Nadel rein, Blutspender sein

Beatrix Claas ist zum 50 Mal Blutspenden - ein Jubiläum.
Bei der Anmeldung werden die persönlichen Daten des Personalausweises erfasst.
Die Blutmischwaage wiegt und mischt das Blut.
39 Menschen sind am Donnerstag in der Jugendbegegnungsstätte in Dahle Blut spenden gewesen.

ALTENA. In der Jugendbegegnungsstätte in Dahle konnten die Bürger gestern spenden. Nein, kein Geld oder Kleidung, sondern ihr Blut. Das Deutsche Rote Kreuz rief am Donnerstag zum Blutspenden auf. Nachdem ich bereits einmal schon nicht mitspenden durfte, weil mein Kreislauf zu schwach war, wage ich heute einen neuen Anlauf.

Nervosität macht sich in mir breit, als ich das Gebäude betrete. Meine Hände sind schwitzig, ich weiß noch nicht was mich erwartet und bin ziemlich aufgeregt. Frischer Kaffeeduft steigt mir in die Nase und ich sehe einige Leute an einem Tisch sitzen, die genüsslich das dort vorhandene Essen verzehren. Leises Gemurmel geht durch den Raum. Zum Essen ist mir gerade nicht zu Mute, ich will erstmal das Blutspenden hinter mich bringen. Hinter einem, mit zwei Computer ausgestatteten Tisch, sitzen zwei nett wirkende Damen.

Technische Schwierigkeiten beim Anmelden

Vor ihnen ist ein Schild mit der Aufschrift „1.Anmelden" angebracht. Die erste Station. Nachdem ich meinen Ausweis abgegeben habe, treten auch schon die ersten Komplikationen in meinem Vorhaben auf: technische Schwierigkeiten. Dadurch lasse ich mich nicht entmutigen, ich warte geduldig auf meinen Einsatz. Nach einem zehn minütigen Stillstand, in dem nicht nur ich, sondern auch die zwei freundlichen Damen immer nervöser werden, brach Jubel aus: die Geräte funktionieren wieder. „Das passiert hier nicht immer", erklärt Anke Hohage und erfasst die Daten meines Personalausweises.

Wofür wird das gespendete Blut verwendet?

Sie drückt mir einen mehrseitigen Fragebogen in die Hand und schickt mich zur zweiten Station: „Ausfüllen des Spendenformulars". Mehrere aneinandergereihte Tische wurden mit einem Sichtschutz versehen, damit niemand sieht, was der andere angekreuzt hat ­- schließlich handelt es sich um persönliche Daten, die auch im Nachhinein vertrauenswürdig behandelt werden müssen.  Der umfassende Fragebogen ist das wichtigste Instrument, damit beurteilt werden kann, ob jemand für die Blutspende überhaupt geeignet ist. Damit einhergehend ist das Information -und Aufklärungsblatt. Mir wurde gesagt, dass ich mir das vor dem ausfüllen des Fragebogens gut durchlesen sollte. Die Informationen helfen mir, eine weitere wichtige Frage zu beantworten: Wofür werden Blutspenden überhaupt gebraucht? Das gespendete Blut wird bei Operationen mit Blutverlust, bei Unfallverletzungen oder als vorübergehenden Ersatz bei geschädigten Blutzellen, verwendet. Auch zur Behandlung von Neugeborenen, die eine Blutaustauschtransfusion benötigen oder bei der Unterstützung von Heilungsprozessen wird Fremdblut verwendet. Außerdem wird in dem Informationsblatt erklärt, wie ich mich vor einer Blutspende zu verhalten habe. Vor der Blutspende empfiehlt es sich, normale, fettarme Mahlzeiten einzunehmen und reichlich zu trinken. Außerdem sollte der Spender drei bis vier Stunden vorher nicht rauchen und zwölf Stunden vorher keinen Alkohol trinken. Durch die gesetzlich vorgeschriebenen Ausschlusskriterien, soll die höchste Sicherheit für den Spender als auch für den Empfänger gewährleistet werden. Nicht nur die persönlichen Daten oder die Fragen zur Gesundheit werden erfragt, sondern auch zu dem Lebensstil, früheren Erkrankungen, Medikamenten-Einnahme, Impfungen und Auslandsaufenthalte. Nach Beantwortung der Fragen muss der Spender noch eine Einverständniserklärung abgeben.

Bestimmte Menschengruppen dürfen kein Blut spenden

Nachdem ich meinen Fragebogen Wahrheitsgemäß ausgefüllt habe, muss ich zu der dritten Station, den „vertraulichen Selbstausschluss". Ich konnte mich zwischen zwei Optionen entscheiden: Mein Blut soll nicht beim Patienten angewendet werden, und mein Blut kann beim Patienten angewendet werden. Um meine Entscheidung verdeckt preisgeben zu können, wurden beide Optionen mit Barcodeaufklebern versehen. Eine Option kann ich auswählen, die ich dann in das dafür vorgesehene Kästchen klebe. Bei dem vertraulichen Selbstausschluss soll verhindert werden, dass der Empfänger des Blutes keinem AIDS Risiko ausgesetzt wird. Personen, die Medikamenten oder Drogenabhängig sind, bei denen Infektionskrankheiten nachgewiesen wurden, weibliche und männliche Prostituierte, homo- oder bisexuelle Männer, Personen, die in den letzten zwölf Monaten Insassen einer Strafanstalt waren oder auch die Menschen, die mit diesen Personengruppen intimen Kontakt hatten, dürfen kein Blut spenden. Dieses Blut wird dann nicht an Kranke und Verletzte weitergeben, sondern vernichtet.

Eine Blutmischwaage wiegt und mischt das Blut

Die Station „das Arztgespräch“ verläuft für mein Vorhaben Blut zu spenden, leider weniger Erfolgreich. Zunächst sieht der Dr. Hans-Helmut Mahr meinen ausgefüllten Fragebogen an. Erstmal keine Auffälligkeiten. Die Frage, ob ich regelmäßig Medikamente einnehme, musste ich bejahen. Der Atzt sucht auf der „gesperrt Liste“ das Arzneimittel was ich einnehmen muss. Leider war dieses trotz einer langen suche und vielen Bemühungen seitens des Doktors nicht zu finden. „Es ist mir zu riskant, dass sie ihr Blut spenden", teilt er mir mit. Er fordert mich auf, bei der Blutspendehotline anzurufen, um herauszufinden, ob ich trotz des Mittels beim nächsten Mal am Blutspenden teilnehmen kann. Trotzdem darf ich mich mal in dem Raum umsehen, wo das Blut gespendet wird. Mehrere Liegen stehen nebeneinander, daneben jeweils ein großes Gerät. Im Körper eines erwachsenen Menschen zirkulieren etwa fünf Liter Blut. „Das Blut fließt über einen Schlauch in einen sterilen Beutel, der auf einer Blutmischwaage liegt. Die Waage mischt das im Beutel gesammelte Blut und wiegt es gleichzeitig – wenn die Waage 500 Milliliter erreicht hat, stoppt sie automatisch", erklärt Roswitha Wigger, die seit 26 Jahren hauptberuflich im Dienst des Roten Kreuzes tätig ist. Beatrix Claas liegt auf einer Liege und ruht sich noch eben aus. „Ich fühle mich ganz gut, ich kann das Spenden sehr gut vertragen," meint sie zu mir. Sie ist heute zum 50-mal Blutspenden gegangen – ein Jubiläum. Laut ihrer Aussage ist eine gute Mahlzeit sehr wichtig vor dem Blutspenden.  Und wie viele Menschen waren heute in der Jugendbegegnungsstätte Blut spenden? „Also wir hatten heute sehr wenig Organspenden," witzelt Marcus Wiese und zählt schnell das Ergebnis zusammen. 39 Spender waren heute in Dahle und spendeten ihr Blut. Ein wenig geknickt mache ich mich auf den Weg nachhause. „Rufen sie die Blutspender Nummer an", ruft mir der Arzt hinterher. Ja, bei dem nächsten Mal spende ich mit. Alle guten Dinge sind bekanntlich drei.

 

                                                                                                

Von Viola Schütz
Veröffentlicht am 12.12.2017