Regionaler Mittelstand: "Gutes tun hat Tradition"

Auch das Engagement für ökologische Nachhaltigkeit wird von vielen Unternehmen

Hagen. Unternehmerisches Engagement für Umwelt und Soziales wird immer wichtiger - auch im Sinne des Klimaschutzes. Was braucht es dafür bei mittelständischen Unternehmen? BiTSnews befragte Sabine Schneider, Geschäftsführerin der Hagener PR-Agentur black-point communications.

Die UN-Klimakonferenz in Kopenhagen hat die Frage aufgeworfen, inwieweit sich auch mittelständische Unternehmen im Kampf gegen den Klimawandel engagieren können. Ist das aber als Corporate-Social-Responsibility-Thema für die Betriebe in der Region nicht eine Nummer zu groß?

Schneider: Jedes mittelständische Unternehmen kann im Kontext des Klimawandels nachhaltig wirtschaften - beispielsweise beim Thema CO2-Footprint der Geschäftstätigkeit [bzw. dem dabei erzeugten CO2-Ausstoß]. Viele Maßnahmen haben positive Auswirkungen auf den CO2-Footprint. Das fängt an bei CO2-neutralem Drucken, indem man auf dem finanzielle Wege Mittel für Aufforstungen bereitstellt. Oft geht es auch über die Nutzung moderner Recycling-Methoden. Es gibt viele einfache Wege, einen ersten Schritt zur ökologischen Nachhaltigkeit zu tun, aber diese Möglichkeiten bleiben oft ungenutzt.

DAX-Unternehmen übertreffen sich gegenseitig in der Länge ihrer CSR-Berichte - in mittelständisch geprägten Regionen wie dem Sauerland sind Nachhaltigkeitsthemen aber nicht sehr präsent. Was ist der Grund?

Schneider: Die Basis ist eigentlich in allen kleinen und mittelständischen Unternehmen hier in der Region vorhanden. Aber die Unternehmen sprechen nicht gerne darüber. Gutes tun hat Tradition, wird oft auch seit Jahrzehnten gemacht, aber man möchte es nicht zur Schau stellen. Oft erfolgt es auch nicht systematisch. Die Unternehmer werden von Bekannten angesprochen: Könnt ihr etwas für die freiwillige Feuerwehr tun? Könnt ihr unsere Sportveranstaltung sponsern? Das folgt aber keinem festen Prinzip.

Inwieweit gibt es auch im Umweltbereich schon Bemühungen?

Schneider: Auch das Thema Umwelt steht eigentlich schon jetzt auf der Tagesordnung. Zum einen, weil es seit langem Umweltberichte und diverse Zertifizierungen gibt, mit denen die meisten Unternehmen zu tun haben. Umweltzertifizierungen findet man oft auch schon auf den Homepages der Unternehmen - Soziales hingegen kaum.

Wie macht man es den Unternehmen schmackhaft, ihre Aktivitäten zu professionalisieren und zu kommunizieren?

Schneider: Das ist eine schwierige Aufgabe, denn von vielen Unternehmen wird CSR als Add-on gesehen. Das Umweltengagement ist oft bereits mit Kostenvorteilen verbunden, zum Beispiel bei der Wiederverwertung von Reststoffen. Gerade der soziale Aspekt der Nachhaltigkeit wird jedoch nicht als Teil der eigentlichen Geschäftstätigkeit angesehen. Eine Auswirkung auf den Geschäftserfolg wird nicht gesehen, obwohl die nachweislich vorhanden ist. Man kann Kunden binden, man kann seine Reputation als Arbeitgeber stärken. Und das zahlt sich langfristig aus.

Wie sieht eine optimale CSR-Strategie für Mittelständler aus?

Schneider: Das wichtigste ist zunächst eine Bestandsaufnahme. Es müssen die schon vorhandenen sozialen und ökologischen Aktivitäten der verschiedenen Geschäftsbereiche erfasst werden. Was sind Initiativen, die zum unserem Produkt, unserem Unternehmen und unser Philosophie passen? Diese sollte man stärken und ausbauen. Es bringt nichts, sich ein völlig neues CSR-Konstrukt auszudenken und das über das Unternehmen zu stülpen.

Wie sollte sich die CSR-Strategie von der eines großen Unternehmens unterscheiden?

Schneider: In ihrer Ausrichtung gibt es gar keinen Grund, wieso sie sich unterscheiden sollte. Nur wird die Umsetzung drei Nummern kleiner sein. Wenn Banken Millionensummen für die Betroffenen von Naturkatastrophen spenden, dann kann auch ein mittelständisches Unternehmen 100.000 Euro bereitstellen.

Wie sorgt man dafür, dass die CSR-Aktivitäten auch in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird?

Schneider: Einen CSR-Bericht braucht ein mittelständisches Unternehmen nicht. Aber es ist sinnvoll, eine Seite auf der Homepage zu integrieren, das Thema in Imagebroschüre und Kundenmagazin aufgreifen. Viele lokale Medien greifen Nachhaltigkeitsthemen und regionales Engagement gerne auf.

Wie sehen Sie die Zukunft von CSR im Mittelstand?

Schneider: Noch gibt es die Hemmschwelle, nach dem Motto: Tu Gutes, aber sprich nicht darüber. Etwas mehr Selbstbewusstsein wäre angebracht. Es wird noch ein paar Jahre dauern, bis alle erkennen, dass CSR auch positive Auswirkungen auf den Geschäftserfolg hat.

von Wolfgang André Schmitz

Veröffentlicht am 02.02.2010