Poledance - Mein Selbstversuch

Die Pole Garage: v.l. Inhaberin Caroline Lange, Désiree Sophie Schneider und Trainerin Regina Mattenklotz. Foto: Melina Seiler
Stretching an der Stange: Das Warm Up ist unverzichtbar. Foto: Melina Seiler
Das Logo der Pole Garage. Foto: Melina Seiler
Trainierin Regina Mattenklotz erklärt, wie es geht. Foto: Melina Seiler
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Der erste Spinversuch. Foto: Melina Seiler
Übung macht den Meister. Foto: Melina Seiler
Foto: Melina Seiler
Das Studio der Pole Garage Iserlohn. Foto: Melina Seiler

ISERLOHN. Dieses Wochenende hat die Pole Garage aus Hagen ein zweites Studio in Iserlohn eröffnet. Die Schnupperkurse waren ausgebucht. Der elegante Tanzsport erfreut sich großer Beliebtheit, besonders bei Frauen. Doch ist der Tanz an der Stange mehr als nur sexy.

Es riecht leicht nach Desinfektionsmittel. Der Raum ist groß und hell. Die großen Fenster des Industriegebäudes durchfluten das neue Studio angenehm mit Licht. Die Tanzstangen reflektieren sich in der Spiegelwand. Ich wollte schon immer ausprobieren, wie schwer es wirklich ist, sich elegant um eine Polestange zu drehen. In Clubs und Musikvideos sieht es schließlich immer so leicht aus. Alle Teilnehmerinnen der Schnupperstunde sind schon da, die meisten augenscheinlich zu zweit mit ihren Freundinnen. Zusammen beäugen wir die silbernen Stangen voller Neugier. Wie es wohl ist, kopfüber daran herunter zu hängen?

Weit entfernt von elegant und sexy

Soweit sollte es jedoch gar nicht erst kommen. Bevor wir an die Stangen dürfen, wärmen wir uns mit Trainerin Regina erstmal auf. Zuerst ohne und dann dehnen wir uns mit Stange. Es ist vor allem wichtig, die Arme und Schulter richtig vorzubereiten, wie mir Pole Garage Inhaberin Caroline Lange später erklärt: „Poledance ist eine bunte Mischung aus Tanz, Flexibilität und Krafttraining, das besonders in die Arme geht.“ Und genau die trainiere ich sonst am wenigsten. Schnell ist mein Kopf knallrot und meine Hände sind geschwitzt.

Zuerst lernen wir das Laufen um die Stange. Dazu fasst man die Stange weit oben mit ausgestrecktem Arm und geht auf die Zehenspitzen. Doch das ist schon etwas schwerer als vorgestellt. Zu den Zehenspitzen kommen noch gestreckte Beine und eine Hüfte, die möglichst weit von der Stange entfernt sein muss. Nach ein paar Runden geht es. Die zweite Übung ist der „Chair Spin“. Es sieht so aus als setzt man sich auf einen Stuhl. Regina macht es vor. Bei ihr sieht es elegant, sexy und wahnsinnig einfach aus. Man hält sich mit einer Hand weit oben an der Stange fest, mit der anderen Hand drückt man sich auf Bauchnabelhöhe von der Stange weg. Nun dreht man sich um die Stange und zieht die Beine an, sodass man in einer sitzenden Position um die Stange schweben sollte. Doch sehe ich weniger galant aus, wie mir die Spiegelwand offenbart. Ich fühle mich wie ein Koala, der sich unbeholfen zwanghaft an die Stange klammert. So fest, dass ich mich kaum drehe und wegen meiner schweißnassen Hände einfach nur abrutsche.

Es heißt: An der Stange bleiben

Normalerweise reiben wir die Stangen zwischendurch mit Tüchern ab, die mit verdünntem Alkohol befeuchtet sind, damit der Schweiß verschwindet. Auch Händewaschen hilft, um die Hände zu entfetten. Als bei mir nichts mehr hilft, gibt mit Regina einen Tropfen Magnesium auf die Handfläche. Meine Hände werden auf der Stelle trocken. Doch leider sind die nächsten Versuche auch nicht besser als die ersten. Das schwierige am Pole Dance ist nicht der Schwung, sondern die Kraft mit der man sein Körpergewicht an der Stange halten und hochziehen muss. Während sich Regina anmutig um die Stange windet, schlage ich mir mehrmals die Schienbeine an.

Nur die Übung macht den Meister. Caroline trainiert seit über sechs Jahren und wurde letztes Jahr russische Vize-Weltmeisterin. Nach der Studioeröffnung will sie selbst wieder aktiv werden: „Pole Dance ist mein Leben, meine Leidenschaft.“  Leidenschaftlich umklammere ich die Stange, sodass ich nicht herunterrutsche. Die Stange hochklettern. Unsere letzte Übung. Ich stehe in der Luft, Knie fest an der Stange zusammengepresst und halte die Spannung. Geht doch.

Ein spaßiges Ganzkörper-Workout

Erst beim darauffolgenden Stretching melden sich gefühlt jeder meiner Muskeln zu Wort. Oberschenkel, Schultern und Arme schmerzen. Ein Blick in die Runde genügt: Alle sind fertig, doch schmunzeln. Zu Beginn sehen die Übungen witzig aus und es ist sehr anstrengend, doch am Ende fühlt man sich schon ein klein wenig sexy. Pole Dance macht nicht nur Spaß, sondern trainiert den ganzen Körper. Fragt sich abschließend nur: Wo bleibt der männliche Anteil? Nachdem es in Hagen einen männlichen Teilnehmer gibt, hofft Caroline, dass sich in Iserlohn mehr Männer an die Stange trauen. Ihre Worte: „Pole Dance ist für jedermann. Traut euch einfach es mal auszuprobieren. Ich kann nur warnen, die Polesucht kommt schnell.“

Von Désiree Sophie Schneider
Veröffentlicht am 31.10.2016