieht ein Fazit: Im Hinblick auf die demografische Entwicklung ist die bauliche Umgebung in Iserlohn verbesserungsfähig. Besonders der Weg in die Innenstadt kann für Sehbehinderte oder Senioren problematisch werden. Barrierefreie Straßenübergänge in Form von abgesenkten Bordsteinen oder Pflastersteinen mit Maserung sind selten zu finden. Dabei sind diese hilfreich und ausschlaggebend für die Orientierung der Betroffenen.